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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stadttoren stehen abends Trompeter und blasen. Die Schiffe fahren vom Meer direkt bis zum Marktplatz, auf dem ein sehr großer Palast steht, in dem kein König wohnt.«
    »Wer wohnt dann da?«
    Das wußte Sarah-Dina offensichtlich nicht. Ungeduldige Handbewegung. Und warum stöhnte sie auf einmal? Nachtsverriet ihr Reden im Schlaf der jungen Schwester, daß mit allen diesen Brücken, Mühlen, Märkten, Geschäften, den Fremden, den hohen Häusern direkt am Wasser in Wirklichkeit ein Bootsmann gemeint war. Ein Holländer, ein sehr schweigsamer Bursche, der von Sarah-Dinas Bruder ein paarmal zum Mittagessen mitgebracht worden war, als das Schiff, auf dem die beiden fuhren, im Hafen von Aarhus auf Ladung wartete. Das war Anfang Mai gewesen. Während des Essens sprach er kein Wort, aber danach pfiff er, wenn man ihn darum bat. Kunstvolle Triller kamen aus seinem Mund, während seine Augen taten, als gehörten sie nicht dazu. Sarah-Dina und er müssen sich in bezug auf ihre Spaziergänge schon bald einig gewesen sein. Zuerst gingen sie immer in die Scheune, in der die Daunen, die Federn und ein paar für den Markt bestimmte Matratzen aufbewahrt wurden, ziemlich lange danach spazierten sie dann gemächlich den kleinen Weg hinunter Richtung Hafen. Und wie lebhaft er dann sprach, dieser Bootsmann, während seine Gefährtin lauschte und zu Boden blickte! Wie er während ihrer Spaziergänge argumentierte, mit krummem Rücken, breit gestikulierend, auf holländisch, was hier jeder ein wenig verstand und meist auch radebrechend sprach.
    Sie, die hereingeschneite kleine Schwester, hieß Elisabeth oder Elsebet oder Else, nach einer der dänischen Königinnen, die Holland so sehr geliebt hatte, daß ihr Mann eine ganze Reihe Bauernfamilien aus diesem Wasserland geholt hatte, damit sie, auf schönen Äckern arbeitend, seine Küche mit Möhren und Zwiebeln versorgten. Drei aus Edam importierte Familien bekamen eine hübsche, winzig kleine Insel geschenkt und mußten als einzige Gegenleistung dem Königspaar sechs Tonnen Aal im Jahr liefern. Ach, und dannwar ausgerechnet aus diesem Supervolk die gewissenlose Sientje aufgetaucht, um der Königin das Herz ihres Gemahls abspenstig zu machen!
    Else Christians – auch ihr Vatername war also ein königlicher Name – ließ die Taler von der einen Hand in die andere gleiten und zählte sie mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen immer wieder, Zählen ist Nachdenken. Sie war ein sehr hübsches Mädchen, das im kommenden März achtzehn werden würde. Ein Fisch also, mit einer starken Lebenslinie, noch keinen Tag krank gewesen, ungeborene Kinder und Enkelkinder streckten die Hände bereits nach ihr. Das Hübscheste an ihr waren ihre jungen, ehrlichen Augen, die mal grau, mal milchblau wirkten.
    Fünf Taler waren eine Menge Geld. Und eine wichtige Botschaft von Sarah-Dina, die sie vorerst nicht verstand. Sie starrte weiter darauf, während sich draußen der Nebel lichtete und sich unten in der Küche ihr Stiefvater fragte, wo sie bloß blieb.
    »Else!«
    Diese Stimme, laut wie die aller Halbtauben, war in der letzten Zeit ihres Hierseins von Sarah-Dina des öfteren herzlos mit einem Lied übertönt worden. Böser Neyder Zungen, Vater, hab’n gesungen von Eurem jungen Weyb …
    Sie steckte die Taler wieder unter die Matratze, dachte an Sarah-Dinas Verliebtheit, die keine lauten Stimmen duldete, und bekam, während sie die Leiter hinunterstieg, Lust, ebenfalls ein Lied zu schmettern. Nicht von alten Männern und ihrem unheilbaren Kummer, sondern von der einen Schwester, die der anderen Schwester ein beträchtliches Kapital überlassen hatte.
    Der alte Mann drehte sich überrascht um. Halbe Taubheitist halbe Blindheit, er hatte gedacht, sie habe in der angrenzenden Scheune gearbeitet. Er fragte sie, ob sie wisse, wer an diesem Nachmittag kommen würde.
    Sie trat dicht an sein Ohr heran.
    »Irgend so ein Schwätzer«, schrie sie, mit dem Kopf bei anderen Dingen.
    Ihr Stiefvater war ein gutmütiger Mann, der nicht so schnell böse wurde.
    »Nein. Der Vater von Ragnar. Der Kartenzeichner persönlich.«
    Sie hatte es gewußt.
    »Setzen wir uns mal eben hin«, sagte der alte Mann.
    Sie wandte den Kopf ab. Die Wiese direkt vor dem Haus war die Gänsewiese. Sie blickte von den Gänsen zu den Gebäuden am Rande des Hofs, der Scheune, dem Stall für das Pferd, dem Schutzdach über der Feuerstelle, und wieder zurück zu den Gänsen, die einer sehr großen Rasse angehörten.
    »Nein«, schrie

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