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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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beschlossen. Sie wird unter Kontrolle
     der Spender durchgeführt. Thomas und Jacquet sind verantwortlich.«
    Thomas ist in einer angeregten Unterhaltung mit Catie begriffen (ich behalte mir vor, diese später und mit Muße im einzelnen
     zu beschreiben); er kommt, von Jacquet gefolgt, heran, und die Menge tritt willfährig beiseite, um sie in Lanouailles Laden
     einzulassen. Ich werfe rasch einen Blick auf Fabrelâtre, der gelb und fassungslos ist. Er muß wohl reichlich dumm sein, wenn
     er sich zu meiner Abstimmung hergegeben und selbst mitgestimmt hat, so daß seine Isolierung offenbar wurde. Auf sich selbst
     gestellt, ist dieser alte Blödian ein Nichts. Die Fäden hat die Macht hinter dem grünen Portal in der Hand.
    Lanouaille geht mit Eifer an die Arbeit, und während er die |295| Brote aufschneidet, sehe ich, daß sich Agnès, mit ihrem Baby auf dem Arm, etwas abseits hält und ihren Mann in der Schlange
     stehen läßt. Sie kommt mir ein wenig abgemagert vor, aber mit ihrem blonden Haar, das in der Sonne glänzt, und mit ihren hellbraunen
     Augen, die mir immer den Eindruck erwecken, als wären sie blau, nicht minder reizvoll. Ich gehe auf sie zu. Wenn ich sie ansehe,
     fühle ich die kleine Schwäche wieder erwachen, die ich einst für sie hatte. Und sie schaut mich ihrerseits liebevoll und mit
     traurigen Augen an, als wollte sie sagen: Nun siehst du, mein armer Emmanuel, wenn du dich vor zehn Jahren entschieden hättest,
     wäre ich heute in Malevil. Ich weiß. Das ist auch wieder eins von den Dingen, die ich im Leben nicht getan habe. Und ich denke
     oft daran. Während wir auf diese Weise unsere Gedanken austauschen, setzt auf der Ebene der Worte die Konversation ein. Ich
     streichle ihrem Baby, das mein Baby hätte sein können, die Wange. Ich erfahre von Agnès, daß es ein Mädchen ist, acht Monate
     alt.
    »Es scheint so, Agnès, als wärest du nicht gewillt gewesen, deine Kleine Malevil anzuvertrauen, wenn wir die Kuh nicht nach
     La Roque gegeben hätten. Stimmt das?«
    Empört blickt sie mich an.
    »Wer hat dir das gesagt? Davon war niemals die Rede!«
    »Du weißt genau, wer.«
    »Ach, dieser Mensch!« sagt sie mit verhaltenem Zorn. Aber ich merke, daß sie die Stimme senkt.
    In diesem Moment sehe ich gerade noch, daß sich Fabrelâtre unbemerkt zu dem grünen Portal davonmachen möchte.
    »Monsieur Fabrelâtre!« rufe ich laut.
    Er bleibt stehen, dreht sich um, und alle Blicke richten sich auf ihn.
    »Monsieur Fabrelâtre«, sage ich und gehe jovial lächelnd auf ihn zu, »ich finde es sehr unklug von Ihnen, sich während der
     Zuteilung zu entfernen!« Immer noch lächelnd, nehme ich ihn am Arm, ohne daß er sich wehrt. »Sie werden doch Fulbert nicht
     wecken wollen«, sage ich in süßsaurem Ton. »Wie Sie wissen, ist er ein Mann von zarter Gesundheit. Er hat viel Schlaf nötig.«
    Ich fühle seinen Arm schlaff und muskellos unter dem meinen zittern und führe ihn, ohne meine Umklammerung zu lockern, mit
     kurzen Schritten zur Fleischbank zurück.
    |296| »Aber der Herr Pfarrer muß doch von Ihrer Ankunft verständigt werden«, sagt er mit erstorbener Stimme.
    »Es eilt nicht, Monsieur Fabrelâtre. Es ist erst halb neun! Kommen Sie, helfen Sie Thomas beim Verteilen.«
    Und er, diese steife Latte, gehorcht! Er tut, was man sagt. Ist schlaff und dumm genug, an der Verteilung mitzuwirken, die
     er mißbilligt hat! Marcel hält die Arme über seinem ledernen Schurz gekreuzt und erlaubt sich, ganz laut und ganz allein vor
     sich hin zu lachen. Nur Pimont lacht mit. Aber jetzt, nachdem ich mich gerade etwas allzu zärtlich mit den Augen seiner Frau
     unterhalten habe, schäme ich mich ein wenig, ihn anzusehen.
    Ich will mich zu Catie begeben, als mir der alte Pougès dazwischenkommt. Ich kenne ihn gut. Wenn meine Erinnerung mich nicht
     trügt, ist er gerade fünfundsiebzig Jahre alt geworden. Er ist klein, hat wenig Fett am Leib, wenig Haar, wenig Zähne und
     sehr wenig Eifer bei der Arbeit. Das einzige, was er im Überfluß hat, ist sein Schnurrbart von gelblichem Weiß, der ihm auf
     altfranzösische Manier beiderseits der Lippen herunterhängt und auf den er, glaube ich, stolz ist, weil er ihn gern und mit
     schalkhafter Miene glattstreicht. Ich, Emmanuel, pflegte er zu sagen, wenn ich ihm in Malejac begegnete, ich sehe nach nichts
     aus, aber alle habe ich sie schön aufs Kreuz gelegt. Erst kratzt da meine Frau ab. Das war schon eine. Eine Giftnudel, du
     hast sie ja gekannt. Dann, mit

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