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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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wenn Malchatun für Kir Davids Leute nicht so gut wie eine Angehörige des Hauses Kontophres gewesen wäre und wenn die Ertoghruler sie nicht auf eine andere Weise ebenfalls verehrt hätten.
    Als sie erst zwischen die Parteien getreten war, verlor der Streit darum auch gleich das unmittelbar Bedrohliche. Dafür , redeten alle auf sie ein, und erst als sie sich ihrer Bedränger lachend erwehrte, verebbte der Lärm. »Womit willst du beweisen, mein Konur«, fragte sie, »daß die Verschleierte eine Rechtgläubige sei ?«
    »Alle sagen es«, erwiderte Konur, wobei ihn seine Genossen wacker unterstützten, während seine Gegner ebenso vernehmlich widersprachen. »Also alle?« ging Malchatun auf Konurs Antwort ein. »Ihr habt sie also erkannt?«
    »Wie denn?« schmollte Konur. »Da sie doch verschleiert ist!«
    »Dann schrie sie wohl und rief um Hilfe?«
    So in die Enge getrieben, wollte Konur mit einer Flut von Beschimpfungen gegen die Christen im allgemeinen und die Leute von Biledschik im besonderen beginnen, als ihm Malchatun das Wort abschnitt. »Ich sehe schon«, sagte sie, »die Sache muß aufgeklärt werden. Nur vergeßt nicht, daß ihr Männer seid. Es ziemt euch nicht, in ein Frauenzelt einzudringen und einer Verhüllten den Schleier zu heben. Überlaßt das mir, ich werde euch nicht betrügen.«
    »Kirina . . .«, bat David in einer Weise, die seine Bestürzung kaum verhehlte. »Bitte nicht, Marula!«
    »Was hätte ich zu fürchten?« tat sie erstaunt. »Ich fühle mich sicher im Schutze aller, die hier stehen. Und Sie, Kir David,
    haben — des bin ich sicher - die Wahrheit nicht zu scheuen. — Macht Platz, meine Freunde, und haltet Abstand vom Zelt, während ich mit der Verschleierten rede.«
    Zwei schwarze Klumpen, in denen man menschliche Gestalten vermuten konnte, kauerten in der Zeltecke. Malchatun hatte nicht vergessen, daß David Asanes bei ihrem Entschluß, einzutreten, erblaßt war, auch hatte sie sich an Gefahren gewöhnt, die sie jederzeit überfallen konnten - und so bemerkte sie trotz des plötzlichen Übergangs aus dem Sonnenlicht in die Zeltdämmerung, wie sich unter den Stoffen etwas ballte. Es hatte die Größe einer Faust, und Malchatun zog sofort in Betracht, daß eine Faust auch den Griff eines Messers umspannen könne.
    »Falls Sie etwa zu meinem Empfang einen Dolch bereithalten sollten«, sagte sie darum - und mit Rücksicht auf die Männer da draußen sagte sie es leise -, »so bitte ich die Dame zu bedenken, daß in unserer Nähe sich Leute befinden, die von mir eine Aussage über die Person in diesem Zelt erwarten.«
    Furchtlos näherte sie sich der Gestalt. Doch im gleichen Augenblick huschte das Schwarze an ihr vorbei.
    »Hier kommst du nicht mehr heraus«, sagte die Verschleierte und sperrte den Ausgang. »Wenn ich verloren bin, sollst du es auch sein.«
    »Geh zu deiner Herrin«, verscheuchte Malchatun, weil sie nicht zwischen zwei Gegnerinnen stehen wollte, nun auch die andere. »Sie übertreiben, Daphne Kontophres«, fuhr sie dann fort, während sie sich auf ein Polster niederließ. »Ob Sie verloren sind oder nicht, werde ich bestimmen.«
    »Daphne Kontophres, die bin ich!« rief die Frau mit dem Dolch und riß sich den nutzlosen Schleier herunter. »Wollen Sie etwa behaupten, daß Ihr Türkengesindel mir ersparen werde, was Manuel Ihnen androhte? Wenn die Kerle mich kriegen, komme ich unter die Peitsche.«
    »Es wäre möglich . . .«, schürte Malchatun eine Angst, von der sie wußte, was sie noch wert sein könne.
    »Und nun reizt es dich, mich auf dem Bock zu sehen«, brach es aus Daphne. »Aber ich will nicht - hörst du, Marula? - ich will nicht - nicht von den Männern, Marula . . .«
    Selbst die Gefahr, in der Daphne tatsächlich schwebte, konnte sie nicht hindern, sich als den überaus rührenden Mittelpunkt einer dramatischen Verwicklung zu empfinden. Malchatun merkte das wohl; aber sie zweifelte nicht, daß zuletzt die Angst in der Byzantinerin obsiegen würde. Nur von einer Geängstigten durfte sie das zu erfahren hoffen, was sie wissen wollte und wissen mußte. Daphnes Anwesenheit bei den Asanes konnte eine Drohung für die Moslemin bedeuten.
    »Reden Sie keinen Unsinn, meine Liebe«, sagte sie streng. »Welches Vergnügen könnte es mir bereiten, zu sehen, wie Sie gepeitscht werden. Glauben Sie wirklich, ich würde etwas so Anstößiges betrachten?«
    »Weil du ein Fisch bist!« rief Daphne und vergaß alles über ihrem leidenschaftlichen Begehren. »Oh, ich wäre

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