Malchatun
vornübergebeugten Zuschauers niedersauste. Damit verschwand der Hurtige auch schon mit Bocksprung und sieghaftem Juchzer kopfüber im Wasser. Aber nicht er allein.
Den schweren Mann nahm das Becken ebenfalls auf, mit dem Unterschied freilich, daß er nicht formvollendet mit einem unbedeutenden Spritzer versank, sondern mit Brust und Bauch und allen vier Gliedmaßen auf das Wasser klatschte.
Doch dann lächelte auch ihm das Glück. Denn die Jagd der beiden jungen Burschen ging weiter, und gerade wie der Grollende wieder auf festem Boden stand, rannte Konur, der Verfolgte, an ihm vorbei.
Das war die Vergeltung!
Mil einer Gewandtheit, die man dem breiten Mann kaum zugetraut hätte, stellte er dem übermütigen Bockspringer ein Bein und sandte ihn dorthin, wo dessen Platz war: auf den Boden und zu Füßen des von ihm Mißbrauchten.
Jetzt galt das Spottgelächter denn auch - und mit besserem Recht dem Jüngling, nur daß Konur leider die ihm wiederfahrene Gerechtigkeit nicht nach deren Wert zu schätzen vermochte. Ohne die Vermittlung Besonnener hätte es also leicht Streit geben können. Und niemand konnte wünschen, daß der Friede des Bades gestört werde. Ein Bad hatte immer etwas von einer Moschee.
»Entschuldige dich, Konur«, übertönte jetzt ein Hinzutretender das Gewirr der Stimmen. »Allah sei davor, daß du unseren Zelten einen schlechten Namen machst.«
Ein freundschaftlicher Befehl war das. Doch wie Konur auch darüber denken mochte, zu entschuldigen brauchte er sich nicht mehr. Beim Anblick des Friedensstifters löste vielmehr ein sonniges Lächeln den Zorn auf dem Antlitz des Widersachers. Keinerlei Entschuldigung begehrte er mehr, sondern er wollte nur wissen, ob es ihm vergönnt sei, mit dem Grenzhauptmann Kara Osman zu sprechen.
Er hatte sich nicht geirrt. Doch Grenzhauptmann sei noch immer Ertoghrul Suleimanoghlu, erklärte Osman, er selbst sei lediglich durch die unverdiente Gnade des Sultans zum Kiaja, zum Stellvertreter, ernannt.
Diese Bescheidenheit konnte den anderen jedoch nicht hindern, Allahs Segen auf Seine Kaiserliche Hoheit und den Kiaja herabzuflehen und sich selbst als den neuen Herrn von Eskischehr der Gewogenheit des so Hochbegünstigten zu empfehlen.
»Kir Manuel Kontophres?« verwunderte sich Ertoghruls Sohn und hatte dazu allen Grund, da das Bad als religiöse Stiftung nur den Moslemin offenstand.
»Mahmud Bey«, verbesserte Manuel schnell, und die äußeren Umstände ließen auch ohne Schwierigkeiten feststellen, daß er sich durch kein Zuviel von den anderen unterschied, also der Beschneidung teilhaftig geworden war.
»Ich sehe«, lachte Osman. »Also Mahmud? Und Bey? Sie haben die Belehnung erhalten?«
Bei dieser Frage stieg eine leichte Röte in des Kontophres Gesicht, wenngleich er es als etwas Nebensächliches hinwarf, daß die Formalitäten noch nicht abgeschlossen seien, und dabei eine heitere Bemerkung über die Umständlichkeiten kaiserlicher Schreibstuben hinzufügte.
Beide Männer boten den Anblick körperlicher Kraft. Aber während der nicht ganz so große Manuel weiß und breit durch seine Masse wirkte, schwellten harte Muskelstränge Osmans dunkle Haut. Wie herausgeschnitzt waren sie und als Ursache jeder Bewegung seiner überlangen Arme, seiner hohen Beine und seiner Lenden deutlich erkennbar. Was die zusammengewachsenen Augenbrauen im hakennasigen Gesicht nur vermuten ließen, bestätigte sich: Schwarzes Haar bedeckte den ganzen Leib und vor allem als Mähne die Brust. Weil es Osman widerstrebte, seinem neuen Nachbar den ungebührlichen Bey-Titel zu gewähren, redete er ihn, wie es einem Kontophres zukam, mit »Euer Edlen« an. Auch reizte es des Jüngeren Neugier, von den Schicksalen des Vielgewanderten zu erfahren. Diesen Wunsch nicht sogleich zu befriedigen, war jedoch Manuel klug genug. Ihm genügte es, sich willkommen zu wissen, wenn er zurückkehren würde. Dann hoffte er, Osman mit um so besserem Erfolg für sein Anliegen zu gewinnen. Jetzt zog er sich einstweilen zurück, während Osman und seine Begleiter einer Ecke zustrebten wie Leute, die ihres Zieles gewiß sind.
Ein kleiner, doch stiernackiger Graubart hockte dort auf seinem Teppich. Daß er über die Zeit des Herumtollens längst hinaus war, konnte man sehen. Aber kaum einer hätte in dem anscheinend recht kriegerischen Mann einen Heiligen vermutet. Und doch galt er vielen als heilig.
Es war Kumral oder, wie seine Anhänger ihn nannten, Abdal Kumral, der Heilige Kumral.
Irgendwo am
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