Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
er kann sich kaum vorstellen, was sein Gegenüber da durchleiden musste. Aber ihn für seinen Lebenswillen zu verachten, nein, das kommt für ihn gar nicht infrage. Und das sagt er ihm auch offen. Fest ergreift er seine Hand und drückt sie, als Saphira gerade wieder den Raum betritt.
„Danke, meine Liebe“, lächelt Michael, glücklich darüber, dass er ihren Bruder retten konnte.
In die eine Tasche greifend, zieht er ein schmales, scharf geschliffenes Messer hervor, das sich sehr gut zum Rasieren eignet, und legt es zu den neuen Kleidungsstücken. In aller Ruhe lässt er Jonathan Zeit, etwas zu essen und sich nach der Aufregung zu beruhigen.
Dann bringt er ihn wie versprochen zum Brunnen, damit er sich wieder in einen Menschen verwandeln kann. So kann Jonathan schon bald wieder gewaschen, neu eingekleidet und rasiert seiner Schwester gegenübertreten, die ihn überglücklich in die Arme schließt. Doch seine eingefallenen blassen Wangen, die tief in den Höhlen liegenden Augen und die um seinen abgemagerten Körper schlotternde Kleidung zeigen nur zu deutlich, was er in den letzten Wochen durchgemacht hat. Auch muss er sich schnell wieder setzen, kann sich noch nicht wirklich auf den eigenen Beinen halten.
In demselben Raum, in dem sie schon zuvor zusammengesessen haben, berichten Saphira und Jonathan ihrem Retter, wie sie in diese missliche Lage gekommen sind. Immer wieder muss der Prinz eine Pause einlegen, als er von dem gemeinen Überfall von König Roderick auf das Schloss und dem missratenen Kriegszug, der ein einziger Hinterhalt gewesen ist, erzählt, bei dem das Königspaar ermordet worden ist. Die Prinzessin bricht bei diesen Worten wieder in Tränen aus, sodass Michael sie automatisch an sich zieht und zu trösten versucht.
Ihr Bruder bemerkt dabei sehr wohl den zufriedenen Gesichtsausdruck seines Retters und glaubt diesen auch richtig zu deuten, aber er sagt nichts dazu. Solange er nicht weiß, ob seine Schwester die Gefühle des Prinzen erwidert oder nicht, wird er sich zurückhalten.
„Nachdem man uns gefangen genommen hat“, berichtet Jonathan weiter, „hat Roderick, dieses Scheusal, das Schloss dem Erdboden gleichmachen lassen. Fragt mich nicht, wie er das geschafft hat, aber kein Stein ist auf dem anderen geblieben. Wir haben alles verloren, das Schloss, das Reich und sogar unsere Eltern. Was sollen wir jetzt noch mit unseren Titeln?“
„Ihr seid beide am Leben, Prinz! Und Ihr seid beide unverletzt! Das ist doch schon eine ganze Menge!“, versucht Michael die Geschwister aufzumuntern. „Ich möchte Euch einen Vorschlag machen, Prinz Jonathan, kommt doch beide mit mir in das Reich meines Vaters, in das Reich of Bannister. Ich bin mir sicher, wenn Ihr Euch erst etwas erholt habt, werdet Ihr die Sache anders sehen. Ihr besitzt noch immer das Land und müsst nur die Kraft und den Mut finden, alles wieder aufzubauen.“
„Ein Neuanfang …?“
„Ja, warum denn nicht? Das Volk steht doch bestimmt hinter Euch, denn nachdem, was ich bisher über Euren Vater gehört habe, ist er doch ein gütiger König gewesen …“
In diesem Moment schluchzt Saphira vernehmlich, richtet sich auf und schaut ihren Bruder aus verweinten Augen an: „Bitte, Jonathan, lass uns doch mit ihm gehen. Ich vertraue Michael!“
„Ich vertraue ihm auch, Schwesterchen, aber wir stehen schon tief in seiner Schuld und …“
„Prinz Jonathan, macht Euch doch darüber keine Gedanken! Meine Einladung gilt! Und ich spreche damit auch für meinen Vater, König Malcolm.“
„Bitte, Jonathan, lass uns mit ihm gehen.“
Der Prinz sieht den flehentlichen Ausdruck in den Augen seiner Schwester und kann nun gar nicht mehr anders, als Michaels Angebot anzunehmen.
***
Als Jonathan Prinz of Chesterfield irgendwann erschöpft, aber gesättigt einschläft, gibt Michael dessen Schwester ein Zeichen ihm zu folgen. Erst in der Halle erklärt er ihr dann, was er vorhat.
„Wollt Ihr mir helfen, alle nützlichen Dinge zusammenzutragen, die wir hier im Schloss finden? Vor allem Kleidung, kleinere Waffen und alles, was noch essbar ist?“
„Ja, gern, Prinz Michael. Ich weiß ja, mein Bruder braucht jetzt Ruhe, damit er wieder zu Kräften kommt.“
„Genau, und in der Zeit können wir beide alles für einen Aufbruch vorbereiten.“
„Ja, aber –“, sie stockt einen Moment, „lasst uns bitte zusammen gehen. Ich habe schreckliche Angst in diesem verlassenen Schloss.“
Er sieht in ihre sanft blickenden braunen Augen und
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