Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
völlig verlasen, wir können uns also bedienen.“
„Verlassen?“, wiederholt sie fragend. „Aber wieso verlassen? Mein Bruder muss doch noch hier sein! Roderick hat ihn mir doch gezeigt!“
Sie hat sich aufgesetzt und sieht ihn hoffnungsvoll an, doch kann er ihr keine bessere Nachricht bieten und schüttelt leicht den Kopf. Für die Prinzessin bricht erneut eine Welt zusammen, hat sie ihrem Bruder doch immer sehr nahe gestanden. Weinend wirft sich Prinzessin Saphira an seine Brust, sodass er gar nicht anders kann, als sie fest an sich zu drücken, ihr über die seidigen braunen Haare zu streicheln und sie so zu trösten. Schließlich richtet sie sich schluchzend wieder auf und rutscht ein Stück zurück.
„Entschuldigt bitte, Prinz Michael, aber mein Bruder muss hier in dem Schloss sein, wahrscheinlich in einem der Kerker als Gefangener!“
Verzweifelt sieht sie ihn an, doch schüttelt er nur leicht den Kopf und erklärt: „Das kann nicht sein, Prinzessin. Ich habe das ganze Schloss durchsucht, auch den Kerker mit seinen zahlreichen Verliesen, aber außer Euch und der Alten, die Euch betreut hat, habe ich niemanden gefunden! – In diesen Mauern ist niemand mehr.“
„Aber König Roderick hat mir meinen Bruder doch selbst gezeigt! Er wollte mir dadurch alle Hoffnung nehmen, damit ich sehe, dass mir mein Bruder nicht helfen kann. – Er hat mich weit nach unten in den Kerker geführt. Er muss sich da unten hinter Gittern befinden!“
Der Blick ihrer braunen Augen zwingt ihn geradezu dazu, ihr zu glauben, und so fragt er nach: „Konntet Ihr Euch vielleicht den Weg merken?“
Doch sie verneint, und es scheint ihm fast, als wolle sie wieder in Tränen ausbrechen.
„Es waren einfach zu viele Gänge und Treppen, ich kann mich nicht erinnern.“
„Schon gut“, will er sie beruhigen, „lasst mich mal überlegen. – Der Kerker war auf jeden Fall leer, nicht einmal Wächter habe ich vorgefunden.“
Saphiras blaue Augen hängen geradezu an seinen Lippen, denn sie hat doch immer noch Hoffnung, ihren Bruder zu finden. Vor seinem inneren Auge geht Michael nochmals den Weg ab, und dann fällt ihm etwas ein.
„Moment mal, ich bin in einem Gang gewesen, der schon nach zwei Metern geendet hat, und es schien mir so, als ob die Wand dort nachträglich eingefügt worden sei. Der Lehm in den Fugen war noch nicht ausgetrocknet.“
„Mein Gott!“, stößt die Prinzessin hervor. „Ihr wollt doch damit nicht etwa sagen, dass man meinen Bruder dort unten eingemauert …“
Sie bricht voller Angst und Entsetzen über ihre eigenen Gedanken ab und schlägt eine Hand vor den Mund, schüttelt ungläubig den Kopf.
„Noch wissen wir nichts Genaues, Saphira. Ich werde nochmals hinuntergehen und mir die Wand genauer ansehen.“
Aus großen angstvollen Augen sieht sie zu ihm auf: „Nein, lasst mich bitte nicht allein! Bitte lasst mich mitgehen!“
Sie streckt ihm bittend ihre Hände entgegen, trotzdem lehnt er ihren Wunsch ab. Leicht schüttelt er den Kopf.
„Aber Prinzessin, ich weiß doch nicht, was ich dort vorfinden werde. Es ist besser, Ihr wartet hier auf mich.“
Doch das lassen ihre Nerven anscheinend nicht zu. Voller Angst umklammert sie seinen rechten Arm und will ihn nicht weglassen. Er muss einsehen, dass er ihr mit Vernunft nicht beikommen kann und sie wohl oder übel mitnehmen muss.
„Also gut, Prinzessin, bleibt aber bitte hinter mir, falls sich doch noch jemand dort unten aufhält, dem an Eurer Flucht nicht gelegen ist.“
Sie nickt und haucht ein leises „Ich danke Euch“ über die Lippen.
Dicht hinter Michael gehend, steigen die beiden so die Treppen zum Kerker hinunter und erreichen den tief unter der Erde gelegenen Schlossbereich, den der Prinz schon zuvor durchquert hat, sodass er sich auszukennen glaubt. Zielstrebig schlägt er den Weg hinunter zu den ganz unten gelegenen Verliesen ein. Unterwegs zieht er eine Fackel aus einer Wandhalterung, um den Weg ausleuchten zu können, und nimmt auch eine der Streitäxte mit, die am Eingang zum Kerker wohl für die Wachen hier ebenfalls in Halterungen stecken.
Noch einmal schaut er hinter jeder Gittertür nach, ob er vielleicht einen Gefangenen übersehen hat, doch alle Zellen sind leer. Mindestens eine halbe Stunde vergeht so, während Saphira jeweils in den dunklen Gängen stehen bleibt und auf ihn wartet.
„Also hier unten ist niemand mehr, Prinzessin. Wir nehmen uns jetzt den Gang vor, von dem ich annehme, dass man ihn zugemauert
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