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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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gleichzeitig durch Botschaften an alle Freunde wandte, die er in Mesuds Umgebung am Euphrat besaß, wo der unstete Kaiser einmal in dieser, dann in jener Stadt sein Hoflager aufzuschlagen liebte.
    »Was ist mit Manuel?« fragte Alaeddin.
    Schermugans Rechte hob sich zu einer unbestimmten Geste.
    »Er hat Eskischehr«, sagte er.
    »Weil er es mit Waffengewalt besetzte?« fragte Alaeddin dagegen. »Das bedeutet noch keine Bestätigung durch Unsere Pforte. Ich hoffe, Sie vergaßen das nicht?«
    »Ich freue mich, daß Hoheit sich meines untertänigen Rates noch zu erinnern belieben«, erlaubte sich Schermugan zu schmunzeln. »An die Erbfolge unserer großen Bege zu tasten, können wir nicht wagen«, kam er dann zur Sache, »noch nicht wagen. Wir müssen froh sein, daß sieHoheit die schuldige Ehrerbietung bezeigen. Aber daß wir im Bedarfsfall viel von ihren Aufgaben sehen werden, glaube ich nicht, nicht cher jedenfalls, als wir Land und Leute, die der Pforte unmittelbar verblieben sind, fest in unsere Hand bekommen. Zu diesen Landschaften gehört die Grenze. Dort müssen wir bei den kleinen Herren den Grundsatz wiederherstellen, daß die Lehen auf Lebenszeit verliehen seien. Anerkennen können wir ein Erbrecht überhaupt nicht und in Eskischehr schon gar nicht.«
    »Wohlgesprochen, mein Freund. Was soll uns also Manuel?«
    Wiederum glitt ein Lächeln über Schermugans Antlitz.
    »Der Grundsatz ist eine Klinge von Stahl, doch die wirkt auch in der Scheide, einfach durch ihr Dasein. Wenn Hoheit Ihre weisen Absichten zu früh enthüllen, und sei es auch nur bei einem kleinen Mann, so könnte es die Großen vor der Zeit bedenklich machen.«
    Alaeddin runzelte die Brauen.
    »Wir sollen uns fügen?«
    »Hoheit sollten prüfen« - Schermugan neigte sich über seine Schriften -, »und zwar zuerst diesen Kir Manuel, der immerhin das eine für sich hat, daß er im Besitz ist. Was wir nämlich bis jetzt von ihm wissen, ist wohl vielerlei, aber doch recht unbestimmt. Daß ihn sein Vater davongejagt hat, ist zwar sicher. In seinem Testament >vererbte< der alte Kontophres das Lehen unter ausdrücklichem Ausschluß des Sohnes auf seine Tochter.«
    »Über das Testament ist nicht zu reden«, lehnte sich Alaeddin auf.
    »Gewiß nicht, Hoheit«, räumte Schermugan ein und legte das Schriftstück beiseite, » - es sei denn, wir könnten es später einmal brauchen. Was nun diesen Manuel anlangt, so mag er ja wohl zur reinen Lehre des Propheten übergetreten sein, und das wäre, wie Hoheit zugeben werden, sehr zu begrüßen. Aber war seine Bekehrung echt? Er unterzeichnet sich in seinen Eingaben mit beiden Namen, dem seiner Beschneidung und dem seiner Geburt, was wir nicht einmal rügen dürfen, wollen wir die andersgläubigen Untertanen nicht gegen uns aufbringen. Und es ist eigentlich auch nicht zu rügen, weil er die Pforte sich als einem Neubekehrten wohl nur geneigt machen könnte. Außerdem und darüber erwarte ich noch bestimmte Nachrichten soll er freilich die Schwester Taindschars, des Generalkapitäns der Turkopolen, geheiratet haben.«
    »Turkopolen !« empörte sich der Prinz.
    »Das ist nicht so ausgeschlossen«, lächelte Schermugan, »denn darüber besteht kein Zweifel: Die Söldner - es sollen an zweihundert Mann sein , mit denen er Eskischehr überfiel, sind Turkopolen.«
    »Söldner des Kaisers von Konstantinopel!«
    »Es sind Türken, Hoheit.«
    »Abtrünnige sind es, von Allah verworfen, die um guten Sold den Islam verrieten und den christlichen Afterglauben annahme n?«
    Nicht einen Augenblick dachte Alaeddin daran, daß der Renegat Schermugan sich gekränkt fühlen könne. Den Islam annehmen war ihm etwas ganz anderes, als ihm abschwören. In dieser Auffassung bekundete sich eine Verschärfung der konfessionellen Gegensätze, die der älteren Generation fremd gewesen war. Am Hofe Mesuds hätte man hierfür nur ein Lächeln gehabt.
    »Ich bin nur neugierig«, meinte Schermugan kühl, »wie lange dieser Manuel seine Leute bezahlen kann.«
    »Falls er sie bezahlt!«
    »Hoheit denken an Konstantinopel? Ich kann versichern, die Kassen sind dort ebenso leer wie unsere eigenen. Immerhin sind es, wenn auch leere, so doch kaiserliche Kassen. Falls aber der Kontophres mit dem Soldzahlen aufhört, werden seine Leute plündern, und dann haben wir ihn!«
    Alaeddin war keineswegs überzeugt. Ein Vorstoß der Byzantiner erschien ihm genauso möglich . . . wie er ihn selbst gegen sie plante.
    »Ich denke, es genügt schon jetzt mit

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