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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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bunten Wolldecken saßen sie. Über den Kumys waren sie längst hinaus und auch über die scharfe Arrjka, den Schnaps der Schnäpse. Das war alles gewesen, was Osman reinen Herzens hatte beisteuern können. Von den Sitten und Gebräuchen der Mongolen hatte der Prophet nie etwas vernommen. Diese Köstlichkeiten zu verbieten war ihm daher nicht vergönnt gewesen.
    Mit dem Wein war das etwas anderes, und Osman hatte sich sehr verwundert, als ein so frommer Mann wie Mahmud der Kontophres aus dem Ledersack, der ihm gebracht worden war, plötzlich Weinkrüge hervorgezogen hatte.
    Natürlich sei Weintrinken eine läßliche Sünde - das fand auch Osman; aber von einem Neubekehrten habe er sich eigentlich eines Besseren versehen, meinte er. Immerhin war es dem Moslim Mahmud gelungen, den Schüler des Scheichs Edebali zu beschwichtigen, und nun hielten die beiden ungeachtet vorher genossener Schnäpse bereits beim dritten Krug.
    Alles übrige ergab sich daraus von selbst.
    »Wer bin ich, Bruder«, sagte Osman gerade, »daß ich dir beim Sultan zu deiner Belehnung verhelfen könnte? Zum Schermugan mußt du gehn. Der kann helfen!«
    »Er kann, aber er will nicht, sonst hätte er es schon längst getan. Was soll mir Schermugan? Du hast das Ohr Alaeddins so gut wie der Verschnittene, Du mußt ihm sagen, dem Sultan, daß uns die Christen schlucken, wenn wir Moslemin nicht Zusammenhalten. Und was will die Pforte dann noch in Sultan Öni?«
    Osman hörte das Land gern »Sultan Öni« nennen. Der Name erinnerte an einen glorreichen Sieg Ertoghruls über Griechen und Tataren. Drei Tage lang hatte Osmans Vater gegen sie am Passe Ermeni gekämpft und sie dann über Ainegöl hinaus bis ans Meer verfolgt. Der ehemalige Sultan aber, der große Alaeddin-Keikobad, hatte als ein Zeichen, daß die ikonische Pforte die Landschaft nimmermehr preisgeben werde, ihren Namen aus Bosöni, Eisvorderseite, in Sultan Öni, des Sultans Vordertreffen, geändert und zugleich Ertoghrul zum Dank für den Sieg mit dem Ort Seraidschik und der Grenzhauptmannschaft belehnt.
    »Ich sage >Sultan Öni<«, rief Manuel. »Ein Hundsfott, wer unserer geliebten Heimat einen anderen Namen gibt! Oh, Land der türkischen Berge und der Wiesen, wie Smaragde so grün«, sang er zur Bekräftigung seiner guten Gesinnung mit einem ganz leidlichen Bariton . . .
    »Ich bin nur der Sohn meines Vaters«, wollte Osman bescheiden einwenden . . .
    »Das ist es eben«, trumpfte Manuel aber dazwischen, »der Sohn des Alten! Des Alten vom Berge«, streifte er lachend Ertoghruls Spitznamen, der an den Häuptling der Assassinen erinnern sollte; »fehlt nur noch die Burg Alamut. Oberster Grenzhauptmann! Man muß sich vor dir verneigen, Bruder Osman.« Und dabei taumelte er auch schon auf und verneigte sich aus den Hüften - sehr tief verneigte er sich.
    Osmans Gedanken aber kreisten wieder einmal um den Stamm. Der war ihm wichtiger als Schermugan und selbst als der Sultan. Den Stamm der Ertoghruler Türken müßte er, Osman, für sich haben, Nachfolger seines Vaters müßte er werden - das könnte den Anfang von vielem bedeuten. Das dachte er, aber trotz Schnaps und Wein sagte er es nicht. >Osmanen<, dachte er und spielte mit dem Klang dieser Silben. Wenn das wäre! Den gepriesenen Vater so zu übertreffen, daß der Stamm seinen, Osmans, Namen annähme!
    Nur in der Lockerung des Weines konnte er sich dieses schier unerreichbare Ziel eines verstiegenen Ehrgeizes eingestehen.
    Aber erst seine Alpe und nun dieser Mann, der doch immerhin die Hauptstadt von Sultan Öni besitze . . . Osman Ertoghruloghlu stelle vielleicht doch etwas vor, und mit dem Sultan könne er ja in der Tat einmal reden . . .
    »Du meinst also, die Christen . . .?« wollte er fragen . . .
    »Die Ungläubigen«, unterbrach ihn jedoch Manuel sofort, »diese unbeschnittenen Ungläubigen - Allah verderbe sie! Da ist der Botoniates auf Ainegöl, der windige Michael auf Chir-mendschik - auf Biledschik und Jarhissar sitzen die Asanes, und in eurem Karadschahissar, das dein Vater - Allahs Segen über den Vater! schon einmal genommen hatte, nisten noch immer weh mir, daß ich mit ihnen verwandt bin! - diese Dreckläuse, die Mazaris, alle unbeschnitten wie das liebe Vieh, einer wie der andere. Und alle miteinander zu unserem Verderben verschworen! Sage selbst, Bruder Osman, kam ich nicht gerade zur rechten Zeit? Sonst wäre Eskischehr in Händen von dieser Rotznase, dem David Asanes, was soviel heißt wie des geschniegelten Kir

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