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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Aufgebot aus anderen Orten der Herrschaft unter dem Befehl des Salmenikos und David an der Verstärkung der Mauern und Türme. Und nun hatte die vorzeitige Geburt von Davids Töchterchen Nilufer die beiden Herren völlig überrascht.
    »Junger Vater!« lachte Salmenikos und beklatschte bei der Umarmung des Jünglings Rücken. »Jetzt hast du zwei Frauen in deinem Haus, die dir über den Kopf wachsen können.«
    »Ich bin noch immer ganz erschrocken«, wehrte sich David, »wenn ich daran denke, was hätte geschehen können, wenn Marula nicht dagewesen wäre. Eine Frühgeburt! Ein Siebenmonatskind!«
    Jetzt gab auch Salmenikos den andern frei.
    »Marula ' Sagtest du Marula?«
    »Denke dir, sie ist noch rechtzeitig nach Biledschik gekommen. Dem Herrn sei Dank!«
    »Das hätte sienicht tun sollen!« rief aber Salmenikos und machte in seiner Erregung einige Schritte in der kahlen Halle. Mochte er immer noch unentschlossen sein daß Malchatun zu ihm gehöre, daß sie sein sei, davon war er tiefer durchdrungen als je zuvor. »Du denkst nur an dich selbst!« schmähte er seinen Vetter. »Apollonia ist jung und gesund, und es gibt mehr als eine Frau in Biledschik, die ihr hätte helfen können.
    Aber was schiert euch die Gefahr, die Marula lief, als sie kam. Es war ja nicht eure Gefahr!«
    »Ich wußte von gar nichts -«, verteidigte sich David unsicher.
    »Wußtest nichts, wußtest nichts!« höhnte Salmenikos. »Daß sich Manuel in der Gegend herumtreibt, wußtest du wohl auch nicht? Sind unsere Reiter zurück?«
    »Zwei -«
    »Und was sagen sie? Dürfte ich vielleicht auch etwas darüber erfahren? Aber natürlich! Wenn ein Bote von deiner Pollizza kommt, ist dir alles andere gleichgültig! Wer sind die zwei?«
    »Der eine ist aus Eskischehr zurück, und dann der Turkmane. Keiner von beiden ist auf Manuel oder dessen Leute gestoßen. Wie fortgeblasen sind die Eskischehrer.«
    »Und wie sieht es in Eskischehr selbst aus? Was sagt der Mann? Ich will beide zwar selbst noch verhören -«
    »In Eskischehr sei alles ausgeflogen, sagt er. Alle turkopolischen Söldner hat Manuel mitgenommen. Er muß über mehrere hundert Mann verfügen. Was meinst du, Salmenikos, gilt das uns? Von Manuel weiß man überhaupt nicht, was er eigentlich ist -«
    »Du scheinst ihn für einen Freund der Ertoghruler zu halten«, spöttelte Salmenikos.
    »Es wäre ja auch eine Schande, wenn christliche Herren
    gegen uns- «
    »Christliche Herren?« fuhr Salmenikos auf. »Wer ist sonst noch dabei?«
    »Der verrückte Michael Spitzbart, und Kalanos Mazaris wurde auch noch genannt. Aber nur für seine Person sei er beigetreten. Die Mazaris von Karadschahissar haben abgelehnt.«
    »Der Kalanos ist ein junger Hund, der immer mitbellen muß, wenn er andere bellen hört«, überlegte Salmenikos, um sich dann zu beruhigen: »Er wird auch nicht mehr Leute aufstellen können als der ausgefranste Michael. Gegen uns?« ging er dann auf Davids Frage ein. »Ich glaube nicht. Jeden-falls nicht, wenn Kalanos dabei ist. Der würde sich versagen. Unser Mann hat gute Arbeit geleistet, wie ich sehe. Tüchtiger Mann!«
    Damit trat Salmenikos an eins der kleinen quadratischen Fenster, die sich zur Straße nach Eskischehr hin öffneten.
    Eskischehr! Über Malchatun hatte er sich beruhigt. In Biledschik sei sie in Sicherheit, beschwichtigte er seine Sorge. Alle seine Gedanken galten jetzt Eskischehr. Als über Manuels Abtrünnigkeit kein Zweifel mehr bestehen konnte, hatte Sultan Alaeddin seinen Vasallen Salmenikos Asanes dessen geheime Ansprüche aus freien Stücken bestätigt und ihn aufgefordert, sich der Stadt bei guter Gelegenheit zu bemächtigen. Fast schien es so, als sei die Gelegenheit da, heute da. »Eskischehr ist so gut wie ohne Verteidigung«, hörte er David hinter sich sagen.
    Jäh wandte er sich um. Ob David etwas wisse? fragte er sich. Geheimnisse auszuplaudern war nicht seine Gewohnheit.
    »Und die Pforte, mein David?« fragte er und las vom Gesicht des Vetters mit Befriedigung ab, daß es sich bei dessen Bemerkung nur um eine Eingebung des Augenblicks gehandelt habe. »Auch vernahm ich noch eben von dir, daß es Schande sei, wenn christliche Herren einander bekriegen«, fuhr er lächelnd fort.
    »Ach was!« widersprach David. »Manuel ist kein christlicher Herr. Und wir wären den Kerl ein für allemal los!«
    »Wären wir?« zweifelte Salmenikos, um dann zu fragen, mit wieviel Mann sie rechnen könnten. David überlegte.
    »Wenn wir alles zusammenkratzen, mit

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