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Malerische Morde

Malerische Morde

Titel: Malerische Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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der letzten Tage klangen. »Aber in jedem guten Bild muss ein Kleckschen Rot enthalten sein. Ich war das Kleckschen Rot in unserem Haus.« Sie legte die Arme um die Schultern, als fröstele sie.
    Du hättest dich als Heizdeckenverkäufer ausgeben sollen, mein Teuerster
.
    Frau Delamot deutete auf die schneeweiße Ledergarnitur. »Nehmen Sie einen Kaffee mit mir?«
    Herbie nickte und klammerte sich an seine Zeitung, während er auf das kalte Sitzmöbel sank.
    »Schwarz?« Frau Delamot war im Begriff in die angrenzende Küche zu verschwinden.
    Herbie starrte verwirrt auf das Leder.
    Der Kaffee. Nicht das Sofa. Oh je! Die müssen da in München fürchterliche Dinge mit dir angestellt haben
.
    »Mit Milch bitte!«, rief Herbie zaghaft hinter ihr her. Und dann zischte er leise: »Bitte, bitte Julius, bring mich jetzt nicht durcheinander. Das kann verdammt ins Auge gehen.«
    Julius fuhr mit dem Finger über die weißen Kacheln des voluminösen Kaminofens, der mitten im Raum stand, und betrachtete seine Fingerkuppe.
Kein Staub. Keine Farbe. Keine Geräusche. Die Quarantänestation der NASA ist ein Drecksloch dagegen. Tu einfach so, als wäre ich nicht da
.
    »Das funktioniert seit fast zwanzig Jahren nicht richtig!«
    Deborah Delamot kam mit einem kleinen Tablett herein und setzte es vor Herbie auf den Rauchglastisch. Er betrachtete ihre schneeweißen Hände, während sie Milch in seine Tasse goss.
    »Sie können sich nicht vorstellen, was hier los ist. Hermanns Tod hat die ganze Welt erschüttert, möchte man meinen.« Sie ließ sich auf einen Sessel sinken und zog die Beine auf die Sitzfläche. Ihre Pose war eindeutig: Sie war das schutzlos zurückgelassene scheue Reh, das zerbrechliche Porzellanpüppchen, das sich vor der bösen Welt in ihrem Puppenhaus verkroch.
    Julius formulierte es ähnlich. Er beugte sich zu Herbie hinunter und flüsterte verschwörerisch:
Das arme weiße Putenbrüstchen, das sich in seinem Gefrierfach verkriecht
.
    »War die Polizei noch einmal hier?«, fragte Herbie, um einen Anfang zu machen.
    »Oh ja, gestern Mittag kam schon wieder jemand. Man hat mir mitgeteilt, dass diese kleine … dieses junge Mädchen, Hermanns Modell … na, also. Sie war schwanger. Das haben Sie ja auch schon in Ihrem Bericht erwähnt. Übrigens sehr dezent, das möchte ich Ihnen noch einmal sagen. Die Presse ist nicht immer so zurückhaltend.«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte Herbie zaghaft und räusperte sich. »Darf ich Ihnen eine indiskrete Frage stellen?«
    »Seit die Polizei mich täglich befragt, bin ich indiskrete Fragen gewohnt. Versuchen Sie’s. Aber seien Sie bitte nicht eingeschnappt, wenn ich nicht antworte. Das habe ich auch gelernt in den letzten Tagen.«
    »Könnte vielleicht Ihr Mann, Herr Delamot, der Vater …«
    »Nein«, kam es schnell und abgehackt. Weiter sagte sie zu diesem Thema nichts.
    Herbie schlürfte verlegen an seinem Kaffee und grübelte fieberhaft über die nächste Frage nach.
    Sie lachte auf. »Haben Sie Ihr Pulver schon verschossen?«
    »Warum hängen hier keine Gemälde Ihres Mannes?« Es gab ein paar großformatige Schwarzweißfotografien, und an der Wand über Herbies Kopf prangte eine riesige, weiße Leinwand, auf der ein paar blassgraue Striche verteilt waren.
    »Glauben Sie, hier würden bunte Ginsterbilder hinpassen?« Sie vollführte eine ausladende Geste mit dem Arm. »Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, Herr …«
    Herr… naaa?
    Herbie schoss das Blut in den Kopf. Er spürte, wie es in seinen Ohren rauschte. Mit welchem Journalisten hatte Deborah Delamot telefoniert? Sein Blick fiel auf die Zeitung, und eine warme Welle der Erleichterung schwappte über ihn hinweg, als er sah, dass diese glücklicherweise so lag, dass er den Artikel über Delamot und Nati erkennen konnte. »Von unserem Redakteur F. A. Heinen«.
    »Heinen«, spuckte er den Namen geradezu heraus.
    »Ach ja, Herr Heinen, verzeihen Sie. Diese geheimnisvollen Initialen, wofür stehen die?«
    »Das F.A.?«
    »Ja, genau. Fritz Achim?«
    Herbie versuchte ein sybillinisches Lächeln. »Dann wären sie ja nicht mehr geheimnisvoll, oder? Alle Welt nennt mich ›F. A.‹, verstehen Sie.«
    Es wird immer schlimmer mit dir. Du redest dich um Kopf und Kragen. Kein Mensch heißt F. A.!
    »Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Ich habe die Malerei meines verstorbenen Mannes wirklich sehr geschätzt, Herr Heinen. Hermann war ein großer Künstler. Und über seine Kunst haben wir uns ja schließlich auch kennen gelernt.

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