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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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gezollt worden war. Ohne das Ergebnis der imkerischen Bemühungen abzuwarten, hatten sie sich kurzerhand des Mannes als eines erwünschten Führers versichern wollen.
    Nun lag die Leiter am Boden, der fleißige Imker nicht weit davon, während der Sack im Geäst hing und der Bienenschwarm auseinandergestoben war.
    Sowohl für die Biene wie für Kir Manuel wäre es besser gewesen, wenn sie sich trotz allem vertragen hätten. Leider hatten beide zuviel Furcht voreinander. So stach die Biene, was ihr den Tod, Kir Manuel aber einen heftigen Schmerz eintrug. Mit einem Fluch riß der Gestochene den Helm herunter.
    Und dies war der Augenblick, da der Archont das stählerne Gehäuse auch schon wieder fallen ließ, um mit den Händen an seine Kehle zu greifen. Allerdings zu spät. Der Pfeil, den der Helm abgewehrt hätte, stak bereits in der Kehle. Röchelnd rasselte der Schwergewaffnete in die blühende Wiese.
    Auf diese Weise verlor Kir Manuel aus derselben Ursache und zu gleicher Zeit mit der Biene sein Leben.
    Der Pfeil freilich war kein byzantinischer, und mit Manuels Schwager Taindschar hatte er nichts zu tun. Er war ein seldschukischer Pfeil.
    Durch den überraschenden Angriff der ikonischen Streitkräfte wurde die byzantinische Vorhut in die Hochebene zurückgeworfen. Zusammen mit den Flüchtigen stießen die Angreifer mit Taindschars Hauptmacht zusammen. Aber noch Stunden dauerte die Schlacht, ehe das Heer des Basileus nach Taindschars Tod völlig vernichtet war. Von einem christlichen Angriff hatte die Pforte von Ikonium nichts mehr zu fürchten. Groß war Sultan Alaeddins Sieg.

24
    Einunddreißig mit ihm selbst zweiunddreißig Reiter waren es, die Ghundusalp seinem Bruder zuführte. Denn immer noch lag Osman vor Karadschahissar.
    Von Inöni ab hatten die Reiter keine richtige Straße mehr unter den Hufen gehabt, weder die südöstliche nach Kutahie noch die nordöstliche nach Eskischehr. Sie hatten den Saumpfad gewählt, nicht viel mehr als einen Fußsteig, der von Inöni zum Pursuk hinunter führte. Nun aber brauchten sie nicht mehr hintereinander zu reiten. Jetzt hatten sie die Ebene erreicht, jetzt lagen der Fluß und, am jenseitigen Ufer ansteigend, Karadschahissar vor ihnen. Und da sahen sie dasselbe, was die Belagerten auf den Mauern der Festung sahen und sehen sollten:
    Männer mit umwickelten Beinen und zerfetzten Hemden liefen vom Fluß her auf die Ogi-Berge und damit gerade auf die ankommenden Reiter zu. Wie gehetzt rannten sie, wie ums Leben, und doch waren weder Reiter noch Hunde hinter ihnen her. Denn die am Fluß Verharrenden hielten ihre kleinen, zähen Pferde fest im Zügel und sandten den Läufern nur Gelächter und Spottworte nach, die dem Leib nichts anhaben konnten.
    Etwas anders wurde es freilich, als ein emporgehobener Säbel plötzlich in der Sonne zu blinken begann. Einen Augenblick blieb das Funkeln in der Luft hängen - dann senkte sich der Säbel, und nun begann mit Gejohl eine Verfolgung, deren Ergebnis nicht zweifelhaft war: ein Wettrennen zwischen Männer- und Pferdebeinen. Schon wurden die Flüchtigen erreicht und sanken unter den blanken Klingen zu Boden, die Gäule über sie hin, immer weiter, der nächste und noch einer . . . eine blutige Spur hinterließ dieser grausame Ritt.
    Die Zweiunddreißig sahen es mit Staunen, das sich erst in Beifallsgeschrei löste, als Osman auf tänzelndem Roß zum Willkommen ihnen entgegenkam.
    »Mehr konnte ich nicht auftreiben«, wollte Ghundus nach der ersten Begrüßung im Hinblick auf sein geringes Gefolge beginnen.
    Doch Osman unterbrach ihn.
    »Wart, bis wir im Zelt sind«, bat er.
    Ein Hin und Wider war über zwei der Verfolgten entstanden. Auf ihren Beinen hatten sie sich zu den Ghundusleuten durchgekämpft. Mehr im Scherz als im Ernst verweigerten die Neuangekommenen nun die Auslieferung der Gehetzten. Was geschehen solle, wurde Osman gefragt.
    »Sollen wir sie hängen oder nur auspeitschen ?« fragte Konur und gab damit der allgemeinen Ansicht Ausdruck, daß ein so wackeres Verhalten im Dauerlauf eine kleine Bevorzugung der Verurteilten verdiene.
    »Laß sie laufen«, entschied aber Osman, »damit sie erzählen können, wie es Leuten ergehe, die Lebensmittel nach Karadschahissar hineinschmuggeln wollen.«
    Und dann gab er noch einen Befehl, den Ghundus nicht gleich verstand. Bis jedoch Osman den Vorhang seiner Jurte hob, fragte dessen Bruder nichts mehr.
    »Seltsame Spiele treibt ihr hier«, meinte Ghundus nun, »hab ihr keine andere

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