Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
mithilfe seines Dolches die Kiefer des Tieres auseinanderzubrechen und die Zähne aus seinem Arm zu ziehen. Der Biss schmerzt höllisch und blutet, sodass er sein Halstuch löst und es darum schlingt.
Zum wiederholten Male ist er so erschöpft, dass er fast glaubt, es nicht mehr schaffen zu können, doch auch diesmal rafft er sich wieder auf, mobilisiert alle seine noch verbliebenen Kräfte, kriecht am Boden weiter und versucht es ein Stück weiter an dem nächsten Loch noch einmal. Auch hier hat er zuvor ein Tier verschwinden sehen. Diesmal muss er auch nicht lange warten, bis eine Ratte sich hervorwagt. Das Netz fällt über sie, und so schnell Michael nur kann, packt er zu und steckt die zappelnde Ratte mitsamt dem Netz in den Holzkasten, der ihren scharfen Nagezähnen hoffentlich lange genug Widerstand leisten wird.
Erschöpft und schwer atmend hockt der Prinz auf dem Boden, seine lebende Beute neben sich. Am liebsten möchte er hier sitzen bleiben, doch das schwerste Stück Arbeit liegt wohl noch vor ihm: der Aufstieg aus dem Brunnen! – Am Boden und im Schmutz liegend, kriecht er die paar Meter zurück, bis er weit über sich das helle Tageslicht schimmern sieht. Doch wie soll er in seinem Zustand da bloß hochkommen?
Allerdings schafft er es nicht, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Eine enorme Schmerzwelle überflutet in diesen schrecklichen Minuten seinen Körper, dass er ganz zu Boden sackt und sich zusammenkrümmt. Er hört seinen eigenen Schrei, der von der Schachtwand des Brunnens zurückgeworfen wird, ohne zu begreifen, dass er es selber ist, der diesen schrecklichen Laut von sich gibt. Nach Luft ringend, liegt er auf dem Boden und spürt, wie er Stück für Stück sein Leben aushaucht, wie das Gift in seinem Körper die Oberhand gewinnt und ihn vernichten will.
In dieser dem Tode so nahen Minute erscheint vor seinem inneren Auge Saphiras Gesicht, nur für sie will er noch leben, will gegen sein Schicksal ankämpfen und reißt sich mit einer enormen Willensanstrengung zusammen. Ein paarmal holt er tief Luft, drängt den Schmerz zurück und konzentriert sich auf sein Ziel. Er muss aus diesem Brunnenschacht heraus, muss wieder an die Oberfläche, dorthin, wo ihm ein kleines Stückchen blauer Himmel entgegenleuchtet und ihm Mut zu machen scheint.
Zunächst bindet er das Ende des Seils an die Kiste mit der Ratte, steckt den Dolch wieder in den Gürtel und löscht die Fackel, die er zurücklässt. Tief atmet er nochmals ein, versucht sich zu konzentrieren und packt schließlich entschlossen das Seil. Er weiß nur zu gut, wenn er es nicht schafft, wird nicht nur sein Freund Jonathan, sondern auch er selbst sterben! Und was soll dann aus Saphira werden? Er glaubt sogar, ihre Stimme zu hören, die ihn regelrecht auffordert, einfach alles zu geben.
„Ich komme, Saphira, ich komme“, murmelt er vor sich hin und zieht sich ein Stück in die Höhe.
Wie gerne ist er als Kind doch immer im Schlossgarten an den Bäumen hochgeklettert und hat sich in den weit ausladenden Kronen versteckt, um seinen Lehrern zu entgehen. Daran denkt er, fühlt sich noch einmal als kleiner Junge, während er sich Stück um Stück hinaufhangelt, immer eine Hand über die andere greifend, und so dem Stückchen Himmel über ihm immer näher kommt. Doch einmal versagen ihm die Finger der linken Hand den Dienst, und er rutscht ein ganzes Stück herunter. Wenn er jetzt loslässt, ist sein Schicksal besiegelt! – Aber er überwindet auch diese Schwäche, greift immer wieder zu und bekommt plötzlich den Rand des Brunnens zu fassen. Er kann es selbst kaum fassen.
‚Mein Gott‘, denkt er, ‚ich bin oben, tatsächlich oben!‘
Ihm ist nicht bewusst, dass er diese Gedanken laut ausspricht. Er beißt die Zähne aufeinander, dass es knirscht und zieht sich mit allerletzter Kraft über die Kante der Brunnenwand, bleibt schwer atmend erst einmal liegen. Er hat das Gefühl, sein Schädel müsse zerspringen. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzt ihm, ob vor Anstrengung oder durch die Wirkung des Giftes, weiß er nicht. Mehrere Minuten der Ruhe gönnt er sich, bis sich sein hämmernder Herzschlag etwas beruhigt hat.
Mühsam stemmt er sich schließlich hoch und quält sich auf die Beine. Stück für Stück zieht er das Seil mit dem Käfig hoch und bindet ihn am Sattel seines Pferdes fest. Mehr Schwierigkeiten macht es ihm allerdings, selbst aufzusteigen. Verwundert macht sein Hengst einen Schritt zur Seite, doch der Prinz kann sich
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