Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
noch rechtzeitig am Sattelhorn festhalten, sodass er nicht umgerissen wird.
Als er endlich mit einem schmerzvollen Stöhnen im Sattel sitzt, schafft er es gerade noch, das Pferd in die richtige Richtung zu lenken, dann sackt er kraftlos auf dem Pferdehals zusammen. Die Zügel entfallen seiner Hand, und er kann nur hoffen, dass der Hengst automatisch dorthin zurückläuft, woher sie heute Morgen gekommen sind.
Wie lange er tatsächlich unterwegs ist, kann er später nicht mehr sagen, doch als er irgendwann wieder die Augen öffnet und nach einiger Zeit auch etwas zu erkennen glaubt, scheinen es tatsächlich die ersten Hütten des Dorfes zu sein. Sein Pferd trabt automatisch zu der ihm bekannten Hütte und bleibt dort stehen. Doch noch bevor Saphira und die alte Frau, die ihn haben kommen sehen, hinausgeeilt sind, rutscht Michael haltlos aus dem Sattel und kracht unsanft zu Boden, doch nimmt er das schon nicht mehr bewusst wahr. Auch dass Saphira neben ihm niederkniet und sein Gesicht liebevoll zwischen ihren Händen hält, weiß er nicht.
„Michael! Oh, Michael!“, stößt sie traurig hervor.
„Er hat es geschafft!“, ruft das Kräuterweib begeistert. „Hier ist die Ratte! – Schnell, wir müssen ihn hineinschaffen!“
Es bedeutet für die zierliche Prinzessin und die ältere Frau Schwerstarbeit, aber sie schaffen es schließlich doch, den großen Mann, der nicht gerade ein Leichtgewicht ist, in die Hütte und auf ein flaches Lager aus Reisig zu schleifen, wo ihm Saphira lediglich ein Bündel Stroh unter den Kopf schieben und eine Decke über seinen Körper ausbreiten kann. Dabei bemerkt sie auch das Tuch um seinen Arm und löst es vorsichtig von der Bisswunde.
„Eine Ratte muss ihn gebissen haben!“, macht sie die Alte darauf aufmerksam.
„Da kümmere ich mich später drum“, meint diese. „Ich muss jetzt erst den Trank mixen, mein Kind. Die Zeit drängt!“
In der Tat hat sie die Kiste mit der Ratte und eine Schale bereits auf einen Tisch gestellt sowie ein Messer danebengelegt. Und sie sucht noch einige Kräuter zusammen, die bereits getrocknet sind und von ihr zwischen den Fingern zerrieben werden, sodass sich eine feine Pulverschicht in der Schale sammelt, geheimnisvolle Zutaten für einen Trank, der zwei Leben vor einem schrecklichen Schicksal erretten soll.
Als sie schließlich die Kiste öffnet und die sich widerstrebende Ratte herauszieht, weist sie das Mädchen nur kurz an: „Seht nicht her, mein Kind!“
Dann sticht sie mit dem Messer zu, tötet die quiekende Ratte und lässt das warme Blut auf das Kräutergemisch tropfen. Mit einem Holzstäbchen verrührt sie alles zu einem zähflüssigen Gemisch.
„So, mein Kind, jetzt müsst Ihr mir helfen.“
Da Michael dicht neben seinem Freund Jonathan auf dem Boden liegt, lässt sie Saphira sich zwischen die beiden knien und drückt ihr die Schale mit dem Trank in die Hände.
„Hier, meine Liebe, sobald ich ihnen den Mund öffne, kippt ihr jeweils die Hälfte von dem Trank hinein. Schlucken werden sie von allein!“
„Aber das riecht ja schrecklich“, stöhnt die Prinzessin. „Und das sollen die beiden trinken?“
„Sie müssen, etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig! – Ich weiß, der Geruch ist widerlich, aber ich kann es nicht ändern. Haltet die Luft an, solange Ihr die Schale vor Euch haltet.“
Tapfer nickt die Prinzessin und packt mit beiden Händen zu. Mit einem gekonnten Griff drückt die Alte Jonathans Kiefer auseinander, und Saphira lässt wie befohlen die zähe und übelriechende Flüssigkeit in seinen Mund laufen. Am liebsten möchte sie sich vor Widerwillen schütteln, doch dann verfährt sie bei Michael genauso, bis die Schale geleert ist. Endlich davon befreit stellt sie die Schale weit weg und richtet den Blick mal auf ihren Bruder und mal auf Michael, die beide die Masse tatsächlich geschluckt haben. Nur Letzterer hat ein unwilliges Stöhnen von sich gegeben, sich aber auch nicht gegen die Behandlung wehren können.
„So, meine Liebe, jetzt haben wir alles getan, was wir tun konnten. Jetzt heißt es nur noch warten.“
Saphira kann ihren Blick kaum von den beiden losreißen, doch schließlich lässt sie sich doch dazu nötigen, aufzustehen und sich auf einen Stuhl zu setzen. Das Kräuterweib setzt sich ihr gegenüber und reicht ihr einen Becher mit Tee, von dessen Oberfläche noch kleine Dampfwölkchen aufsteigen.
„Trinkt, mein Kind, das wird Euch gut tun“, meint sie mitfühlend. „Die beiden werden es
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