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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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mit männlichem Blick.«
    »Aber ich will nicht, dass mir die Männer auf den Arsch schauen!«
    »Aber selber gucken, was? Oder schaust du einer Frau nie auf den Arsch?«
    »Doch ständig. Voll peinlich. Aber ich muss einfach hingucken. Die da hat zum Beispiel einen geilen Arsch.«
    Am Wochenende rief Richard an, um mir Cipión zu bringen. Wir verabredeten uns in Nonnenhorn, wo wir in einer von Spinnen beherrschten Dachstube Quartier bekommen hatten, und ich machte mit ihm einen Spaziergang durch die Weinlagen. Er berichtete, dass die Fahndung nach dem Mann mit der Pistole bisher völlig ergebnislos verlaufen sei. Sein Foto sei überall veröffentlicht worden, es seien auch die üblichen Hinweise eingegangen, aber entweder sei die Ähnlichkeit nur gering gewesen oder der Mann habe ein einwandfreies Alibi gehabt. »Er ist ein Phantom! Auf den Videos der BFE ist er nämlich nicht drauf. Die Kameras an der Landesbank werden noch ausgewertet. Und wenn er nicht so deutlich auf deinen Bildern zu erkennen wäre, könnte man meinen, es sei alles nur Einbildung.«
    »Ist es aber nicht. Was ist mit den Kugeln?«
    »Zwei der Projektile stammen wohl aus derselben Waffe. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden Ursprung und der Mitarbeiter von Magnus Villing mit derselben Pistole getötet, Kaliber 9 mal 19 Millimeter. Das Projektil, das am Rahmen des Lasters abgeprallt und im Holzboden stecken geblieben ist, ist leider zu stark deformiert. Gesehen hat den Schützen übrigens auf dem Platz am Nordbahnhof niemand.«
    »Es hat ihn auch keiner auf der Königstraße gesehen, wie er auf Ursprung anlegte. Er ist eigentlich unsichtbar.« Ich dachte an den Helfer ohne Gesicht, der mit mir den verletzten Matthias Kern aus der Buchhandlung Ursprung getragen hatte. »Nur einer hat ihn so genau gesehen, dass er ihn an irgendetwas wiedererkannt hätte. Das war der Angestellte von Magnus Villing. Darum musste er sterben.«
    »Meisner hat mir erzählt, dass die Leute von der Fallanalyse die Situation nachgestellt haben. Demnach hätte der Schütze sich sehr tief hinter der Theke ducken müssen, damit du ihn nicht hättest sehen können. Er hätte praktisch auf dem Boden liegen müssen.«
    »Dann hat er das eben getan. Es war eine ungeplante Flucht, weil ich plötzlich aus dem Buchladen gerannt kam. Er musste irgendwohin. Waffe zu Waffe, also rein in den Laden.«
    »Die Polizei geht nicht davon aus. Man hat den Mann von deinem Film auch auf dem Material aus den Überwachungskameras im Eingangsbereich von Walfisch entdeckt. Er stand unter den Schaulustigen.«
    »Verdammt! Aber dann ist er nie geflohen, sondern mir entgegengekommen.« Mir wurde mulmig.
    »Ja«, sagte Richard. »Nach Einschätzung von Finkbeiner gehört er zu dem Typus, der am Tatort bleibt, um sich am Ergebnis zu weiden und sich zu vergewissern, dass alles so ist, wie er es haben wollte. Das ist bei einer bestimmten Sorte von Serientätern gar nicht selten. Etwa die Hälfte kehrt an den Tatort zurück. Ein Ergebnis ihres übersteigerten Bedürfnisses, alles zu kontrollieren, auch die Arbeit der Polizei. Manche geben sich sogar als Hel fer und Zeugen aus.«
    »Und warum hat er dann den armen Angestellten von Magnus Villing getötet, diesen Volker B.? Wenn nicht als Zeugen, der ihn hätte wiederkennen können?«
    »Darüber kann man nur spekulieren, Lisa.«
    »Und was spekulieren Finkbeiner und Meisner?«
    »Du weißt, das darf ich dir nicht sagen.«
    »Und was glaubst du, was hier vor sich geht?«
    »Ich bin kein Fachmann für Tötungsdelikte, Lisa.«
    Der See, der sich vor die Schweizer Alpen breitete, schickte goldgetöntes Abendlicht herauf, der Wind kämmte die Nonnenhorner Reben an den Südhängen. Mücken spielten. Die letzten Radfahrer treppelten den Hotels zu.
    »Aber«, fuhr Richard fort, »es gibt wohl Serienkiller, die typischerweise, wenn mit der ersten Tat die Hem mungen überwunden sind, töten, weil es ihnen ungemei ne Befriedigung verschafft zu töten, weil sie die Macht ge nießen, die sie damit plötzlich über ihr Leben gewinnen. Sie können beseitigen, wen sie wollen, das empfinden sie als innere Erlösung. Vielleicht hat der arme Verkäufer von Magnus Villing ihn einfach nur irgendwann einmal blöd abgefertigt, als er im Laden was kaufen wollte.«
    »Weiß man etwas über die Familienverhältnisse von Volker B.?«
    »Das nehme ich an«, antwortete Richard.
    »Himmel, Herrgott, Sakrament!«
    »Lisa, überlass das der Polizei. Die hat ganz andere Mittel.«
    »Eben

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