Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
sie sich in einen noch weiter entfernten Teil der Burg, sodass es für Malcolm immer schwieriger wird, nicht die Orientierung zu verlieren. Es folgt noch eine kurze Treppe, dann steuern sie das Ende eines Ganges an, von dem aber noch weitere Türen abzweigen. Ihr Verfolger kann nur hoffen, dass er von dort nicht eine böse Überraschung zu erwarten hat, denn er kann sich ja nicht die Zeit nehmen, die Räume zu durchsuchen. Doch als die beiden Wachen stehen bleiben, erkennt er die große Gefahr, in der er sich befindet. Wenn jetzt beim Öffnen der Tür sich einer der beiden umdreht, wird er entdeckt.
Sofort zieht sich Malcolm zurück. Soll er in einen der Räume verschwinden, von denen er nicht weiß, was ihn darin erwartet, oder soll er besser wieder die Treppe hinunterlaufen? Seine Entscheidung fällt im Bruchteil einer Sekunde für die Treppe, er will nicht so kurz vor dem Ziel Gefahr laufen, entdeckt zu werden. Doch nur zwei Minuten später muss er diese Entscheidung auch schon wieder bereuen, denn ein ganzer Trupp Wächter kommt ihm entgegen, sodass er es gerade noch schafft, in einen Gang abzubiegen, der ihn allerdings wieder von dem Raum entfernt, in dem Shiela sich wohl aufhalten muss.
Mindestens eine viertel Stunde wartet der Prinz ab, um sicher zu sein, dass sich die Wachen weit genug entfernt haben, doch auf dem Rückweg macht er einen Fehler, biegt in den zahllosen Gängen wohl einmal falsch ab und muss plötzlich feststellen, dass er sich viel zu weit von dem Raum entfernt hat, zu dem er eigentlich will. Als ihm das klar wird, weiß er aber auch, dass er sich wahrscheinlich schon hoffnungslos verirrt hat. Jetzt noch den direkten Weg zurückzufinden, ist wohl unmöglich!
Wütend über sich selbst, macht er sich auf die Suche nach dem richtigen Gang, wohl wissend, dass er jederzeit erneut auf Wachen treffen kann. Aber es bleibt ihm nichts anderes übrig, als schlichtweg zu suchen, auch wenn er dadurch sehr viel Zeit verliert. Leise schleicht er durch die schwach erhellten Gänge, lauscht dabei auf jedes noch so kleine Geräusch, bis er plötzlich eine Stimme hört, ganz leise nur, aber er ist sich sicher, das kann nur seine Shiela sein.
„Sie singt“, murmelt er leise vor sich hin. „Aber wieso?“
Vielleicht singt sie für Michael, denkt er dann, aber nein, sie muss einen anderen Grund haben. – Und dann glaubt er es plötzlich zu wissen. Sie will ihm den Weg weisen. Das muss es sein! Und so konzentriert er sich auf die Stimme, der er so immer näher kommt. Nur eine Tür noch scheint ihn von ihr zu trennen, von seiner großen Liebe! Doch als er die Hand auf die hohe Klinke legt, lässt sie sich nicht öffnen. Die Tür ist verschlossen! Aber sicher doch, der Wächter vorhin hat ja einen Schlüssel aus der Tasche gezogen.
Noch immer hört er Shielas liebliche Stimme, als sie plötzlich abbricht. Hat sie bemerkt, dass sich jemand an der Tür zu schaffen macht? Einen Moment zögert er, dann versucht er nochmals die Klinke herunterzudrücken, aber es geht nicht.
„Wer ist da?“, ertönt ihre Frage von drinnen.
Wenn jetzt jemand bei ihr ist, hat er sich bereits verraten und so antwortet er gedämpft: „Shiela! Ich bin es, Malcolm!“
Er hört ein Schluchzen, ein lautes Seufzen und dann Weinen.
„Shiela, was ist mit dir? Was hast du?“
„Nichts, Liebster, nichts. Ich bin nur so überglücklich, dass du da bist!“
„Da schon, aber ich kann die Tür nicht öffnen! Kannst du es von drinnen?“
„Nein! Es geht nicht. Man braucht dazu einen Schlüssel, den der Wächter bei sich trägt. Er besteht aus zwei Teilen, die gleichzeitig in die beiden kleinen tropfenförmigen Löcher gedrückt werden müssen, die du unter der Klinke siehst. Und das geht auch nur von deiner Seite aus.“
Ihre Stimme wird von weiteren Schluchzern fast erstickt, sodass Malcolm ihr Leid fast das Herz zu zerreißen droht, doch kommt ihm dadurch auch eine Idee. Die beiden Löcher sind klein und tropfenförmig, daran besteht kein Zweifel. Vielleicht so klein und tropfenförmig wie Tränen?
Eigentlich eine verrückte Idee, aber eilig holt er den Lederbeutel unter seinem Hemd hervor, sucht die beiden tränenförmigen Perlen heraus, und steckt die eine von rechts und die andere von links kommend gleichzeitig in die beiden winzigen Löcher, drückt mit den Fingern nach und wartet in atemloser Spannung, als auch schon ein leises Klicken ertönt. Die Tür springt tatsächlich auf. Jetzt kann er sie langsam nach innen
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