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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Schranken und die Kette der Leibtrabanten sich auftaten. Manche eifrigen Bewerber jedoch warteten an jedem Tag eines neuen öffentlichen Diwans umsonst auf den Ausruf ihrer Namen. Das waren die, deren Besitz-rechte noch ungeklärt waren und denen sich darum wie in einer Wolke das Antlitz der Hoheit entzog.
    Unter ihnen stand Manuel Kontophres, der einst verbannte Sohn des Kir Aristides, des verstorbenen Stadtherrn von Eskischehr.
    »Es ist immer noch nichts über Eskischehr entschieden«, sagte Alaeddin zu seinem Wesir.
    Sie waren allein in diesem Raum, dessen größter Luxus darin bestand, daß die Fensterrahmen mit Glas von Konstantinopel gefüllt waren. Der Ausblick über die Stadt und die Ebene bis zu den blauen Bergen war das Schönste. Das andere Schöne waren die edlen Teppiche an den Wänden. Sonst befanden sich außer den verhangenen Sofas nur noch ein Tisch mit Schriftrollen und ein Tendur im Zimmer, ein eiserner Korb mit glühenden Kohlen.
    Ungleichen Alters waren die Männer. Des Fürsten zierliche
    Gestalt hatte kaum Mittelgröße. Sein leichtgewellter brauner Bart rahmte ein kluges schmales Gesicht. Bartlos war der Wesir. Sein Kopf mit den weißen Brauen saß auf einer langen, etwas vornübergeneigten Gestalt.
    Der Wesir war ein Eunuche aus Bulgarien. Als die christliche Prinzessin Maria von Byzanz 1258 den damaligen Ilkhan und Dschingisenkel geheiratet hatte, war er mit ihrem Hofstaat nach Täbris gekommen und hatte dort die Gelegenheit zu ergreifen gewußt.
    Mongolisch an ihm war nur sein Name Schermugan. Gegen den hatte er seinen griechischen vertauscht, während von seinem bulgarischen schon viel länger nicht mehr die Rede gewesen war. Um Prinzenerzieher zu werden, hatte er das getan, und jetzt war er der »Barvannah« oder Resident des Ilkhans bei Alaeddin. Er war mehr als das. Der junge Sultan hatte denselben Mann, der ihn im mongolischen Interesse beaufsichtigen sollte, auch noch zu seinem eigenen Wesir gemacht.
    Schermugan war freilich auch alles andere als ein Weiberhüter. Einer jener »Engel« war er, wie Byzanz sie nannte, deren Entmannung einen sowohl christlich-mystischen wie staatsordnenden Sinn hatte. Sehr oft war das Schicksal Ostroms von ihnen als Feldherren und Staatsmänner in glückliche Bahnen gelenkt worden. Schermugan hatte die Neigung seiner Zeit, die inneren Verbände aller Großstaaten bis zu deren Auflösung zu schwächen, als eine natürliche Folge allgemeiner kriegerischer Verheerungen erkannt. Da seine Vergangenheit ihn aber zwang, sich dieser Entwicklung entgegenzustemmen, hoffte er auf den gescheiten und tapferen Alaeddin als auf den Reformator und Wiederhersteller des einst so glanzvollen Seldschukenreichs.
    »Die Herrschaft Doryläum ist dem Salmenikos Asanes auf Belokoma wegen mannigfacher Verdienste so gut wie versprochen«, sagte er jetzt und gebrauchte aus alter Gewohnheit die griechischen Namen, »aber gerade der ist nicht erschienen.«
    »Sagten Sie nicht, daß er seinen Vetter David schickte? Und der ist es ja auch, der die Tochter des alten Kontophres geheiratet hat.«
    »Die Tochter ist ebenfalls hier, freilich auch der Sohn, der verschollene Manuel«, ergänzte Schermugan.
    Salmenikos hatte sich in seiner Enttäuschung nicht entschließen können, statt als umbuhlter Machthaber nur wegen seiner Bestätigung im Besitz Biledschiks zu erscheinen. In seiner festen Stadt fühlte er sich völlig sicher. An der Grenze war er zweifellos auch ein großer Herr. Außerdem hatte er sich am Hofe des regierenden Kaisers Mesud nicht ohne Erfolg um die Gunst fast aller einflußreichen Leute beworben, nur nicht um die Alaeddins, der zu jener Zeit beim Ilkhan in Täbris gewesen war. Den jungen, noch unbewährten Prinzen dort aufzusuchen, hatte Salmenikos nicht für nötig erachtet, und auf diese Weise war ihm Schermugan überhaupt entgangen. Voll eifersüchtigen Mißtrauens starrte er dafür auf die Ertoghruler und den Schwarzen Osman, denen Treue zum Herrscherhause Seldschuks Tradition war. Lange und harte Tage des Zauderns und Erwägens waren es für Salmenikos gewesen, bis er sich schließlich zu dem Entschluß durchgerungen hatte, durch Entsendung seines Vetters David alle Ansprüche seines Hauses aufrechtzuerhalten; durch persönliches Fernbleiben jedoch im Gegensatz zu Osman seinen Wert in den Augen des Prinzen zu erhöhen. Denn dessen, daß Alaeddin den Rat des Herrn von Biledschik nun seinerseits erbitten müsse, glaubte Salmenikos um so sicherer zu sein, als er sich

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