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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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dann noch gesund gepflegt hatte, war sie in der Vorstellung des Umhergetriebenen der feste Punkt in dessen Leben geworden, alles, was er an Gefühlen der Dankbarkeit, Liebe und Anhänglichkeit zu empfinden vermochte, war ihr anheimgefallen, und so ersetzte sie ihm als Geliebte zugleich die verlorene Heimat. Dennoch war er ritterlich genug, um über Anas Auftauchen bei einer Gelegenheit, die ihm überaus gefährlich dünken mußte, zu erschrecken.
    Achmed wiederum war sehr darüber beunruhigt, in dem »vierten« das edle Fräulein von Jarhissar zu entdecken, deren Anwesenheit gewiß nicht den Wünschen des Beys entsprechen könne.
    »Halt nicht erst lange Reden«, fuhr Nilufer ihn jedoch an, bevor er sich überhaupt erst so richtig hatte äußern können. »Daß wir hier fortmüssen, und zwar so schnell wie möglich, das wirst selbst du einsehen!«
    Fast vierundzwanzig Stunden später erhob sich Kir Joannes aus seinem Versteck.
    »Ich höre nichts mehr, Philippos«, sagte er.
    Auch Achmed-Philippos bestätigte, daß nichts mehr von einem Pferdegetrappel zu vernehmen sei.
    »Dann also voran!« meinte der Archont.
    Hätten die vier am hellen Tage den Ermeni überqueren wollen, so hätten sie nicht einen einzigen von Osmans Reitern zu sehen bekommen. Aber Kir Joannes war im ständigen Grenzkrieg aufgewachsen, und darum hätte ihn das Gelingen eines derartigen Leichtsinns mißtrauisch machen können. So hatten sie denn bei Tagesanbruch unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßnahmen am Fuß des Ermeni ein Versteck aufgesucht, um darin tagsüber zu bleiben. Die Stunden waren nicht ohne eingehende Besprechung von Nilufers Eigenmächtigkeit vergangen; aber Kir Joannes wünschte zu sehr, schlecht von Osman denken zu dürfen, um Anas Freundin seinen Schutz zu versagen. Habe Ana nicht ebenfalls Gastfreundschaft in Jarhissar genossen? Dafür, daß Kirina Nenuphar, wie er Nilufer nannte, wohlbehalten ins Elternhaus zurückgebracht werde, würde nicht nur von ihm, sondern auch von Kir Michael gesorgt werden.
    Mit diesem Hin und Her, mit Postenstehen, mit Essen, Trinken und Schlafen war schließlich der lange Tag vergangen. Nichts Verdächtiges hatte sich gezeigt, und erst das unvorhergesehene Pferdegetrappel erschien Achmed und den beiden Mädchen bedenklich. Kir Joannes freilich würde sich eher gewundert haben, wenn alles ohne Zwischenfall abgelaufen wäre.
    Gerade hatte er angeordnet, daß Achmed und er selbst im breiten Abstand voneinander vorausreiten, die Mädchen aber folgen sollen, als sich von neuem ein fernes Geräusch wie von weit ausgreifenden Gäulen vernehmen ließ. Dieses Mal aber von der entgegengesetzten Seite, nämlich im Rücken!
    »Wir werden verfolgt«, rief Joannes, und nun waren auch die anderen davon überzeugt.
    Alle aber hofften, ausgeruht wie sie waren, entkommen zu können. Nur abwerfen lassen dürfe man sich nicht, und mit dieser Gefahr war bei dem schlechten Pfad in der Nacht allerdings zu rechnen. Doch darauf konnte keine Rücksicht genommen werden, und so lagen im nächsten Augenblick vier Menschen vornübergebeugt auf ihren Pferden.
    Schon zog Hoffnung in ihre Herzen. Aber kaum eine Viertelstunde später sperrte eine Wand von Reitern vor ihnen den Weg, und Geschrei von den Flanken und vom Rücken her bewies die Umzingelung.
    Doch so hoffnungslos die Lage auch schien - Kir Joannes war schon in ähnlichen gewesen. So zog er denn sein Schwert und ergriff Anas Zügel.
    »Vorwärts und durch!« rief er und sah gerade noch, daß Achmed seinem Beispiel folgte.
    Was dann geschah, hätte Kir Joannes später in allen Einzelheiten nicht mehr zu sagen gewußt. Er erinnerte sich nur des Klanges von Eisen auf Eisen und eines fremden Gesichtes, ohne zu wissen, ob er getroffen habe. Nur das eine nahm er wahr, daß Ana und er selbst unverwundet entkommen seien. Erst jetzt fühlte er sich nach den Monaten der Einkerkerung völlig befreit, und wenn er auch daran dachte, daß noch eine zweite gefährliche Nacht zu durchreiten sei, so erlebte er doch die glücklichsten Augenblicke seines bisherigen Lebens. Anhalten freilich durfte er nicht. Auch hörte er Achmed hinter sich.
    »Wir sind durch, Ana, durch!« rief er; denn ein Gespräch ließ die Hetze nicht zu, und erst als er die Überzeugung gewann, nichts mehr von den Verfolgern fürchten zu müssen, wandte er sich um.
    Und nun kam Achmed heran; aber ... er war allein.
    »Wo hast du die Kirina, Philippos?« fuhr Kir Joannes ihn an.
    »Ich dachte, sie sei bei Ihnen, edler

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