Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
mehr ausweichen kann.
Aber gibt es denn überhaupt Pferde mit blauen Augen? Dieses besitzt jedenfalls welche, und dieser Sattel und das Zaumzeug sind aus weiß gegerbtem Leder gefertigt und mit goldenen Schnallen verziert. Fast erscheint es ihm, als ob ihn dieses Tier abholen wolle, als ob es nur darauf gewartet habe, dass er aufwacht. Da er aber zögert, hebt die Stute einen Huf, der ebenfalls mit einer Goldschicht überzogen zu sein scheint, und geht noch einen Schritt auf ihn zu. Wie kann der Prinz jetzt noch zögern, ein solches Tier zu reiten? Trotzdem streckt er erst vorsichtig die Hand nach ihm aus und streicht sacht über die rosa schimmernden Nüstern.
„Was bist du doch für ein wunderschönes Tier“, sagt er dabei leise, ganz in seine Bewunderung versunken. „Ich werde dich Shiela nennen, spricht er automatisch den Namen aus, den er durch seinen Traum nicht mehr vergessen kann.
Wie zustimmend scheint die Stute daraufhin den Kopf zu senken, und der Prinz glaubt plötzlich wieder die Stimme aus seinem Traum zu vernehmen, wie sie ihm zustimmt: „Ihr tut recht daran, diesen Namen zu wählen, mein Prinz. Er ist einer Königin würdig.“
Verdutzt sieht sich der Prinz um, doch da ist niemand, der diese Worte gesprochen haben kann. Er befindet sich allein auf dieser Lichtung am See, völlig allein. Träumt er denn noch immer, dass er Stimmen vernimmt, die gar nicht existieren?
„Wer spricht da zu mir? Gib dich zu erkennen!“
„Aber Ihr habt mir doch gerade selbst den Namen Shiela gegeben, werter Prinz“, spricht die Stimme weiter.
Noch verwirrter betrachtet Malcolm die Stute. Es ist doch völlig unmöglich, dass ein Pferd zu ihm spricht. Oder vielleicht doch …?
Wieder begegnet er dem Blick des Schimmels, dass er sich kaum noch von diesen blauen Augen lösen kann.
„Zweifelt nicht an dem, was Ihr seht und hört, werter Prinz. Es ist wahr, dass ich zu Euch spreche, auch wenn Ihr es nicht erkennt, aber Ihr könnt meine Gedanken hören.“
„Deine Gedanken hören? Aber wieso?“
„Ich bin gekommen, um Euch auf Eurem Weg zu begleiten. Ich bin ein Teil Eurer Aufgabe. Ihr habt den Ritter der Finsternis besiegt und damit Euren Mut bewiesen. Und mit der Lösung des Rätsels im Amulett beginnt nun Eure Suche!“
„Du meinst die Suche nach der wahren Liebe?“
„Ja“, scheint die Stute wieder zu nicken. „Lasst uns aufbrechen, ich werde Euch begleiten.“
Der Prinz of Bannister glaubt immer noch, jeden Moment aus einem Traum zu erwachen, doch dem ist nicht so. Es ist alles Wirklichkeit, was er erlebt, pure Realität, eine Realität, die nicht verworrener sein könnte.
„Gut, so sei es denn!“
Malcolm nimmt seine Waffen auf, besteigt die wunderschöne Stute und reitet mit ihr von dannen, seinem ungewissen und doch vorherbestimmten Schicksal entgegen. Er verlässt den nun hell gewordenen Zauberwald, und es wundert ihn schon gar nicht mehr, dass sein eigener Hengst, den er am Waldrand zurückgelassen hat, verschwunden ist.
***
In den folgenden Tagen, da Malcolm die Schimmelstute ihren Weg selbst wählen lässt, kann er mehr als einmal die Vorzüge dieses Tieres bewundern. Mit unglaublicher Leichtigkeit scheint es geradezu über den Boden zu schweben, egal wie schwer das Gelände zu nehmen ist. Es scheint auch kaum zu ermüden, und wo immer sich irgendwo eine unwegsame Stelle oder eine Gefahr verbirgt, scheint sein untrüglicher Instinkt es ihm schon vorher zu verraten, sodass es jegliche Gefährlichkeit umgehen kann. Mittlerweile empfindet es Malcolm sogar als angenehm, eine Art Gesprächspartner zu besitzen, der ihm lieber ist als mancher Mensch.
Eigenartig empfindet der Prinz es nur, dass er noch immer Nacht für Nacht von jener lieblichen Prinzessin träumt. Seltsamerweise spielt sich dieser Traum auch jedes Mal an dem Ort ab, an dem er sich am Abend zuvor zum Schlafen niedergelegt hat. Kaum dass er eingeschlafen ist, kommt das Mädchen, unterhält sich mit ihm oder sitzt einfach nur da, als ob es ihn bewachen wolle, solange die Sterne am Firmament stehen. Und wenn er ehrlich zu sich selbst ist, so muss er sich eingestehen, dass er sich schon längst in dieses zarte Wesen verliebt hat, das ihm ebenfalls eine nicht gerade geringe Zuneigung entgegenzubringen scheint.
Welches Mädchen im realen Leben kann aber schon mit diesem Traumbild konkurrieren? Immer häufiger ertappt er sich mittlerweile dabei, dass seine Gedanken zu ihr abschweifen, vielleicht weil diese Träume so realistisch
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