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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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versunken. Sie hat bei
     der Verwaltung von Malevil nichts vernachlässigt. Immer noch herrscht sie als Gebieterin über die Weibersippe der Burg und
     hackt vorzugsweise auf der ältesten und geschwätzigsten herum, wobei sie zuweilen, wenngleich sie da vorsichtiger ist, auch
     die jungen Hühnchen nicht verschont, Miette weniger als Catie, die selber einen kräftigen Schnabel hat. Niemals müßig mit
     Gabel und Glas, wiewohl ohne Hoffnung, dicker zu werden, läßt sie auch sich selbst nicht umkommen. Und schließlich ist sie
     noch immer so reinlich, ein gut gepflegtes kleines Gerippe, an dem alles, Muskeln und Organe, auf ein Minimum reduziert ist;
     die Haare auf ihrem Totenkopf sind straff nach hinten gezogen, der schwarze Arbeitskittel ist gut |390| gebürstet, die aufgereihten Sicherheitsnadeln zieren über dem plattesten aller Busen einen viereckigen Halsausschnitt. Und
     schließlich auch trippelt sie auf ihren großen Füßen noch immer so flink einher und streckt dabei ihren mageren, sehnigen
     Hals vor.
    Den Tisch decken Catie oder Miette, und die Menou legt die Servietten zu den Gedecken. Um Hygiene besorgt, hat sie die Servietten
     mit Merkzeichen versehen, die nur sie allein unterscheiden kann. Und eines Morgens, als ich mich setzen will, bemerke ich
     einigermaßen beunruhigt, daß jemand am Tischende wieder für Momo gedeckt und eine Serviette in den Teller gelegt hat. Ich
     sehe, auch Colin hat es bemerkt, er gibt mir mit Kopf und Augen zu erkennen, daß er schwarzsieht. Während ich mich setze,
     zähle ich die Gedecke, und ich finde doch nur elf, nicht zwölf. Überdies hat Catie den Tisch gedeckt, und ich kann mir nicht
     denken, daß sie sich geirrt hat. Außerdem gibt sie mir, als ich mich mit einem fragenden Blick zu ihr vorbeuge, unauffällig
     ein verneinendes Zeichen mit dem rechten Zeigefinger.
    Jedermann hat sich jetzt zu Tisch gesetzt, bis auf Jacquet, der mit hängenden Armen dasteht und mit seinen goldbraunen, angstgetrübten
     Augen nichts als erschreckende Leere auf seinem gewohnten Platz findet. Er schaut nicht ohne Unterwürfigkeit zu mir hin, um
     mich zu fragen, was er denn getan habe, daß ich ihm auf diese Weise die Nahrung entziehe. Er ist wie ein anhänglicher Hund,
     der, nachdem er unter einem bösen Herrn zu leiden hatte, von einer Familie aufgenommen worden ist, die ihn verhätschelt. Nun
     lebt er in der Angst, er könnte eines Tages dieses Glück wieder verlieren, dessen er sich nicht würdig fühlt und von dem er
     nicht weiß, ob er es vielleicht nur träumt. Nicht, daß Jacquet es ungerecht fände, wenn ich ihm sein Essen vorenthielte. Wenn
     ich es tue, ist es gerecht. Und nach Tisch wäre er bereit, sich auch mit leerem Magen mit uns wieder an die Arbeit zu begeben.
     Seine einzige Befürchtung ist, daß dieser Entzug das Vorspiel zur Verbannung sein könnte.
    Um ihm Mut zu machen, lächle ich und will schon einschreiten, als die Menou ihn in mürrischem Ton anredet.
    »Suchst du dein Gedeck, mein Junge? Dort ist es.«
    Und sie deutet mit dem Kinn auf den Platz, auf dem Momo zu sitzen pflegte.
    |391| Es tritt tiefe Stille ein, und Jacquet blickt bestürzt zu mir herüber. Ich nicke ihm zur Bekräftigung zu, und Jacquet, der
     es verabscheut, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, geht mit dem peinlichen Bewußtsein, daß er der Zielpunkt aller Blicke
     ist, den ganzen Tisch entlang und läßt sich auf Momos Platz nieder.
    Colin leitet mit Takt sofort eine Debatte ein. Die Pappestücke, die in der VVZ die Fußangeln bedecken, stellen uns vor ein
     Problem. Denn wenn es regnet, werden sie aufweichen und sich unter dem Gewicht der Erde verbiegen. Ergebnis: Die Fußangeln
     bleiben den Angreifern nicht verborgen. Peyssou schlägt vor, daß wir Löcher in den Karton bohren, damit der Regen ablaufen
     kann. Und Meyssonnier schlägt ein System aus zwei von einer dünnen Mittelleiste gehaltenen Sperrholzstücken vor, die unter
     dem Gewicht des Feindes zusammenbrechen müßten.
    Während ich der Diskussion genug Aufmerksamkeit schenke, um mich mit ein paar Worten beteiligen zu können, achte ich auf das,
     was am unteren Ende des Tisches geschieht oder gesagt wird. Jacquet, lahm vor Beschämung, sitzt über seinen Teller gebeugt
     und ißt, ohne ein Wort zu sagen; die Menou hört nicht auf, ihm mit halblauter Stimme eindringliche Ratschläge zu erteilen.
     Halte dich gerade! Knete um Himmels willen nicht an deinen Brotkrumen herum! Wirst du gleich aufhören, so laut zu

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