Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Wand klettern und das Ei zerstören, aber der Greif wird es gut bewachen und wohl sofort angreifen!“ –
„Und jetzt hast du Angst, dass er mich von der Wand fegt, nicht wahr?“
„Wie kannst du die Sache nur so leichtnehmen? Du könntest dein Leben verlieren, das Wertvollste, was du besitzt!“
Er kann die Sorge um ihn, die sie bei diesen Worten empfindet, regelrecht spüren. Allein der Gedanke daran regt sie bereits auf, macht ihr Angst, sodass sie laut aufschluchzt.
Doch Malcolm legt einen Arm um sie, zieht sie an sich und flüstert zärtlich: „Das Wertvollste, was ich besitze, bist du, Liebste, nur du allein.“
Tapfer versucht sie zu lächeln, schmiegt sich an ihn wie ein kleines Kätzchen und genießt es, von seinen starken Armen gehalten zu werden. Endlich kann sie wieder Hoffnung schöpfen, dass es für sie doch noch eine Erlösung gibt. Sie hat immer befürchtet, dass sie den Mann, den das Schicksal für sie einmal aussuchen würde, um sie zu erlösen, nicht würde lieben können, doch bei Malcolm ist das anders! Vom ersten Moment an fühlt sie sich zu ihm unwiderstehlich hingezogen, weiß einfach, dass es für sie keinen anderen Mann in ihrem Leben geben wird.
Zärtlich streicht er ihr über das blonde Haar, das ihr engelsgleiches Gesicht einrahmt, und sagt bestimmend: „Gleich morgen früh zeigst du mir den Weg zu dieser Felswand, wo der Greif brütet, Liebste. Ich werde den Kampf aufnehmen!“
Glücklich lächelt sie ihn an, doch kann er nicht wissen, auf welche Abenteuer und gnadenlosen Kämpfe er sich damit einlässt!
***
Wie versprochen erreichen Malcolm und Shiela zwei Tage später einen Gebirgszug, der in schwindelerregende Höhen hinaufreicht und sich irgendwo in den Wolken zu verlieren scheint. Die Wand, vor der die Stute schließlich stehen bleibt, kann nicht unwillkommener aussehen. Es wird schwer werden, dort hinaufzuklettern und dann auch noch einen Greif herauszufordern, der weit größer zu scheint, als der Prinz es bisher für möglich gehalten hat. Denn hoch über ihnen stößt immer wieder ein dunkler Schatten aus den Wolken hervor, um kurz darauf wieder in diese einzudringen und sich den Blicken zu entziehen.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl steigt er aus dem Sattel, steckt als einzige Waffe nur seinen Dolch in den Gürtel und lässt alles andere bei Shiela zurück. Es würde ihn wohl nur behindern. Auch seinen Hut mit der Fasanenfeder hängt er an den Sattel.
„Pass für mich darauf auf, Shiela, bis ich zurückkomme!“
‚Wenn du zurückkommst‘, denkt die Prinzessin traurig.
Als Malcolm in die Felsen klettert, kommt er zunächst auch recht gut und zügig voran. Immer wieder findet er mit den Händen oder den Fußspitzen genügend Halt, um sich ein Stück nach oben ziehen oder schieben zu können. Er vermutet, dass er bereits gut hundert Meter zurückgelegt hat, als er an einem breiteren Vorsprung eine kurze Rast einlegt, wer weiß, wann sich eine solche Gelegenheit noch mal bieten würde. Der Wind fegt ihm böig um den Kopf, lässt seine Jacke flattern. Den Kopf in den Nacken gelegt, versucht er den besten Weg zu finden, doch scheint im Moment kein Vorsprung in Sicht, den er zu ergreifen vermag.
Da hört er Shielas Stimme in seinem Kopf: ‚Etwas weiter rechts von dir, versuche es dort.‘
Er fühlt mit der Hand nach, ertastet einen Riss im Fels und zieht sich ein Stück höher.
‚Danke, Shiela‘, formuliert er in Gedanken.
Jetzt geht es wieder besser voran, allerdings spürt er mittlerweile auch deutlich die Anstrengung. Seine Armmuskeln beginnen zu schmerzen, seine Finger sind von den scharfen Steinkanten längst zerschnitten und aufgescheuert, doch ein Aufgeben kommt für ihn nicht infrage! – Da fällt der Schatten des mächtigen Löwenvogels auf ihn, scheint einen Moment den Himmel zu verdunkeln. Der Greif hat den Eindringling entdeckt!
Jetzt kann es kritisch werden! Malcolm verstärkt seine Bemühungen nochmals, kommt weiter hoch und erkennt auf einem Vorsprung auch schon das mächtige Nest des Untiers. Leicht links von ihm ragt es über einen Vorsprung hervor. Der Prinz wagt es schon längst nicht mehr, einen Blick nach unten zu werfen. Er darf nicht riskieren, dass ihn möglicherweise Schwindel erfasst. Doch wo ist der Greif?
Da warnt ihn Shielas Stimme: ‚Vorsicht, er greift an!‘
Die linke Hand um eine Felskante klammernd, zieht er mit der Rechten den Dolch. Da fegt der Vogel auch schon heran, allein der Windzug ist enorm. Außer den riesigen
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