Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
den blutigen Pfeil zur Seite, öffnet rasch sein Hemd, das sich bereits rot färbt. Ihr wird fast übel, als sie das Blut aus der hässlichen Wunde pulsieren sieht, doch dann gewinnt ihr nüchterner Verstand die Überhand. Sie reißt ein Stück Stoff aus ihrem Kleid und presst es kräftig auf die Wunde, bindet es mit seinem Hemd fest und zieht dabei verwundert das Tuch hervor, ihr Tuch, das er die ganze Zeit seit ihrer Entführung bei sich getragen hat – ein Beweis seiner Liebe!
„Oh, Malcolm, Liebster! Du schaffst das! Ich hole Hilfe!“
Obwohl er es nicht spüren kann, küsst sie ihn liebevoll auf die blassen Lippen, kämpft sich auf die Füße, lässt ihr Pferd stehen und schwingt sich ganz undamenhaft auf den Rücken seines Pferdes hinter ihren kleinen Sohn, der ja noch nicht alleine reiten kann.
„Mama, was ist mit Papa? Warum kommt er nicht?“
Shiela glaubt, ihr Herz müsse sich verkrampfen, als sie diese Worte ihres Kindes hört. Entschlossen packt sie die Zügel und treibt das Pferd an.
„Papa kommt später nach“, stößt sie noch hervor, dann hat sie nur noch Augen für den Weg zum Schloss, in der großen Hoffnung, sich nicht zu verirren, weiß sie doch, dass jetzt jede Minute zählt, wenn sie ihrem Mann das Leben retten will.
Wie in Trance legt sie den Weg zurück, ohne bewusst irgendetwas wahrzunehmen. Fast erscheint es ihr selbst wie ein Wunder, als vor ihr der Hügel mit dem Schloss der Bannisters auftaucht, ihrem Zuhause.
„Gleich sind wir da, Michael, gleich haben wir es geschafft.“
Zum Glück haben die Wachposten aufgepasst, sehen sie bereits den Hang herauftraben und öffnen das große Tor, da einer der Männer sie auch aus der Ferne erkannt hat. Doch es ist der alte König selbst, dem sie vor dem Portal vom Pferd herunter fast in die Arme fällt, sodass er sie auf die Stufen niederlässt.
„Mein Gott, Kind, was ist denn geschehen?“
Entsetzt starrt er auf ihr schmutziges, zerrissenes Kleid, auf das Blut an ihren Händen und streicht ihr das wirre Haar aus der Stirn. Völlig außer Atem muss sich seine Schwiegertochter erst etwas beruhigen. Immer mehr Soldaten und Wachen finden sich im Schlosshof ein. Jemand hat den königlichen Leibarzt geholt, doch Shiela wehrt jede Hilfe ab.
„Malcolm“, stößt sie hervor. „Er ist verletzt! Schwer verletzt! Er braucht Hilfe! – Man hat auf ihn geschossen!“
„Wo mein Kind? Wo?“, will der König wissen, doch Shiela weiß nicht, wie der Ort heißt.
„Ich kann Euch zu der Lichtung hinführen“, stößt sie hervor, quält sich wieder hoch und auf die Füße und wendet sich an den Hauptmann der Soldaten, der direkt vor ihr und dem König steht. „Schnell, Eure Männer müssen aufsitzen, ich zeige Euch den Weg!“
Dabei greift sie bereits wieder nach den Zügeln ihres Pferdes.
Doch der König hält sie fest: „Aber Ihr könnt doch nicht schon wieder so …“
„Aber es geht um Malcolms Leben!“
Ihre Stimme überschlägt sich fast vor Sorge. Sie ist völlig verzweifelt.
„Majestät, wie lauten Eure Befehle?“, schaltet der Hauptmann sich in diesem Moment ein.
Nur einen Blick noch wirft der König auf seine Schwiegertochter, dann befielt er: „Sofort aufsitzen, Hauptmann! Und lasst mein Pferd bringen! Und Ihr kommt auch mit!“, wendet er sich an den Arzt, der bereits mit seiner Tasche bereitsteht.
„Sehr wohl, Majestät!“
Es vergeht kaum eine Minute, schon steht ein ganzer Trupp Soldaten im Schlosshof bereit, das Pferd des Königs wird vorgeführt, und eine Hofdame bringt der Prinzessin einen Mantel, den sie ihr über die Schultern und das arg in Mitleidenschaft gezogene Kleid legt, und nimmt den kleinen Kronprinzen entgegen, der leise vor sich hin weint, da er die ganze Aufregung nicht begreift und seinen Vater vermisst. Ein Diener hilft Shiela wieder auf das Pferd, das sie wie zuvor im Herrensitz besteigt, doch niemand findet ihr Verhalten in dieser Situation anstößig.
Ohne einen Befehl des Königs abzuwarten, setzt sich Shiela an die Spitze der Reitergruppe, treibt ihr Pferd voran, als wolle sie es zu Schaden reiten. Nach ihrem Gefühl müssten sie die Lichtung längst erreicht haben, doch für sie sieht hier im Wald auf einmal alles so gleich aus. Verzweifelt hält sie ihr Pferd an, blickt sich suchend um und bricht in Tränen aus.
„Ich weiß es nicht mehr“, schluchzt sie auf. „Ich weiß nicht mehr, wo es war!“
„Ganz ruhig, mein Kind“, spricht ihr der König Mut zu. „Überlegt ganz in Ruhe, wo
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