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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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hundertvierzehn.«
    »Mit hundertvierundfünfzig«, sagte Salmenikos, »es können auch ein paar mehr sein. Ich habe nach Biledschik um Verstärkung geschickt«, erklärte er dann.
    »Um so besser!« rief David begeistert. »In Eskischehr sind die Leute diesen Manuel und dessen Kerle übersatt. Kein Mädchen lassen sie ungeschoren, und über nichts ärgern die Burschen sich mehr. Ich sage dir, Salmenikos, wir schaffen es.
    Mit hundertvierundfünfzig schaffen wir es kinderleicht. Pack zu, sage ich dir! Sonst schnappt uns Osman womöglich den Brocken noch fort.«
    »Kaum«, meinte Salmenikos. »Du denkst an deine Pollizza, die gern wieder nach Eskischehr zurück möchte. Aber sie wird wohl noch warten müssen. Osman, meinst du? Nein, mein Junge, Manuel hat seine Zeit gut gewählt. Die Ertoghruler haben ihr Vieh ausgetrieben. Wo sind sie jetzt? Über den ganzen Tumanidsch zerstreut auf den Almen. Ihr Vieh und ihre Weiber können sie nicht im Stich lassen, und überhaupt ist Ertoghrul ein viel zu rechtlicher Mann, um etwas gegen Manuel zu unternehmen, ehe der ihn angreift. Was aber hat Osman? Seine Alpe und deren Anhang, weniger als wir hier zusammen haben.«
    »Aber die vierzig, die noch kommen?«
    »Damit können wir nach Eskischehr hinein. Das glaube ich wohl. Doch Eskischehr ist nicht Biledschik. Die Mauern sind viel zu weitläufig, als daß ich sie so besetzen könnte, wie es sein müßte. Wir wären drin, und Manuel wäre mit mehreren hundert Mann draußen, darunter gut und gern zweihundert Turkopolen.«
    »Turkopolen sind auch nicht unsterblich«, murrte David.
    »Gewiß nicht. Nur pflegt jeder, wenn er fällt, einige Gegner mitzunehmen, und manchmal überlebt einer aus Trotz die Erschlagenen. Weißt du, was das heißt: Söldner, Berufssoldaten? - Unnützes Gesindel zumeist«, gab Salmenikos selbst Antwort; »aber fechten haben sie gelernt, darauf verstehen sie sich. Hinein kämen wir nach Eskischehr, doch Manuels Leute würden uns wieder hinausfegen, und wir könnten von Glück sagen, wenn wir mit einigen Beulen davonkämen -«
    Die Tür wurde aufgerissen, und der Kastellan, ein alter Diener der Asanes, stürmte herein.
    »Sie kommen, edle Herren !« rief er.
    »Wer?«
    »Die Verstärkung. Aber unsere Leute werden von weit überlegenen Kräften gejagt!«
    »Alarm«, befahl Salmenikos. »Alles auf die Plätze. Feuer unter die Pechkessel. Zugbrücke und Tor doppelt besetzen.«
    »Alarm!« schrie der Kastellan und rannte davon.
    »Das ist Manuel!« rief David.
    »Wer sonst?«
    »Und es geht gegen uns!«
    Salmenikos blieb ruhig. »Das wissen wir noch nicht«, sagte er.
    Ein mächtiges sonnengelbes Banner mit dem schwarzen Doppeladler Ostroms wand sich mit schweren Falten im Wind. Gar nicht groß genug hatte Kir Manuel es bekommen können, und daß es ein kaiserliches Banner war, verschlug ihm wenig. Byzanz würde seinem Parteigänger den sonst todeswürdigen Verstoß gegen die Etikette schon nachsehen - der ikonischen Pforte gegenüber bedeutete es und sollte es Abfall und Empörung bedeuten. Kir Manuel hatte also keinen Grund gehabt, seiner Eitelkeit Schranken zu setzen.
    Neben diesem halben hundert Quadratfuß Fahnentuch verschwand beinahe Michael Spitzbarts rote Rose von Chirmenkia. Aber da war sie auch. Und wegen ihrer geringeren Schwere flatterte sie zwar weniger fürstlich, aber um so lebhafter unter dem blauen Himmel und vor Burg und Flecken Jundhissar in Bithynien.
    »Es ist höchste Zeit, daß ein Ende wird«, meinte der Spitzbart, »die Gäule können nicht mehr weiter und unsere Leute auch nicht.«
    »Brauchen sie auch nicht«, beruhigte Manuel.
    »Er ist drin, und wir haben ihn«, war auch der junge Kir Kalanos Mazaris überzeugt.
    »Mir kommt es so vor, als hätten wir zuerst mehr Spuren gesehen und von leichteren Hufen als später«, gab Michael zu bedenken. »Sind die Herren sicher, daß wir auch zuletzt immer noch Osman verfolgten?«
    »Wer sollte es sonst gewesen sein?« gab Manuel zurück. »Na also«, fuhr er fort, als Michael keine Antwort wußte.
    »Ich bin nur neugierig, ob man uns diesen Osman herausgeben wird. Schon ein Skandal, daß eine christliche Burg den Heiden bei sich aufnahm!«
    Eine Trompetenfanfare zerschnitt alle anderen Geräusche. Die Flügel von Manuels Streitmacht hatten sich so weit vorgeschoben, daß ein heimliches Entkommen der Gesuchten nicht mehr zu befürchten war.
    Dennoch rührte sich anscheinend nichts in Jundhissar. Aber der Wind wehte von der Burg dem Gebirge zu, und

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