Malcolm, Prince of Bannister: Das Geheimnis einer wahren Liebe/Die Rache des Magiers/Der Sieg der Liebe (German Edition)
Gedanken spürt sie jetzt Malcolms vertrautes Gewicht auf ihrem Rücken, doch hat man ihn einfach quer über den Sattel geworfen, sodass sein Kopf mit den blutverschmierten Haaren haltlos herunterhängt. Und an dieser Situation ändert sich auch so schnell nichts, da die Soldaten in einer langen Reihe durch den Wald wandern, das Pferd mit dem Verletzten im Schlepptau.
Immer wieder versucht Shiela auf diesem Marsch gedanklichen Kontakt zu Malcolm aufzunehmen, doch muss sie einsehen, dass es sinnlos ist. Ihn hat eine wirklich tiefe Bewusstlosigkeit ergriffen, aus der er wohl nicht so schnell wieder erwachen wird. – Mindestens zwei Stunden wälzt sich der kleine Zug so durch den Wald, da die Soldaten ohne Pferde unterwegs gewesen sind. Doch dann zeichnet sich in der Ferne ein Hügel ab, auf dessen Gipfel Shiela so etwas wie eine Burg, schon eher eine Festung zu erkennen glaubt. Die Mauern leuchten im hellen Sonnenlicht des Morgens.
Genau darauf halten die Männer zu, schreiten die Anhöhe hinauf und auf ein Losungswort des Anführers wird ihnen die Zugbrücke heruntergelassen, die laut krachend vor ihnen auf dem Rand eines tiefen Grabens aufschlägt. Zögernd setzt Shiela ihre Hufe auf das dicke Holz und lässt sich hinüberführen, wobei sie ängstlich einen scheuen Blick in den Graben unter sich wirft, von dem sie lieber gar nicht wissen will, was sich unter den wallenden Nebelfetzen dort unten befindet.
Ihre Sorge gilt vor allem Malcolm, der sich noch immer nicht gerührt hat. Sollte er doch schwerer verletzt sein? Oder gar …? Nein, daran will sie gar nicht denken!
Im Innenhof der Burg gibt man dem Körper des Verletzten einfach einen Stoß, sodass er zu Boden fällt und dort hart aufschlägt. Sein schmerzvolles Stöhnen beruhigt Shiela im ersten Moment.
‚Er lebt!‘, fährt es ihr in den Sinn.
Doch die Wachen haben das leider auch sofort bemerkt. Einer der Soldaten gibt ihm einen Tritt in die Seite, wie um ihn aus dem Weg zu räumen, doch dem Hauptmann scheint das noch nicht zu genügen.
„Los, steh auf! Du kannst selbst in den Kerker laufen!“
Und als Malcolm auch jetzt noch keine Anzeichen zeigt, tatsächlich wieder zu Bewusstsein zu kommen, lässt der brutale Kerl seine Peitsche auf den Rücken seines Opfers klatschen, dass dessen Kleidung sofort zerreißt und das Leder einen blutigen Streifen über seinen Körper zieht. Entsetzt will sich Shiela losreißen, doch es gelingt ihr nicht, stattdessen zerrt man sie von ihm weg, sodass sie ihn aus den Augen verliert und nicht mehr mitbekommt, wohin man ihn bringt.
***
Stunden sind vergangen, seit man Malcolm und Shiela in Bultrax’ Burg gebracht hat. Doch von all dem ist Malcolm nichts mehr im Gedächtnis geblieben, als er endlich die Nachwirkungen des extrem harten Hiebes mit dem Schwert gegen seinen Kopf bewältigt. Allerdings ist er noch weit davon entfernt zu begreifen, in welcher Lage er sich befindet. In seinem Schädel rauscht und dröhnt es unangenehm. Blitzen gleich schießen Schmerzwellen durch seinen Kopf. Ohne es wirklich zu begreifen, flüstert er Shielas Namen. Unendlich schwierig scheint es ihm, auch nur die Augenlider zu heben, die ihm schwer wie Blei erscheinen. Als er es im zweiten Anlauf endlich schafft, nimmt er jedoch nur Dunkelheit wahr.
‚Wo bin ich hier nur?‘
Seine Sinne auf die nächste Umgebung konzentrierend, hört er schließlich Stroh rascheln. Es muss sich unter seinen Füßen befinden. Und von dort scheint ihm auch der schreckliche Geruch in die Nase zu steigen: altes faulendes Stroh. Noch immer begreift er nicht, erst als er registriert, dass er sich in einer aufrechten Haltung befindet und er eigentlich mehr hängt als steht. Seine Arme schmerzen unerträglich, da er sie in Kopfhöhe halten muss – sie werden dort festgehalten! Er fühlt kaltes raues Metall an seinen Handgelenken – Metallschellen! Und als er bei seinem Versuch, die Hände herunterzunehmen das Klirren hört, begreift er endgültig seine Lage: Man hat ihn in Ketten gelegt! Er befindet sich in einem Verlies! Diese Erkenntnis ist an sich schon grausam genug! Doch wo ist Shiela?
„Shiela“, flüstert er heiser in die Dunkelheit hinein, „bist du hier?“
Eine Antwort erhält er nicht. Soll es ihn nun beruhigen, sie nicht auch in diesem Verlies zu wissen, oder muss er sich um sie ängstigen? – Zu allem Überfluss fühlt er eine unsagbare Schwäche in seinen Gliedern, wahrscheinlich Nachwirkungen des Schlages, wozu er auch die immer
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