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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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der rote Michael zog tief den Atem ein.
    »Da stinkt’s«, sagte er. »Sie machen Pech heiß. Sie wollen sich verteidigen. Verdammt! Und wir haben kein Belagerungszeug.«
    Doch da stiegen blau und weiß die Farben der Asanes am Flaggenstock hoch, und ein Mann erschien auf der Mauer. Der Kastellan nahm das Begehren der kriegerischen Herren entgegen, den Türken Osman ben Ertoghrul mit dessen Leuten und dem Mädchen Marula auszuliefern.
    »Sie müssen stark sein, die da drüben«, erwog der Spitzbart, »sonst hätten sie die Ertoghruler überhaupt nicht aufgenommen. Salmenikos hat nur immer deren Weiber in seine Burgen gelassen. Ich kann es mir gar nicht denken, daß seine Leute anders gehandelt haben sollten.«
    »Unken Sie nicht immer, Kir Michael«, ärgerte sich der Eskischehrer. »Unken? Ich überlege und glaube nicht, daß Osman da drinsteckt, es sei denn, er habe Jundhissar überrumpelt, und die Burgleute seien nun seine Gefangenen.«
    »Das Beste, was sich ereignet haben könnte«, lachte Kir -Manuel. »Dann holten wir uns Osman und zugleich von Salmenikos einen Dank. Möchte sehen, ob der Biledschiker sich dann noch gegen uns sperren würde.«
    Die Antwort aber lautete ganz anders.
    Kein Osman, wohl aber der Burgherr Kir Salmenikos selbst befinde sich in Jundhissar und lade Kir Manuel zu einer Besprechung ein. Zehn Begleiter, die sich unbehindert von der
    Wahrheit überzeugen dürften, seien ihm zugestanden. Kir David Asanes jedoch wolle sich für die Dauer von Kir Manuels Besuch als Bürge für dessen Sicherheit zu den Eskischehrern begeben.
    »Hoffentlich beklagt sich Kir David nicht hinterher«, sagte Manuel gerade und räkelte sich in seinem Armsessel. »Ich werde hier fürstlich bewirtet; aber ich fürchte sehr, daß die da draußen nicht mit allem so köstlich versehen seien, wie Sie es hier drinnen sind, Kir Salmenikos. Bei der Muttergottes von den Blachernen! Selbst in Konstantinopel habe ich keine besseren Palakuntas gegessen als bei Euer Edlen!«
    Der Herr von Eskischehr hatte es seinen Leuten überlassen, die Burg und den Ort abzusuchen und sich selbst mehr dem gerösteten Hammel, dem Geflügel, den Salaten, eingemachten Früchten und vor allem den Weinen gewidmet, die ihm immer wieder eingeschenkt wurden. Schon waren deren Wirkungen zu merken.
    »Auf das Wohl Euer Edlen«, lächelte Salmenikos liebenswürdig zurück, worauf ihm Manuel mit einem vollen Becher Bescheid tat. »Ich hoffe«, fuhr er, der selber nur genippt hatte, dann fort, »daß ich Sie mit allem anderen ebenso zufrieden-gestellt habe wie mit den Palakuntas?«
    »Zufriedengestellt?« wiederholte Manuel. »Das könnte ich nicht gerade sagen, wenn es auch nicht Ihre Schuld ist.«
    »Es ist nicht meine Gewohnheit, fremde Männer zu Dutzenden oder gar Hunderten in meine Burgen aufzunehmen«, erklärte Salmenikos. »Daß Osman nicht in Jundhissar ist, wissen Sie jetzt.«
    »Aber Marula hätten Sie aufgenommen?« erkundigte sich Manuel wie im Scherz.    
    »Ich hätte sie sogar gegen Euer Edlen beschützt«, erwiderte Salmenikos mit unbeirrbarer Höflichkeit.
    »Darf man fragen, was das Mädchen Sie eigentlich angeht?« belauerte der Gast den Burgherrn.
    »Nein, Manuel, das dürfen Sie nicht«, sagte Salmenikos und schenkte dem andern ein. »Trinken Sie lieber, und lassen Sie uns Freunde bleiben.«
    Es kostete ihn einiges, wenigstens äußerlich seine Gelassenheit zu bewahren; denn am liebsten hätte er den wüsten Gesellen hinausgeworfen. Osman hätte das getan, dachte er, ja, mit etwas Ähnlichem solle die junge Freundschaft des Türken mit Manuel in Kutahie jäh geendet haben.
    »Übrigens beschütze ich Scheich Edebalis Tochter tatsächlich -«, gedachte er sich jetzt einen kleinen Triumph zu verschaffen. »In diesem Augenblick, da wir reden, befindet sich Hakim Malchatun in Biledschik.«
    Aber es wurde kein Triumph daraus. Manuel kniff nur seine Augen zusammen und lachte mit größerer Selbstgefälligkeit, als Salmenikos lieb war.
    »Wissen Euer Edlen das so genau?« spottete der Eskischehrer.
    Wie eine glühende Klinge durchstieß den Salmenikos die Frage. Für einen kurzen Augenblick hätte er alles hergegeben, um Malchatun in Sicherheit zu wissen. Manuel freilich bekam nur ein unbewegtes Gesicht zu sehen.
    »Hat man Ihnen anders berichtet?« Salmenikos faßte sich.
    »Genaues nicht«, warf Manuel hin, indes er sich den Bart strich. »Daß sie in Biledschik war, ist gewiß - die Frage ist nur, ob sienoch da ist. Ich würde mich

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