Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
geklatscht wie in Konstantinopel oder am Sitz der Seldschukenpforte in Konia. Die Geschichte der Kirina Nilufer kam denn auch bei den christlichen Archonten schnell herum, und wenn man bei den Stämmen von dem Mädchen Nilufer sprach, so erzählte man auch nichts anderes.
    Eines Morgens sei sie ganz allein in Jundhissar erschienen, und da sei sie nun und da bleibe sie, habe sie erklärt - kein Wort mehr.
    Natürlich wollte alle Welt etwas von einer Flucht aus Karadschahissar wissen und wunderte sich nun, daß Kira Apollonia nicht ebenfalls einen Ort verlassen habe, an dem ihrer Tochter offenbar Unbill widerfahren sei. Auch munkelte man, daß die vorbildliche Einigkeit im Hause der Asanes sich darüber verflüchtigt habe. Andere wunderten sich über die Gelassenheit Kir Davids und seines Vetters Salmenikos. Jeder hatte seine eigene Meinung, und einig war man sich nur darin, daß Nenuphar oder Nilufer eine unerbittliche Feindin des Hauses Osmans und Malchatuns geworden sein müsse.
    Weniger feindselig schien Kir Salmenikos gegen Karadschahissar gesonnen zu sein, jedenfalls deutete nichts darauf hin, daß sein gutes Verhältnis zu den Osmanen eine Trübung erfahren habe. In bezug auf Nilufer hatte er sich bei Kir David und Kira Apollonia mit der Erklärung begnügt, daß er sie als seine Braut betrachte, und gebeten, sie in ihrer selbstgewählten Zurückgezogenheit zu belassen. Er selbst hatte sich, schicklich wie stets, von Jundhissar ferngehalten, wohl aber die Besatzung verdreifacht und dadurch bekundet, daß er den Schutz der jungen Dame übernommen habe.
    Dies alles fand viel Beachtung und wenig Verständnis, aber zu oft schon hatten die Absonderlichkeiten des Salmenikos Staunen erweckt, um sich zuletzt dennoch für ihn als das Richtige erwiesen zu haben. So hielt man sich also zurück. Wer sollte auch gegen Osman feindlich auftreten, wenn es die Asanes selbst nicht taten?
    Außerdem wurde die öffentliche Anteilnahme von Nilufers Flucht aus Karadschahissar bald auf ein anderes Ereignis abgelenkt.
    Schon die Befreiung des Kir Joannes und sein Erscheinen mit Kirina Ana bei Kir Michael hätten zu jeder Zeit Aufsehen erregt, hatte man ihn doch bereits verloren geglaubt, und wenn nicht das Rätsel um die reiche Erbin der Asanes gewesen wäre, hätten er und seine Braut ohnehin im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gestanden. Nun aber geschah etwas völlig Unerwartetes.
    Die Vermutung hatte freilich nahegelegen, daß die alte Freundschaft zwischen Osman und Kir Michael durch das Todesurteil gegen dessen künftigen Schwiegersohn einen Stoß erlitten habe, doch bis jetzt hatte der Herr von Chirmendschik nichts getan oder auch nur geäußert, was ihr recht gegeben hätte. Die Heirat zwischen Ana und Joannes, nun, nachdem er seine Freiheit wiedergewonnen hatte, erschien allen als eine Selbstverständlichkeit.
    Die Überraschung war auch nicht diese Heirat, sondern das Hochzeitsfest und der Ort, wo es stattfand.
    Der alte Botoniates, der wildeste von Osmans Gegnern, hatte sich erboten, das Fest für seinen Gastfreund Joannes Mazaris in Ainegöl oder - wie er sagte - in Angelokoma, seiner Engelsburg, auszurichten, und Kir Michael hatte eingewilligt!
    Das war die erste sichtbare Auswirkung von Nilufers Flucht und des Joannes Befreiung. Den Archonten erschien sie wichtig genug. Denn war Kir Michaels Macht auch gering, so lag sein Chirmendschik doch inmitten christlicher Besitzungen, mehr noch bedeutete Michaels Betriebsamkeit und am meisten dessen Schritt als erster offener Abfall eines Bundesgenossen von Osman.
    Mit Ausnahme von Kir Salmenikos und Kir David von Jarhissar war denn auch alles, was sich christlich nannte, zu diesem Beilager des armen Vertriebenen mit der Tochter eines wenig begüterten Herrn erschienen. Das Fest war eben nicht nur eine Hochzeit, sondern zugleich eine Versammlung fast der gesamten christlichen Macht an der Grenze.
    Nur die Asanes standen noch abseits.
    Niemals hatte Kir Michael Inöni betreten.
    Dem Tage, da er als Bundesgenosse von Manuel Kontophres und Kalanos Mazaris siegreich einzuziehen gehofft hatte, war jene verhängnisvolle Nacht mit dem Angriff der feurigen Rinder vorangegangen. Gern dachte er nicht an diese Nacht. Und so wäre er in keinem Fall von angenehmen Empfindungen erfüllt gewesen, als er jetzt an der Seite von Chalil Tschendereli, dem Sohn des Stadtherrn und jungen Freunde Osmans, durch dasselbe Tor einzog, dem er einst feindlich gegenübergelegen hatte.
    Es war jedoch

Weitere Kostenlose Bücher