Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Der enorme Windzug der mächtigen Schwingen treibt sie sogar noch ein Stück zurück. Dann segelt der Drache in eleganten Kehren immer tiefer, lässt sich vom Wind tragen, und Malcolm ist der festen Überzeugung, dass es nichts Schöneres geben kann, als so dahinzufliegen.
Obwohl sie langsam, aber sicher tiefer kommen, spürt der Prinz noch immer die eisige Kälte, die sich in seine Glieder frisst, und er will nur hoffen, dass seine Lieben durch Decken und Körbe gut genug geschützt sind. Mit aller Kraft klammert er seine Hände um den Strick, den er um den Hals des Drachen gelegt hat. Erst jetzt spürt er die Schmerzen in seiner linken Hand, deren Rücken aufgeschürft und blutig ist, aber er darf nicht loslassen. Auch die Schmarre auf seiner Wange brennt wie Feuer, weil der eisige Wind bösartig hineinbeißt. Tiefer und tiefer gleitet sein Flugtier, durchstößt die Wolkendecke und schwingt sich schließlich wieder im Sonnenschein über Berge, Wälder und Wiesen.
Es ist Malcolm zwar unklar, wie der Drache es geschafft hat, aber er hat mit untrüglichem Instinkt genau die Lichtung wiedergefunden, von der sie vor Tag und Nacht aufgebrochen sind. Genau dort setzt er jetzt auch wieder zur Landung an, die allerdings durch das größere Gewicht ein bisschen holpriger ausfällt. Der Reiter und die beiden Insassen der Körbe werden unsanft durchgeschüttelt, aber alle landen wieder gut auf dem Erdboden.
Nur unter großen Kraftanstrengungen schafft es Malcolm, seine steifen Hände von dem Strick zu lösen. Da der verletzte Handrücken bei dieser Bewegung prompt wieder aufplatzt, kann er einen Schmerzensschrei gerade noch unterdrücken, da Shiela dies ja hören muss. Entsprechend umständlich schafft er es schließlich, die beiden Körbe aufzuschnüren, hilft erst Shiela heraus und lässt sie zu Boden rutschen, dann zieht er auch seinen Sohn hervor und drückt ihn an sich, da der Kleine leise vor sich hin weint. Dann reicht er ihn zu seiner Frau herunter, um selbst absteigen zu können. Noch etwas wacklig schließt er die beiden in seine Arme, kann kaum glauben, dass er sie gesund und munter wiederhat.
Da er Frau und Kind nicht zumuten kann, noch länger in den Körben steckend mit dem Drachen zu reisen, schlägt er unter den Bäumen erst einmal ein Lager auf. Erst jetzt bemerkt Shiela, dass mit seiner Hand etwas nicht in Ordnung ist, da er seine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle hat, als er ihr Bündel, das sie aus der Burg mitgenommen hat, aus dem Korb holt und dummerweise die verletzte Hand benutzen will. Er zuckt zurück und packt mit der anderen zu, doch Shiela steht schon neben ihm.
„Was hast du? Mit deiner Hand stimmt doch etwas nicht!“
„Nicht so schlimm“, will er abwehren, doch sie hat bereits seinen Arm ergriffen und schaut genauer auf seine Hand.
„Das nennst du nicht so schlimm?“, fragt sie entsetzt. „Dein Handrücken ist doch eine einzige große Wunde! – Komm, das müssen wir unbedingt verbinden!“
„Und womit? – Wir haben doch nichts dabei.“
Doch seine Frau lässt sich nicht abwehren, packt kurzerhand den Saum ihres Kleides und reißt ein Stück heraus.
„Wie wäre es hiermit?“
„Aber Shiela, du kannst doch nicht …“
„Wieso nicht? Ich habe es doch gerade getan“, lautet ihre schlichte Antwort. „Und jetzt setz dich erst einmal hier hin und lass mich machen.“
Bei diesen Worten drückt sie ihn sanft, aber bestimmt auf einen großen Stein herunter und holt Wasser vom nahen Bach. Ganz vorsichtig löst sie mit dem feuchten Tuch die Blutverkrustungen, reinigt die Wunde und schlingt ein zweites Stück Stoff, das sie genauso wie das erste aus ihrem Kleid herausreißt, um seine Hand und verknotet die Enden um sein Handgelenk. Auch das Blut in seinem Gesicht, das von dem Gesteinssplitter stammt, tupft sie vorsichtig weg. Schließlich hält er ihre Hand fest und küsst zärtlich ihre Handfläche.
„Danke, meine süße Blume.“
Sie blickt ihm in seine blaugrauen Augen und ihre Stimme ist fast nur noch ein Flüstern, als sie sagt: „Du hast so viel für uns getan, Liebster, so viel riskiert, da ist das, was ich für dich tun kann, doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
„Shiela, du bist mir das Liebste, was ich habe! Du hast mir einen Sohn geschenkt und verwöhnst mich mit deiner Liebe! Wie kannst du da behaupten, dass du nichts für mich tust?“
„Aber du riskierst immer wieder dein Leben und …“
„Die Hauptsache ist doch, wir sind zusammen,
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