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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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jedenfalls nicht wundern, wenn sie bei Osman wäre.«
    »Osman -?«
    »Haben der Herr keine Angst - der tut ihr nichts«, grinste der Gast. »Osman befindet sich im Zustande einer jugendlichen Schwärmerei, über die wir beide längst hinaus sind. Oder nicht?« Und dann kam Manuel mit fast unerträglicher Frechheit damit heraus, daß er in des Salmenikos Namen einen Boten nach Biledschik gesandt habe, um Malchatun zur Rückkehr nach Seraidschik zu vermögen, wo Salmenikos krank liege. »Ich sagte mir nämlich«, fuhr er behaglich fort, »wenn sie käme, dann wäre es, wie man so sagt, die Liebe, die sie zu diesem nicht ungefährlichen Wagnis triebe, eine unwiderstehliche Zuneigung zu dem eleganten Kir Salmenikos und vielleicht auch eine ähnliche Empfindung des Edlen Herrn zu ihr.«
    »Kir Manuel -!«
    »Oh, bitte!« wehrte Kir Manuel ab. »Ich leugne gar nicht daß ich Vorteil daraus zu ziehen und mich der Schönen zu bemächtigen hoffe. Ein solcher günstiger Umstand würde auch unser Verhältnis zueinander, Kir Salmenikos, nicht unwesentlich verändern. Meinen Sie nicht, daß Ihnen um dieses Mädchens willen ein Bündnis mit mir nicht mehr so abstoßend erscheinen würde?«
    Gar nicht ernst gemeint waren Manuels Worte. Zu wenig Grund hatte er, auf des Salmenikos Anschluß zu hoffen. Aber er war nicht der Mann, sich eine Wirkung entgehen zu lassen, sei es auch nur die eines Augenblicks, während Salmenikos plötzlich eine Gelegenheit ersah, sich über die Hintergründe dieses Mannes zu vergewissern. Und so sehr war er Herr seiner Züge, daß ehrlicher Zorn bei ihm zu einer Maske wurde, deren er sich, obwohl er die Glut eines aufsteigenden Hasses empfand, kalt bediente.
    »Lassen wir die Kirina beiseite«, zürnte er. »Es ziemt sich nicht, über eine Dame zu reden, wie Sie das tun.«
    »Schöne Kirina das, schöne Dame! Eine Leibeigene.«
    »Ich will das nicht hören! Am allerwenigsten in meinem eigenen Hause!«
    »Von einem mir hörigen Mädchen kann ich reden, wo ich will und wie ich will!«
    »Sic sind ein Narr !!« Mitten im stärksten Ausbruch hielt Salmenikos inne. »Sie sind wirklich ein Narr, mein Lieber«, wiederholte er mit einem fast gutmütigen Überredungsversuch. »Wir sind ein wenig verwandt, Kir Manuel, darum lassen Sie mich Ihnen sagen, was Sie tun. Sie erschweren sich alles, was Sie auch Vorhaben mögen das ist es, was Sie tun. Es ist Ihre Sache, daß Sie sich von der Pforte getrennt haben - doch deswegen sind die Moslemin immer noch eine Macht. Und keines-wegs nur die Moslemin - das ganze Land steht zu Marula, auch die Christen, auch ich.«
    »Vielleicht gab’ ich sie Ihnen - natürlich erst später!«
    Selbst durch diese Unflätigkeit ließ sich Salmenikos nicht überwältigen. Nichts mehr konnte ihm Manuel anhaben.
    »Noch erfreut sich Kirina Marula ihrer Freiheit«, sagte er nur, »und ich rate Ihnen: Beten Sie zur Panagia, zu Unserer lieben Frauen, oder zu Allah oder zu wem, woran Sie sonst glauben, daß es Ihnen niemals gelingen möge, Ihre Hand auf Kirina Marula, die Ärztin, zu legen. Die Blutrache der Stämme wäre Ihnen sicher, und Ertoghrul allein . . .«
    »Worte, Worte!« dröhnte Manuels Lachen dazwischen. »Ertoghrul? Ich verstehe überhaupt nicht, daß Sie sich mit dem so tief einlassen mochten. Der ist doch froh, daß er Sögüd und Seraidschik hat, zwei Plätze, die den Asanes abgenommen wurden, um sie dem Türken zu geben. Der alte Kuhtreiber denkt an seinen Käse und nicht an Mädchen.«
    »Der alte Kuhtreiber, wie Sie ihn nennen, kann heute gut und gern tausend Reiter aufstellen.«
    »Hirten - Viehknechte, leichtes Volk und keine Soldaten!«
    »Tausend Reiter, die ihn keinen Solidos kosten.«
    »Nun, Sie, Kir Salmenikos, könnten sich das doch auch leisten.«
    »Nur daß tausend Mann mich im Gegensatz zu Ertoghrul sehr viel kosten würden, mehr, als meine Herrschaft Biledschik auf die Dauer zu tragen vermag. Und Sie, Kir Manuel, werden den beneidenswerten Stand Ihrer Streitkräfte nicht lange aufrechterhalten können, jedenfalls nicht mit den Mitteln Eskischehrs.«
    Eine Weile blickte Manuel dem Salmenikos stumm in die
    Augen.
    »Eskischehr kann meine Turkopolen nicht bezahlen - das wissen Sie ganz genau«, sagte er dann.
    »Aber nicht genau weiß ich«, parierte Salmenikos, »wie lange der Basileus zur Zahlung gewillt ist.«
    Manuel lachte auf und puffte den andern freundschaftlich in die Rippen. »Da wären wir also«, sagte er. »Aber beruhigen Sie sich: Für eine Weile

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