Malevil
gegen mich ein, der ich ihn vor der Gefahr
gewarnt hatte. Und in diesen Kampf lasse er sich ein, ohne kräftemäßig in der Lage zu sein, ihn zu gewinnen, denn sein weltlicher
Arm beschränke sich auf Armand, und Armand sei bettlägerig, von einer sonderbaren, geheimnisvollen Krankheit befallen.
Ich war geneigt, mich über all das lustig zu machen, die Gefährten aber nahmen die Sache nicht heiter auf. Sie schäumten vor
Entrüstung. Man hatte Malevil beleidigt. Geradezu als wäre seine Fahne (die allerdings nur eine potentielle Existenz hatte)
beschimpft worden. Fulbert hatte gewagt, an den Geistlichen von Malevil zu rühren und an die Versammlung, die ihn gewählt
hatte! Dieser Arsch, was hat er uns anzustänkern? sagte der kleine Colin, der doch kein Liebhaber von derben Worten ist. Meyssonnier
meinte, die Ohren müßte man dem kläglichen Wicht langziehen. Und Peyssou erklärte, wenn Gazel nächsten Sonntag den Mumm haben
sollte, sich zu zeigen, wolle er ihm seinen Weihwedel in den … stecken. Kurzum, man fühlte sich fast in die Zeiten des Zirkels
zurückversetzt, in denen Meyssonniers Ligisten unter den Mauern und Emmanuels Spitzköpfe auf den Zinnen von Malevil standen
und sich mit den derbsten Worten (und viel Erfindungskraft) beschimpften, bevor sie handgemein wurden.
Etwas erstaunt über diesen Ausbruch von malevilischem Patriotismus, las ich den Gefährten nun die Antwort vor, die ich im
Laufe des Nachmittags vorbereitet hatte, und unterwarf sie ihrer Billigung.
An Fulbert Le Naud, Pfarrer von La Roque
Mein lieber Fulbert,
gemäß den ältesten Urkunden über Malevil, die in unserem Besitz sind und die aus dem 15. Jahrhundert stammen, gab es zu jener
Zeit in der Tat einen Bischof von La Roque, der im Jahre |384| 1452 in der Kirche des Weilers durch den Herrn auf Malevil, Baron de La Roque, feierlich eingesetzt wurde.
Aus den gleichen Urkunden geht indessen hervor, daß der Geistliche von Malevil keineswegs vom Bischof von La Roque abhängig
war, sondern durch den Herrn auf Malevil unter den Personen männlichen Geschlechts aus seiner Familie ausgewählt wurde, die
mit ihm auf der Burg ansässig waren. Die meiste Zeit war das ein Sohn oder ein jüngerer Bruder. Einzig Sigismond, Baron de
La Roque, der weder Sohn noch Bruder hatte und sich im Jahre 1476 selbst zum Geistlichen von Malevil ernannt hat, wich von
dieser Regel ab. Von diesem Datum an bis auf unsere Tage war der Herr auf Malevil dem Rechte nach Geistlicher von Malevil,
auch wenn er die Ausübung seines Priesteramtes zuweilen auf einen Kaplan übertrug.
Es besteht kein Zweifel, daß Emmanuel Comte, als gegenwärtiger Eigentümer der Burg Malevil, die mit der Burgherrschaft verbundenen
Vorrechte ererbt hat. So auch hat die Versammlung der Gläubigen entschieden und ihn einstimmig in seinen Titeln und Funktionen
eines Geistlichen von Malevil bestätigt.
Anderseits ist es Malevil nicht möglich, die Rechtmäßigkeit eines Bischofs anzuerkennen, um dessen Ernennung es bei Seiner
Heiligkeit nicht nachgesucht hat und den es auch nicht in einem Weiler inthronisieren kann, der zu seinem Herrschaftsbereich
gehört.
Malevil beabsichtigt in der Tat, die Unantastbarkeit seiner historischen Rechte auf das Lehen La Roque zu bewahren, selbst
wenn es in seinem lebhaften Wunsch, Frieden und gute Nachbarschaft zu halten, derzeitig keine Schritte in Erwägung zieht,
seine Rechte geltend zu machen.
Indessen erachten wir, daß jede Person, die in La Roque wohnhaft ist und sich von der im Ort faktisch errichteten Gewalt geschädigt
findet, stets Berufung bei uns einlegen kann, um in ihre Rechte wiedereingesetzt zu werden.
Wir meinen auch, daß uns der Weiler von La Roque jederzeit zugänglich bleiben muß und keine Tür im Ort einem Boten aus Malevil
ohne Schimpf verschlossen bleiben dürfte.
Sei bitte, mein lieber Fulbert, des Ausdrucks meiner ergebenen Hochachtung versichert.
Emmanuel Comte,
Geistlicher von Malevil
|385| Ich muß hier betonen, daß ich mir diesen Brief nur als Schote ausgedacht hatte, um Fulbert eine groteske Parodie seines eigenen
Größenwahns entgegenzusetzen und ihn damit in seine Schranken zu verweisen. Muß ich überhaupt erwähnen, daß ich mich in keinem
Moment auch nur im mindesten für den Erben der Herren von Malevil ausgab oder hielt? Und ebensowenig nahm ich das Lehensverhältnis
von La Roque ernst. Doch las ich meinen Brief mit unbewegter Miene vor, weil ich
Weitere Kostenlose Bücher