Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
beschert, ein Traum, der ihm so real erscheint wie die Wirklichkeit selbst, und doch so herrlich und prachtvoll, dass er kaum wahr sein kann.
Er sieht ein wunderschönes Mädchen über die Wiese schreiten, gekleidet in ein Gewand aus weißer reiner Seide, durchwirkt mit puren Goldfäden. Ein hauchdünner weißer Schleier weht, von einem lauen Lufthauch getragen, von ihren schmalen Schultern. Ihr Gang ist leicht und schwebend, während sie immer näher auf ihn zu kommt, sodass er endlich auch ihr Gesicht erkennen kann, das von langen, wie golden schimmernden Haarlocken umrahmt wird, die bis weit über ihre Schultern herabfallen. Ihr Gesicht aber ist so zart und ebenmäßig, so wohlgeformt und lieblich anzusehen, dass dem Prinzen dünkt, er habe noch nie etwas so Schönes und Vollendetes gesehen. Ihre blauen Augen strahlen wie Saphire und werden von langen dunklen Wimpern beschattet, ihre Lippen gleichen tiefroten Rubinen, und ihr Lächeln ist so liebreizend, dass ein Engel nicht schöner sein kann. Dieses traumhaft schöne, zarte Wesen kommt direkt auf ihn zu und setzt sich neben ihn ins Gras. Aber dort, wo sie zuvor entlanggegangen ist und wo sie jetzt sitzt, dort sprießen herrlich duftende Blumen hervor, so als ob allein ihre Anwesenheit alles zum Blühen bringt. Doch der Prinz hat nur Augen für ihr liebliches Gesicht und blickt tief in ihre blauen Augen, in denen er zu versinken glaubt.
So schön, wie sie ist, kann sie wohl nur eine Prinzessin sein. Er will die Hand nach ihr ausstrecken, sie berühren, doch vermag er sich nicht zu bewegen. Er ist in diesem Traum wie gefangen. Das Mädchen hingegen scheint seine Gedanken zu erraten. Langsam streckt sie ihre schmale Hand aus, und ihre Finger mit den goldfarbenen Nägeln streichen sacht und zärtlich über seine Wange. Warm und wohlig wird ihm bei dieser Berührung. Er will sie nach ihrem Namen fragen, doch seine Lippen gehorchen ihm nicht, kein Wort bringt er hervor. Aber auch diesmal scheint sie seine Gedanken zu erraten.
Mit einer engelsgleichen Stimme sagt sie: „Ich bin Shiela, die Tochter eines mächtigen Königs aus einem fernen Land.“
Im selben Moment, da er diese Worte vernimmt, verschwimmt ihre Gestalt vor seinen Augen. Er will sie festhalten, sie nicht fortlassen, doch vermag er sich noch immer nicht zu bewegen. Sie verschwindet in einem dichten weißen Nebel, sodass er schließlich nur noch ihre blauen Augen sieht, die schließlich auch gänzlich verschwunden sind.
„Shiela!“
Er ruft ihren Namen laut hinaus und begreift im selben Moment, dass er wach ist und aufrecht im Gras sitzt. Ist es wirklich nur ein Traum gewesen, oder hat er diese wunderbare Begegnung tatsächlich erlebt? – Doch als er sich umsieht, glaubt er noch zu träumen. Zweifellos befindet er sich noch immer am selben Ort, doch alles sieht so verändert aus. Die Wiese, auf der er rastet, ist jetzt von bunten Blumen übersät. Der Wasserfall mit seinen Dunstschleiern ist verschwunden, stattdessen breitet sich ein tiefblauer See vor ihm aus, in dessen Wasser sich der verblassende Mond silbern spiegelt. Es dämmert bereits, und die Sonne wird sich bald über den Horizont schieben. Die großen Bäume stehen jetzt viel lichter und haben gar nichts Unheimliches mehr an sich.
Verwirrt erhebt sich der Prinz. Was ist hier geschehen? Hat er denn nicht gegen einen Ritter gekämpft? – Aber ja, es stimmt, wie zum Beweis stößt er mit dem Fuß gegen die leeren Teile der Rüstung. Seine Waffen liegen noch am alten Platz, und er ist allein. – Oder nein, nicht ganz! Am anderen Ufer des Sees erkennt er eine weiße Gestalt, ein Pferd, eine Schimmelstute, die dort friedlich grast.
Als das Tier ihn dort gewahrt, äugt es neugierig zu ihm hinüber, setzt sich schließlich in seine Richtung in Bewegung und kommt in einem vollendet schönen Trab um den See herum auf ihn zu. Malcolm staunt nicht schlecht ob dieser Erscheinung. Nie zuvor hat er ein schöneres Tier gesehen, von einem so wohlgeformten Bau und anmutiger Schönheit.
Die Stute bleibt direkt vor ihm stehen, sodass er ihren kleinen edlen Kopf bewundern kann, den sie auf einem schön gewölbten Hals trägt. Ihr Fell ist schneeweiß und von einem seidigen Glanz. Die Mähne fällt gleich einem Vorhang in langen Strähnen herab und scheint wie mit Goldfäden durchwirkt, ebenso wie der lange Schweif, der fast den Boden berührt. Die Stute sieht ihn unverwandt an, sodass er den großen Augen, die seltsamerweise bläulich leuchten, gar nicht
Weitere Kostenlose Bücher