Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
schier das Herz zerreißen möchte. Natürlich hat sie versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, doch die Magie, die in dieser Burg herrscht, stört ihre Konzentration erheblich. Sie schafft es einfach nicht! Oder sollte er etwa – und diese Möglichkeit quält sie besonders – tot sein?
Nur zu deutlich sieht sie noch immer die Blutlache vor sich, die sich unter seinem Kopf ausgebreitet und ihm die blonden Haare verklebt hatte. Ein für sie grauenvolles Bild und die wohl schlimmste Vorstellung überhaupt, dass man ihn erschlagen haben könnte.
Immer und immer wieder versucht sie, Kontakt zu bekommen, bis sie plötzlich doch etwas spürt. Nein, hören kann sie ihn nicht, aber sie spürt ein paar Empfindungen, die eindeutig von ihm stammen müssen und die sind alles andere als ermutigend: Kälte, Schmerz, Durst, Dunkelheit … Es muss ihm sehr schlecht gehen. Aber wie soll sie ihm bloß helfen? Es steht ihr doch nur eine Stunde pro Nacht zur Verfügung, in der sie überhaupt etwas bewirken kann!
Und dann entschließt sie sich zu einem nicht unerheblichen Risiko: Der Stalljunge muss ihr einfach helfen! – In dieser Nacht verlässt sie in ihrer menschlichen Gestalt den Stall und geht zu der kleinen Kammer, in der der Stalljunge abends nach der Arbeit verschwindet und von der sie weiß, dass er dort schläft.
Leise drückt sie die einfache Brettertür nach innen und betritt den Raum, der nicht mehr als eine Abstellkammer ist und trotzdem das Reich des Stallburschen darstellt, der die für ihn fremde Frau mit großen Augen anstarrt. Rasch legt sie einen Finger an die Lippen, damit er ruhig bleibt.
„Du bist Mike, nicht wahr!?“, flüstert sie leise. „Und du versorgst hier die Pferde.“
Noch immer sprachlos und überrascht nickt er nur bejahend. Er sitzt auf einer einfachen Holzkiste, ein altes Fass als Tisch benutzend, auf dessen umgedrehten Boden eine Kerze steht. Außerdem befindet sich in dem winzigen Raum nur noch ein einfaches Strohlager auf dem Boden, das ihm anscheinend als Schlafplatz dient.
„Ich bin Shiela“, spricht diese weiter und lächelt ihn dabei vertrauensvoll an. „Ich muss dich etwas fragen.“
Mike kann es noch immer nicht fassen, dass eine so hübsche Frau zu ihm kommt, zu ihm, dem kleinen Stalljungen, der nichts außer der Kleidung, die er trägt, sein Eigen nennen kann.
Shiela lässt sich ohne große Umstände auf dem Stroh nieder, blickt jetzt zu ihm auf und fährt erklärend fort: „Vor etlichen Tagen wurde ein guter Freund von mir von den Soldaten des Magiers hierher verschleppt. Er hat die weiße Stute geritten, die du doch auch versorgst, nicht wahr …? Weißt du nicht, wo man ihn hingebracht hat? Ich sorge mich so sehr um ihn!“
Hoffnungsvoll hängen ihre Augen an seinen Lippen. Aber der braunhaarige Junge, der nicht älter als vierzehn oder fünfzehn sein kann, zögert noch, schluckt einen Kloß herunter und scheint nicht zu wissen, was er tun soll.
‚Er hat Angst‘, denkt Shiela, ‚große Angst.‘
Keiner auf dieser Burg scheint hier ein gutes Leben zu führen, von Bultrax selbst mal abgesehen. Vielleicht befürchtet er Nachteile für sich, wenn er antwortet.
„Bist du allein? Hat dich auch niemand gesehen?“, fragt er schließlich zögerlich.
„Ja, ich bin allein. Und nein, mich hat ganz sicher niemand gesehen.“
„Nun – wenn ihn die Soldaten gebracht haben, hat man ihn bestimmt in den Kerker geworfen.“
„Aber er hat doch nichts verbrochen!“, stößt Shiela erschrocken hervor.
„Das ist egal“, entgegnet Mike, „fast alle Männer, die hier im Kerker sitzen, sind unschuldig. – Das haben sie nur Bultrax und der Willkür der Soldaten zu verdanken.“
„Dann kann man ihn doch sicher freikaufen?“, fragt Shiela hoffnungsvoll, da sie an die Goldstücke denkt, die in ihrem Sattel stecken, wird jedoch von dem Jungen enttäuscht.
„Nein“, erwidert er kopfschüttelnd. „Kein Gefangener hat je wieder das Tageslicht zu Gesicht bekommen, es sei denn als Toter.“
Der Schreck über diese Worte steht ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Tränen stehen in ihren Augen, sodass es Mike anrührt. Die Situation weckt seinen Beschützerinstinkt und er legt einen Arm um ihre Schultern und will sie trösten.
„Du liebst diesen Mann?“, fragt er leise.
Shiela nickt: „Ja, mehr als mein eigenes Leben.“
„Ich kann versuchen, etwas über seinen Verbleib in Erfahrung zu bringen. Ich habe hier ein paar Freunde, die mir sicher behilflich sind. Aber das
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