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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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nicht hinter Catie
     verstecken. Wenn es zu einem Zusammenstoß kommen soll, bin ich ihm lieber als erster ausgesetzt. Ich winke Thomas kurz mit
     der Hand und setze, Meyssonnier zu meiner Linken, meinen Weg fort. Während die in der Mehrzahl verkohlten Baumstämme unbelaubt
     geblieben sind, ist in dem Wechsel von Regen und Sonnenschein, den wir seit zwei Monaten haben, das Buschwerk mit tropischer
     Üppigkeit gediehen. Nie habe ich gesehen, daß sich Pflanzen in solchem Umfang vermehren und in die Höhe und Breite wuchern.
     Ich bemerke Farnkraut, das mit Stämmen, dick wie meine Unterarme, bis zu drei Metern hoch wird, Brombeerbüsche wie Mauern,
     wilde Weißdornsträucher, die bereits zu Bäumen herangewachsen sind, und Schößlinge von Kastanien und Ulmen, die hoch über
     meinem Kopf riesige Büsche bilden.
    Die Einmündung des Waldpfades, der den Weg nach La Roque abkürzt, ist in dieser Jahreszeit von der Straße aus unsichtbar,
     aber ich habe mir seit langem Markierungspunkte gemerkt und finde sie mühelos wieder. Diesen Pfad habe ich vor dem Tag des
     Ereignisses häufig benutzt, um meine Pferde einzureiten. Denn er ist reich an schwarzem, den Hufen wohltuendem Humus und weist,
     günstig wechselnd, abfallende, steigende und ebene Strecken auf. Ich habe sogar, obwohl mir der Wald nicht gehört, für seine
     Instandhaltung gesorgt und jedes Jahr die hinderlichsten Wurzeln und Äste beseitigt. Ich habe auch darauf geachtet, mit keinem
     Menschen in La Roque über diesen Pfad zu sprechen, da ich befürchtete, die Lormiaux |428| könnten es sich einfallen lassen, mit ihren Wallachen auf ihm spazierenzureiten. Und schließlich habe ich dort erst vor kurzem
     die verkohlten Baumstämme weggeräumt, die ihn versperrten und so hinderlich waren, als ich in Colins Begleitung aus La Roque
     zurückkehrte, wo ich Fulbert von Caties Verheiratung benachrichtigt hatte.
    Den Tag X konnten nur die in unterirdischen Bauen hausenden Tiere überlebt haben. Abgesehen von Krah, den wir seit der Schießerei
     von heute morgen nicht wieder erblickt haben, gibt es keine Vögel mehr, und durch Unterholz zu gehen, ohne den leisesten Gesang
     zu vernehmen oder auch nur Insekten zu hören oder zu sehen, ist ein schockierendes Erlebnis.
    Ich gehe voraus, wohlbedacht, mir auf dem weichen Erdboden nicht die geringste Spur entgehen zu lassen, kann aber nichts sehen.
     Ich glaube auch nicht, daß von den Überlebenden in La Roque irgend jemand diesen Pfad kennt und ihn Vilmain hätte angeben
     können, denn die Landwirte von La Roque sind Menschen der fruchtbaren Ebenen, und weder ihr Stiefel noch der Reifen ihrer
     Traktoren kommt jemals in das Hügelland von Malejac. Dieser Weg erscheint auch nicht auf den Generalstabskarten, die bereits
     veraltet sind, während er selbst, von einem Förster zum Abtransport des Holzes angelegt, erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit
     entstanden ist. Es ist also wenig wahrscheinlich, daß Vilmain sich seiner jemals bedient. Doch lege ich Wert darauf, dessen
     sicher zu sein, wie ich Meyssonnier nach einer Wegstunde in der bedrückenden Stille des Niederwalds mit leiser Stimme erkläre.
    Ich habe nichts Verdächtiges sehen können, weder Fußspuren noch eine niedergetretene Pflanze oder einen abgeknickten Zweig,
     und wo ich welche sehe, sind sie bereits verwelkt und von unseren Pferden abgebrochen worden, als wir selbst, Colin und ich,
     aus La Roque zurückgeritten sind.
    Auf dem Rückweg bringe ich ein paar Markierungen hinter mir an, damit ich mich, wenn wir den Pfad wieder benutzen, vergewissern
     kann, ob ihn inzwischen kein anderer gegangen ist. Zu diesem Zweck ziehe ich einen biegsamen dünnen Zweig in Hüfthöhe quer
     über den Weg und binde ihn mit einem Stück schwarzen Fadens an einem Zweig fest. Ein Hindernis, das dem Wind standhalten wird,
     nicht aber einem etwas rasch gehenden Menschen, der es zerstören muß, ohne es auch nur |429| wahrzunehmen. Wo es mir glückt, einen Brombeerstrauch zu finden, verzichte ich auf den Faden, zerre die längste Dornenranke
     heraus, um ihren Drang, sich zu verschlingen und zu verfangen, auszunützen, und ziehe sie quer über den Weg, wo sie sich sofort
     gierig an den zartesten Zweig hängt.
    Das ist einem Spiel aus der Zeit des Zirkels ähnlich, und Meyssonnier macht mich darauf aufmerksam. Mit dem Unterschied, daß
     der Einsatz im Spiel diesmal unser Leben ist. Doch keiner von uns hat Lust, eine so dramatische Bemerkung zu machen. Wir sind
     uns im

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