Malchatun
Achtgehen solltest du auf deinen Manuel. Schön achtgegeben hast du! Mitgemacht hast du seine ganze Schweinerei und streunst jetzt wie eine läufige Hündin durch die Gegend, du, der eine göttlichste Kaiserin zur Hochzeit hat gratulieren lassen!«
Daphne hielt es für das beste, den Gewaltigen nicht zu unterbrechen. Doch auch das schien wieder nicht das Richtige zu sein. »Sprich etwas«, zürnte er von neuem. »Aber natürlich jetzt kannst du dein Maul nicht aufmachen.«
»Ich hab’ mir solche Mühe mit dem Asanes gegeben, ganz zuletzt noch . . .«, maulte Daphne nun doch.
»Mit dem David aus Jarhissar vielleicht«, zeigte sich Taindschar unterrichtet. »Was soll mir der David? Auf den Salmenikos kommt es an.«
»Der Salmenikos ist ein Schuft!«
»Mächtig hineingelegt hat er euch«, meinte dagegen Taindschar nicht ohne Anerkennung. »Einen Narren und eine Närrin habe ich geschickt, das hab’ ich!«
»Das hast du doch alles nur von meinen Leuten«, begehrte sie auf. »Einfach gemein finde ich es von ihnen, mich so bei dir zu verpetzen.«
»Deine Leute? Merke dir: deswegen, weil ich sie dir zeitweilig überließ, bleiben sie einzig und allein doch meine Leute. Sei froh, daß es so ist. Sonst stände ich nicht da, wo ich jetzt stehe, nämlich im Begriff, mich zum Herrn von Bithynien zu machen. Wenn euer Verhalten meinen Anweisungen entsprochen hätte, so würden die christlichen Archonten diesseits und jenseits der Grenzen eine Angriffsbewegung den Pässen zu machen. Aber auch so wird Sultan Alaeddin auf keinen andern Gedanken kommen, als daß wir über den Tumanidsch durchbrochen wollen. Große Augen wird die Hoheit machen, wenn sie uns plötzlich weit in ihrem Rücken, in Kutahie oder gar in Konia, entdecken wird. Oder hast du etwas Besonderes bemerkt?«
Auch Daphne wußte es nicht anders. Der Asanes habe Ala-eddin nicht einen Mann über sein Kontingent hinaus zugeführt, da er seine Burgen gegen Taindschar verteidigen müsse, und aus der ähnlichen Erwägung, weil Taindschar ja ohnehin zu ihnen komme, seien der Botoniates und die andern byzantinisch Gesinnten zu Hause geblieben. Erst in Edrenos habe des Bruders Bote Daphne getroffen, und gar nicht mehr ausgekannt habe sie sich mit dessen Führung. Sie sei fast gewillt gewesen, den Boten als einen Verräter zu behandeln.
Nun wisse sie es ja, lachte Taindschar, sehr mit sich zufrieden, bei Daphnes Bericht. Dem Alaeddin möge die Zeit an den Pässen wohl lang werden. Ehe der etwas merke, habe er. Taindschar, längst Karadschahissar entsetzt.
Dennoch wollte er wissen und zwar genau , warum Daphne mit ihrem Auftrag gescheitert sei. Sie aber kannte des Bruders Verschlagenheit. Ihn geradezu anzulügen, wagte sie nicht. Und da auch ihm seine Schwester kein versiegeltes Buch war, hatte er zuletzt die Wahrheit so ziemlich beisammen.
»Auf so läppische Weise alles zu verlieren!« erboste er sich noch einmal. »Selbstverständlich hättet ihr die Belehnung der Pforte haben müssen ich halte es euch eingeschärft, es hätte euch alles erleichtert. Auf dem besten Wege wart ihr. Die Freundschaft mit diesem Osman zumal konnte euch die Geneigtheit der Stämme verschaffen. Auf ein paar Lügen hätte es gerade dir doch nicht ankommen dürfen! Und dann der Salmenikos, ein Mann, dessen Name im Hofregister von Byzanz steht nichts hätte euch zuviel sein sollen, um euch mit ihm zu vergleichen. Und was tut ihr! Ihr verscherzt euch beide. Um was? Um ein Weibsstück, um die Tochter eines Bücherwurms und Augenverdrehers, eines Menschen von der allergefährlichsten Sorte!«
»Aber ich wußte doch nicht . . .«
»So etwas hat man zu wissen! Habe ich euch wegen dieser Malchatun, oder wie man sie nennt, nach Bithynien geschickt? Alles habt ihr mit euren Hurereien verspielt, und wenn du jetzt wieder zu heulen anfängst, dann lege ich dich das schwöre ich dir! übers Knie und gebe dir doch noch die Peitsche, daß dir das Sitzen für lange Zeit schwerfallen soll! Du kennst mich.«
Hastig unterdrückte Daphne die bereits getroffenen Anstalten zu Geschrei und Tränenerguß. Ihr schauderte, weil sie an ihr durch die langen Ritte bereits schwer beeinträchtigtes Hinterteil dachte. Denn an Taindschars gutem Willen, seine Worte wahr zu machen, zweifelte sie keinen Augenblick, nicht einmal an seinem guten Recht. Das Kleid möge er ihr immerhin zerfetzen -das Kleid sei nicht die Haut. Auch verstand sie selbst nicht mehr, was sie an dieser Malchatun, der Urheberin ihres Unglücks,
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