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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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blickte auf Amarante, ich sah das
     Entsetzen im Weiß ihres glänzenden Augapfels, und ich dachte: Wir erweisen uns nicht genügend erkenntlich, wir danken ihnen
     nicht genug.
    Ich stellte mich auf die Beine. Ich sah auf meine Uhr. Schon seit drei Stunden waren wir hier. Mit wankenden Schritten verließ
     ich die Box, denn ich hatte mir vorgenommen, Germain noch vor der Rückkehr der anderen zu begraben. Die Menou und Momo kamen
     mir nach.
    »Es macht sich, glaub ich«, sagte die Menou.
    Um nichts auf der Welt hätte sie gesagt: Die Tiere sind gerettet. Sie hätte befürchtet, den Herrn zu versuchen oder den Teufel,
     welche Macht auch immer jetzt die Worte der Menschen belauerte, um sie zu strafen, wenn sie zuviel Hoffnung ausdrückten.

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    Mit leerem und verstörtem Blick, von Asche bedeckt, schwarz an den Händen und im Gesicht, kehrten sie um ein Uhr mittags zurück.
     Peyssou mit nacktem Oberkörper. Aus seinem Hemd hatte er ein Bündel gemacht, in dem er die Gebeine oder die Reste von Gebeinen
     trug, die sie in ihren Häusern gefunden hatten. Sie brachten mit Ausnahme von Meyssonnier, der mich um Bretter und Werkzeug
     bat, kein Wort hervor, und sie wollten weder essen noch sich waschen, bevor er nicht einen kleinen Kasten von sechzig Zentimeter
     Länge und dreißig Zentimeter Breite fertiggestellt hatte. Ich sehe noch ihre Gesichter, als Meyssonnier seine Arbeit beendet
     hatte und die Knochen einen nach dem andern in die Kiste legte.
    Wir beschlossen, sie auf dem Parkplatz vor dem Burgwall zu vergraben, wo Erde statt Fels ist und wo ich eben Germain bestattet
     hatte. Peyssou hob den Boden sechzig Zentimeter tief aus und häufte die Erde zu seiner Linken. Der kleine Kasten neben ihm
     wirkte schon durch seine Kleinheit jammervoll. Man konnte sich kaum vorstellen, daß dieser winzige Sarg die Überreste von
     drei Familien barg. Meine Gefährten hatten die Asche, die bei den Knochen lag, vermutlich nicht mit einsammeln wollen, weil
     sie mit anderen Dingen vermengt sein konnte.
    Als die Kiste in die Grube versenkt war, sah ich, daß Peyssou schwere Steine darauflegte, als hätte er zu befürchten, ein
     Hund oder ein Fuchs könnte sie wieder ausgraben. Eine recht unnütze Vorsichtsmaßregel, denn aller Wahrscheinlichkeit nach
     war die gesamte Tierwelt vernichtet. Als er die Grube zugeschüttet hatte, schichtete Peyssou die restliche Erde zu einem kleinen
     rechteckigen Hügel auf, dessen Ränder er sorgfältig mit der Schaufel begradigte. Dann wendete er sich an mich.
    »Man kann sie nicht einfach so von uns gehen lassen. Die Gebete müssen gesprochen werden.«
    |111| »Ich kenne sie doch nicht«, sagte ich verwirrt.
    »Hast du nicht ein Buch, in dem so etwas steht?«
    Ich bejahte.
    »Vielleicht kannst du es holen.«
    »Du kennst doch meine Ansichten, Peyssou«, sagte ich leise. »Das hat damit nichts zu tun. Du sollst sie für die Toten sprechen,
     nicht für dich.«
    »Gebete!« sagte Meyssonnier halblaut und stierte vor sich hin.
    »Deine Mathilde, ging die nicht auch zur Messe?« fragte Peyssou und drehte sich zu ihm um.
    »Trotzdem«, sagte Meyssonnier.
    Diese ganze Diskussion wurde mit leiser und verhaltener Stimme geführt, mit langen Pausen dazwischen.
    »Meine Yvette«, sagte Peyssou mit gesenktem Blick, »jeden Sonntag Kirche, und am Abend, im Nachthemd vor dem Bett, das Vaterunser
     und das Ave-Maria.« Diese Erinnerung, einmal wachgerufen, übermannte ihn. Seine Stimme versagte, er war für zwei oder drei
     Sekunden wie erstarrt, bevor er weiterredete. »Schön«, fuhr er schließlich fort, »fürs Beten war sie, also sage ich, daß ich
     sie jetzt nicht ohne lassen kann, wo sie von uns geht. Und die Kinder auch nicht.«
    »Er hat recht«, sagte Colin.
    Was die Menou dachte, wußte keiner, denn sie tat den Mund nicht auf.
    »Ich gehe jedenfalls das Meßbuch holen«, sagte ich nach einer Weile.
    Später erfuhr ich, daß Peyssou während meiner Abwesenheit Meyssonnier gebeten hatte, ein Grabkreuz zu zimmern, und daß Meyssonnier
     ohne Widerspruch eingewilligt hatte. Als ich zurückkam, sagte Peyssou zu mir: »Das ist sehr lieb von dir, doch wenn es dir
     zu schwer fällt, können auch Colin oder ich die Gebete lesen.«
    »Aber nein«, sagte ich, »ich kann das schon machen, denn du erklärst mir ja, daß es für sie ist.«
    Den Kommentar der Menou bekam ich erst zu hören, als wir allein waren. Wenn du dich geweigert hättest, Emmanuel, ich hätte
     nichts gesagt, denn mit der

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