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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Gefunkel der Lanzen, von den Pferden mit bunt durchflochtenen Mähnen und von den unternehmungslustigen Männern darauf- nichts als ein Summen und eine große Staubwolke, die sich langsam senkte.
    Abseits von dieser Wolke, durch ein Gehölz vor ihr geschützt, standen inmitten einer abschüssigen Waldwiese drei riesige Fichten. Ursprünglich mochten sich mehr als diese gegenseitig beschützt haben; aber drei hatten die andern überlebt und ragten nun wie Fürsten des Waldes selbstsicher am Hang, mit den weit ausladenden unteren Ästen eben noch miteinander in Berührung.
    Das Rinnsal eines Bächleins umkreiste ihr Wurzelwerk, um sich dann aus dem Schatten in der sonnenhellen Wiese zu verlieren. Hier, inmitten von Weite und Begrenzung, lag Malchatun auf ihrem Mantel, den sie über das Bett aus Fichtennadeln gebreitet hatte.
    Sie wartete.
    Keine Ungeduld trübte ihre Zuversicht. Konuralp hatte seine Schuldigkeit getan, und Schweres war ihm nicht aufgebürdet gewesen, als er von ihr zu Osman geschickt worden war. Noch viel, viel lieber als Konur hatte Osman vernommen, daß sie nie geringschätzig über ihn geredet habe und nur Feindseligkeit schuld an derartigen Gerüchten sei. Und nun werde
    Osman kommen - so war es ausgemacht und er werde ihr bleiben, dachte sie, was sie ihm auch immer zu sagen habe.
    Malchatun war Frau genug, einem Menschen und nun gar einem Manne nicht alles zu sagen, was ihm nach ihrer Meinung zu wissen nicht not tue. Edebali schätzte das sehr. Aber wenn sie schweigen konnte, so scheute sie sich ebensowenig, zu reden, wenn es sie an der Zeit dünkte.
    Es war alles vorbedacht. Völlig gelöst war sie - ihrer selbst sich bewußt und ohne quälende Spannung. Erst allmählich kam ihr mit den Gedanken die Verwunderung darüber, daß es so sei. Ihr war, als vermisse sie etwas, wie der Leidende einen sonst gewohnten Schmerz vermißt. Wo sei, dachte sie, diese ziehende Sehnsucht, die sie in der Erwartung des Salmenikos und in dessen Gegenwart nie verlassen habe, und ob es ein Glück ohne ein bißchen Qual überhaupt gebe? Oder sei dies Gefühl einer Sättigung ohne Wunsch und Furcht, dies vollkommene Gleichgewicht, das Glück? - Sie schreckte auf.
    Ein Juchzer gellte. Der gewalttätige Freudenlaut zerriß das leise Atmen von Wiese und Wald. Leicht zogen Malchatuns Brauen sich zusammen, aber dann winkte sie doch mit ihrem Schleier.
    Es war Osman, der sich auf seinem Falben im Schritt aus den letzten Stämmen des Waldes schob. Dann jedoch gewahrte er sie. Das Pferd fiel in Trab, gestreckten Leibes flog es im Sprung über den Bach, und dann parierte Osman es vor dem Mädchen.
    »Ich grüße dich«, sagte Osman und sprang aus dem Sattel.
    »Und ich dich«, erwiderte Malchatun Gruß und Handschlag.
    »So Gott will, geht es gut?«
    »So Gott will, ja.«
    Das war vorerst alles. Dabei hatte er dem Pferd die Vorderbeine mit dem Riemen gefesselt, und nun konnte es zu Malchatuns Maultier auf die Wiese hoppeln oder wohin es sonst wollte. Weit würde es nicht kommen. Und noch immer schwieg sein Herr. Nur hatte er sich zu Malchatun niedergelassen und saß ihr nun gegenüber.
    Was das eigentlich mit der Liebe sei? mußte Malchatun denken. Sie habe einen ganz anderen Osman in ihren Gedanken gehabt, und ob sie sich wohl an diesen neuen gewöhnen würde? Schlecht schaue er freilich nicht aus, und daß er sich herausgeputzt habe, sei zu sehen. Kara Osman, der Schwarze Osman, ja, das sei er mehr als zuvor, da er sich jetzt auch, wie es sich für einen anerkannten Führer zieme, den Kinn- und Backenbart habe wachsen lassen - schwarz umrahmt sei nun sein dunkles Gesicht mit der Hakennase und den starken Brauen. Würdig sei auch der Ehrenpelz, das Geschenk des Sultans, den er offenbar ihr zu Ehren angelegt habe, und die rote Kappe mit dem darumgewundenen weißen Leinenbund eines Herrn gehöre wohl dazu, wie er denn freilich in aller Wirklichkeit ein Herr sei, dawider sei nichts zu sagen. Seine Stattlichkeit könne allerdings in keiner Weise mit der ausgeklügelten Eleganz eines Salmenikos verglichen werden. Was jedoch nicht viel zu bedeuten habe. Die Eleganz allein hätte ihre frühere Vorliebe für den Biledschiker nicht hervorzurufen vermocht. Das habe ganz andere Gründe gehabt, nämlich, daß Salmenikos immer höflich, immer zuvorkommend und stets vollendet in der Form gewesen sei und daß sie sich niemals, in keinem einzigen Augenblick, vor ihm habe fürchten müssen. Vor Osman aber fürchtete sie sich. Jawohl, sie

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