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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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Vom legendären Viehmarkt, der auch heute noch alle zwei Wochen hier stattfand, und in dessen Verlauf noch Rindviecher und anderes Getier per Handschlag den Besitzer wechselten, hatte Herbie früher bereits gehört.
    »Ich sollte mal donnerstags hier hinkommen und versuchen, dich einzutauschen«, feixte Herbie und wies im Vorbeifahren auf den Viehmarktplatz.
    Gegen was denn?
    »Egal gegen was. Sie würden dich nach zwei Tagen zurücktauschen wollen. Aber dann würde ich sagen: Handschlag ist Handschlag, Jungs. Den Kerl habt ihr jetzt bis an euer bitteres Ende am Hals.« Er schickte ein süffisantes Lächeln zu Julius auf den Rücksitz.
    Herbie bog ein paarmal aufs Geratewohl ab und parkte das Auto auf einem kleinen Platz vor der Gemeindeverwaltung.
    Seine kühne Frage nach einem Supermarkt beantwortete wenig später eine sehr stolze Anwohnerin mit verschiedenen Fingerzeigen in verschiedene Himmelsrichtungen.
    Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, er wäre endlich im Besitz eines Handys. Ein Anruf bei Ulrike hätte ihm vielleicht weitergeholfen.
    Herbie beschloss, sich vom Ortszentrum aus langsam hinaus auf die grüne Wiese vorzuarbeiten.
    Brav schob er Einkaufswagen durch Gemüseabteilungen, spähte zwischen endlosen Konservenreihen hindurch, hörte Kaufhausmusik und schrak bei jedem gelben Haarschopf auf.
    Von Zeit zu Zeit war er versucht, sich den Wagen vollzuladen, aber immer wieder musste er sich vor Augen führen, dass er keinen Kühlschrank besaß, ja, nicht einmal einen Campingkocher, um sich ein schnödes Ei zu kochen.
    Mit dem vierten Supermarkt war er schließlich am Ortsende von Hillesheim angelangt, und ihn verließ langsam der Mut.
    Ein wahres Shopping-Mekka, dieses Städtchen. Bloß schade, dass Katzenfutter wahrscheinlich das Einzige ist, was dir deine Bauarbeiter nicht wegfressen würden. Magst du lieber Whiskas mit Thunfisch oder die kleinen feinen Döschen von Sheba?
    Herbies Hunger wurde mit einem Mal unerträglich angesichts der ihm dargebotenen Fülle. Er stellte verdutzt fest, dass er seit dem Puddingteilchen am Morgen vor der Zugfahrt nichts mehr zu sich genommen hatte und entschied sich spontan für vier eingeschweißte Mettwürste, einen Becher Vanillemilch, einen linksdrehenden Joghurt, eine Tüte Gummibärchen und eine Schachtel Kräcker.
    Hmmm … Das sieht nach einem lauschigen Candlelight-Dinner nur für uns zwei aus
.
    Plötzlich fuhr Herbie zusammen. »Da vorne!«, zischte er, und ein pickliger Teenie, der in die Betrachtung diverser Herrenmagazine am Zeitungsständer vertieft war, zuckte erschrocken zusammen.
    Dann spurtete Herbie los, umrundete mit seinem rasselnden Einkaufswagen ein paar schwatzende Kundinnen, schoss durch eine Lücke zwischen einem Rentner und einer Dosenpyramide und kam schließlich keuchend vor einer jungen Verkäuferin im Kittel zum Stehen. Sie war etwa zwanzig und ihr Haar war zitronengelb und stand in alle vier Himmelsrichtungen von ihrem Kopf ab.
    Superzeit, das muss man dir lassen. Nur an der Persil-Schikane hätte es dich fast aus der Kurve getragen
.
    Das Mädchen musterte Herbie überrascht. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Herbie schnappte nach Luft. »Sie sind … sind Sie die … oh, Entschuldigung, ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll …«
    »Soll das ’ne Anmache werden, oder was?« Sie rümpfte die Nase.
    Ein knallhartes Verhör. Oh wirklich, mein Teuerster. Du hast es echt drauf, wie man so schön sagt
.
    »Nein, nein, ich wollte Sie nur fragen, ob Sie …« Er vollführte eine hilflose Geste mit der Rechten. »Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich. Ist ja gleich Feierabend. Und da dachte ich, Sie …«
    »Wenn du’s nötig hast, dann kauf dir da vorne die St. Pauli-Nachrichten und lass mich gefälligst in Ruhe.«
    Sie wandte sich ab und fuhr fort, an ihrem Auszeichnungsapparat herumzuwerkeln.
    »War die Nati Ihre Freundin?«
    Sie zuckte zusammen und drehte sich langsam wieder zu ihm um. Ihr Blick war plötzlich sehr leer.
    »Wenn nicht, dann entschuldigen Sie bitte, dann habe ich mich …«
    »Sind Sie von der Zeitung?«, fragte sie lauernd.
    »Nein, ich habe sozusagen ein privates Interesse.«
    »Verwandtschaft von dem Alten?«
    Herbie überlegte blitzschnell und nickte stumm.
    »Ich hab mit der ganzen Sache nix zu tun. Nati und ich haben uns schon fast zwei Monate nicht mehr gesehen. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Hattet ihr Streit?«
    »Hmmm.« Sie zupfte ein verunglücktes Preisschildchen aus dem verchromten Gerät

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