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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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die Wellenlänge eines Perversen einschwangen, geistigmental mit ihm verschmolzen und deshalb seinen nächsten Schritt voraussahen. Oder so.
    »Und einen gravierenden Mangel hat Ihre These schon, Frau Nerz. Warum kommt als Täter keine Frau infrage?«
    Das Ergebnis der Besprechung war, dass KOR Finkbeiner sich an den Leiter der Soko und an Staatsanwältin Meisner wandte und ihnen, falls sie dies wollten, eine Analyse der beiden Vorfälle anbot, zum einen des Brandes in der Buchhandlung Ursprung und zum andern des Tötungsdelikts zum Nachteil ihres Inhabers. »Es könnten in der Tat Aspekte deutlicher zutage treten, die bisher noch nicht gewürdigt werden konnten.« Daraufhin wandte er sich an mich. »Dabei sind natürlich auch Ihre Beobachtungen und Aussagen von Bedeutung, Frau Nerz, und man wird Sie noch einmal eingehender befragen, denke ich.«
    »Selbstverständlich, jederzeit!«
    »Und«, fügte Soko-Leiter Möller an, »ab jetzt lassen Sie die Polizei die Arbeit machen. Sollte das Fräulein Lola Schrader Personenschutz brauchen, kümmern wir uns darum. Haben wir uns verstanden?«
    Ich nickte.
    Christophs Braue zuckte resigniert.
     
    Auf meinem Handy entdeckte ich auf dem Rückweg über die Straße eine Nachricht von Lola: »Pappo nervt total. Hilfe!« Aus irgendeinem Grund verriet mein Gerät mir nie, um welche Uhrzeit eine SMS gekommen war. »Was tut er?«, simste ich zurück. Eine Antwort kam nicht.
    Dafür rief Michel Schrader an. Seine Stimme knallte mir ins Ohr. »Die Sache nimmt ja nun mächtig Fahrt auf.« Er klang irgendwie manisch high. »Haben Sie die Zeitungen gelesen? Ich wollte mich nur nach dem Sachstand erkundigen. Wir konnten nach gar nicht über die letzte Lesung sprechen. Alles in Ordnung dort?«
    »Keine besonderen Vorfälle«, behauptete ich.
    »Sie haben mich ja ganz schön an der Nase herumgeführt, Frau Nerz. Ich muss schon sagen. Aber man hatte mich ja gewarnt. Sie hätten ganz eigene Methoden. Nun, wenn es der Sache dient.«
    Vorhin habe der Spiegel angerufen, fuhr er fort. Vermutlich hatte er nur deshalb angerufen: ein bisschen herumposaunen. Ein Fotograf und der Redakteur kämen morgen Nachmittag, denn erscheinen solle das Interview schon in der kommenden Ausgabe am Montag, wenn es irgendwie machbar sei. »Auf einmal kann es denen gar nicht schnell genug gehen!« Seine Stimme schepperte in mein Ohr, völlig zerknallt vom Ringkampf zwanghaften Gleichmuts mit grellstem Stolz. Die von ttt – Titel The sen Temperamente – hätten auch schon angerufen, um einen ausgewachsenen Filmbeitrag für übernächsten Sonntag anzukündigen, das Filmteam komme Montag oder Dienstag, das müsse noch abgeklärt werden. »Ich möchte, dass Sie sich zur Verfügung halten, aber im Hintergrund bleiben. Am besten, Sie kommen morgen auch, sicher ist sicher. Ich rufe Sie an, sobald ich weiß, wann die Spie gel-Leute kommen.«
    Meine Stacheln stellten sich auf. »Unsere Vereinbarung betrifft ja eigentlich nur die Lesungen Ihrer Tochter.«
    »Oh! Je nun, wenn es eine Frage des Geldes ist …«
    Warum hatte er nicht gleich vom schnöden Mammon gesprochen? »Linke und Fraueninitiativen zahlen nicht, alle andern bezahlen für Arbeit, Genosse Schrader.« Wir einigten uns auf einen Stundensatz von zweihundert Euro.
    »Ich hoffe nur«, sagte er, »dass Sie Ihr Geld auch wert sind.«
    Ich ärgerte mich lila, erstens über seinen Ton, zweitens über mich, weil ich mich ärgerte, und drittens darüber, dass es mir nicht gelang, ihn mit ein paar knappen Worten abzuservieren, weil er mich – viertens – in der Hand hatte. Denn ich wollte Lola wiedersehen. Ich hatte sogar angefangen, ihr Buch zu lesen. Durchaus mit Wohlgefallen, obgleich mit Unterbrechungen, wenn die ständige Sexbereitschaft des Personals meine eigene ins Unerträgliche steigerte. Unerträglich in Ermangelung des Gegenstands der augenblicklichen Lustbefriedigung, der da hieß: Lola, Loola, Lolaa, Lolalolalaaa …
    Baggersee mit Lola bei Mond und Nacht, unterm Wasserspiegel ein bisschen fingern. Meine Fantasien waren von – nein, nicht infantiler, sondern – seniler Harm losigkeit, wenn ich mir Lolas literarische Varianz anschaute. Himmel, was das Kind alles wusste. Wie viele Avocadokerne fühlen sich in der Scheide wohl? (Und wie kriegt man sie wieder raus?) Kann man sich den Muttermund piercen lassen und wer sieht das? Wie vermeidet man bei einer Bondage-Session (Fesseln und Sexeln) Blasen unter den Handschellen, die den Eltern auffallen?
    Lola, o

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