Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Alles scheint so ruhig und friedlich, dass der Prinz gar nicht mehr an die Gefahr denkt, eine Gefahr, der er aber unweigerlich entgegenreitet.
Und dieser friedliche Eindruck ändert sich dann auch schlagartig, als er den Waldrand erreicht. Überrascht zügelt er sein Ross. Im ersten Moment weiß er nicht, was sich plötzlich verändert hat, dann begreift er es: Kein Vogel zwitschert mehr, kein Schmetterling flattert von Blume zu Blume, denn es blühen hier gar keine Blumen mehr. Stattdessen ragen alte, verzweigte, knorrige Bäume vor ihm auf, die so dicht stehen, dass kaum ein Sonnenstrahl mehr hindurchzudringen vermag. Entsprechend dunkel ist dieser Wald, und bei seinem Anblick überkommt ihn nun doch ein leichter Schauder.
Worauf will er sich da einlassen? Aber ist es nicht sein vorherbestimmter Weg, den er gehen muss? Eine unerklärliche Macht scheint ihn geradezu in diesen Wald hineinziehen zu wollen, doch als er sein Pferd antreiben will, weigert es sich störrisch, auch nur einen Huf auf diesen Boden zu setzen. Wenn er diesem Weg wirklich weiter folgen will, muss er anscheinend zu Fuß gehen. Doch auch wenn dies einem Prinzen unwürdig ist, zögert Malcolm nicht länger, steigt aus dem Sattel, nimmt Armbrust, Schwert und Dolch zur Hand und betritt diese unheimliche Stätte.
Immer dunkler wird es um ihn herum, je weiter er vordringt. Ein seltsames Wispern scheint in den Wipfeln der Bäume zu hängen, doch es stammt nicht von Vögeln. Kein einziges Tier hält sich hier auf, weder Fuchs noch Hase oder Eule noch Igel, nicht einmal eine Maus; es scheint hier überhaupt kein lebendiges Wesen zu geben.
Aufmerksam achtet Malcolm auf seine Umgebung, er will ja nicht überrascht werden, aber nichts geschieht, absolut nichts, bis es vor ihm plötzlich wieder heller wird und die schimmernde Oberfläche eines Gewässers zu erkennen ist. Das muss der Wasserlauf sein, von dem der alte Mann berichtet hat, und schon bald vernimmt er auch das Tosen des Wasserfalles, dort wo der Fluss von den Felsen herabstürzt. Alles ist so, wie man es ihm berichtet hat, doch scheint er allein zu sein an diesem Ort, völlig allein an einem Platz, der sich für ihn gar nicht so erschreckend zeigt. Es hängt zwar ein Dunstschleier über dem Wasser und macht die Luft trübe, aber wen würde das bei einem Wasserfall verwundern?
Da der Prinz weit und breit keinen Gegner finden kann, ihm durch den langen Fußmarsch aber warm geworden ist, beschließt er hier zu rasten und sich mit dem kühlen Wasser zu erfrischen. Er legt seine Waffen an das grasbewachsene Ufer, nimmt den Hut mit der Fasanenfeder ab und entledigt sich auch seiner Jacke und seines Hemdes. Sich ans Ufer kniend, senkt er seine Hände in das klare kühle Wasser, trinkt es in langen tiefen Zügen. Auf den mittlerweile wieder ruhigen Wasserspiegel blickend, erkennt er sein Spiegelbild und auch das Amulett, das ihm vor der Brust baumelt, und da er die Gelegenheit nutzen und sich waschen will, greift er danach, um es abzulegen. Doch in diesem Moment glaubt er nochmals die warnende Stimme der alten Frau zu hören, die wie aus dem Nichts an sein Ohr zu dringen scheint.
„Ihr dürft dieses Amulett nie ablegen, nie, zu keiner Gelegenheit! Solange Ihr es tragt, wird es Euch beschützen!“
Bei diesen eindringlichen Worten, die in seinem Kopf nachzuklingen scheinen, zögert er, besinnt sich und lässt das Schmuckstück, wo es ist. Er weiß selbst nicht zu sagen, warum er es tut, aber in der nächsten Sekunde hat er auch gar keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen.
Ein großer Schatten, der neben ihm aufs Wasser fällt, schreckt ihn auf, und der Anblick eines in voller Rüstung neben ihm stehenden Ritters, der völlig lautlos an ihn herangetreten sein muss, lässt Malcolm im ersten Moment erstarren. Er ist zu leichtsinnig gewesen und in eine Falle geraten, wie sie tödlicher schon gar nicht mehr sein kann. Ohne Zweifel ist dieser Ritter, dessen Gesicht sich hinter dem Visier seines Helmes verbirgt, der Krieger des Zwerges. Und damit stehen die Chancen des Prinzen in dieser Situation ziemlich schlecht!
Ja, sie sind sogar miserabel, da er hier schutzlos am Boden kniet. Und als der Ritter ohne Vorwarnung wortlos sein Schwert hebt, an dessen breiter Klinge noch das Blut seiner früheren Opfer klebt, scheint Malcolms Schicksal besiegelt! –
Die Situation ist so ernst, dass er nicht einmal dazu kommt, Angst zu empfinden. Er sieht die blitzende Klinge, die voller Kraft geführt wird,
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