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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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habe nur keine Ahnung, wo wir…« Sie verstummte ratlos.
    Jordi musterte sie nachdenklich. »Hast du schon einmal daran gedacht, dass deine Mutter einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort auf dem Zettel mit dem fliegenden Schiff versteckt haben könnte?«, fragte er. »Immerhin hat sie Márquez ja aufgetragen, dir den Namen zu nennen.«
    Catalina schüttelte den Kopf. »Da war nichts«, sagte sie. Und doch sah sie unsicher aus.
    »Was, wenn der entscheidende Hinweis in der Windmühle ist?«
    »Du meinst, wir müssten dorthin zurückkehren?«
    Jordi zögerte. »Glaub mir, ich reiße mich auch nicht darum. Aber wenn wir dort den entscheidenden Hinweis finden würden…«
    Reverte sagte: »Ihr beiden solltet euch ausruhen. Mit gähnender Müdigkeit in den Augen haben es die Gedanken schwer.« Er stand auf und ging zur Tür.
    Er wartete.
    Und wartete.
    Bis…
    Catalina und Jordi standen fast gleichzeitig auf. Das Mädchen gähnte und hielt sich beide Hände vor den Mund.
    So folgten sie Reverte am Ende dann doch.
    Durch die Bibliothek führte er sie und dann zu einer Wendeltreppe, die sich eng und steil an einer Säule, die wie ein Skelett aussah, aufwärtsringelte. Catalina beklagte sich, dass ihr ganz schwindlig vom Aufstieg würde, aber Jordi fühlte sich von dem rostig klapperigen Treppengerüst an den Leuchtturm erinnert.
    Hin und wieder sah man Buchstaben, die sich schnell unter den schmalen Stufen versteckten. Sie schwebten in der Luft und huschten rasch davon, wenn sie Schritte hörten.
    Reverte griff behände nach der Nadel, die er wohl immer mit sich führte, und spießte die flinken Fs und Hs und Zs und wie sie alle hießen auf. »Abgehauen wird nicht«, murmelte er, grinste dabei und erklärte seinen Begleitern: »Sie wollen immerzu von ganz allein neue Wörter bilden, aber das gelingt ihnen nur äußerst selten. Meist sind sie noch viel zu klein und enden als Wortfetzen, die kein Mensch versteht.« Er schüttelte gespielt missbilligend und gleichsam besorgt den Kopf. »Außerdem gibt es jede Menge Wesen da draußen, die unseren Kleinen hier alles andere als wohlgesinnt sind. Nein, nein, die Buchstaben und Wörter sind bei uns gut aufgehoben. Nur muss man es ihnen hin und wieder auch sagen.«
    Die Buchstaben, die er unterwegs fand, steckte er in einen Beutel, den er am Gürtel trug.
    Jordi seufzte. Die singende Stadt war bunter und verrückter, als er es sich gedacht hatte.
    Reverte hatte die oberste Stufe erreicht. »Wir sind da!« Er öffnete ihnen eine kreisrunde Tür, die den Blick auf ein ebenso kreisrundes Turmzimmer freigab. Das einzige Fenster war verschlossen. Den Mond umrahmte es, einen schimmernden vollen Mond, der silbernes Licht über der Stadt vergoss. Nur ein altersschwaches Bett stand mitten im Raum, sonst war da nichts.
    Reverte hatte sie nach oben in einen der Spitztürme geführt. »Ich wünsche euch eine geruhsame Nacht.«
    Jordi kratzte sich am Kopf. »Das ist…«
    Catalina und Reverte sahen ihn an.
    ». . . nur ein einziges Bett.«
    Er fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, und ärgerte sich über seine plötzliche Verlegenheit. Herrje – nur weil er sein Leben lang nichts anderes als den Leuchtturm gesehen hatte, musste er sich doch nicht gleich bei der ersten Gelegenheit vor Catalina blamieren.
    Reverte antwortete: »Wir haben nur das eine.« Er zuckte die Achseln. Dann verließ er das Turmzimmer und ließ einen etwas ratlosen Jungen und ein müdes Mädchen zurück.
    »Ich kann auf dem Boden schlafen«, schlug Jordi vor.
    Catalina starrte ihn an. »Warum solltest du das tun?«
    Der Boden sah alles andere als bequem aus.
    »Na ja, du bist ein Mädchen.«
    Sie grinste. Zeigte deutlich, was sie dachte. Jungs!
    »Ich bin kein Floh, ich beiße nicht«, erwiderte sie lachend. Dann sprang sie aufs Bett und rollte sich am Fußende zusammen wie eine Katze. »Das Kopfende gehört dir allein.«
    Jordi stand ein wenig tatenlos vor dem Fenster und lugte nach draußen. »Die Stadt sieht so friedlich aus«, bemerkte er, weil ihm nichts Besseres einfiel. Ein Meer von Dächern erstreckte sich vor ihm bis hin zum Horizont. Das Mondlicht zauberte Formen in die Welt, die am Morgen wieder vergessen sein würden.
    Als er sich zum Bett umdrehte, stellte er fest, dass Catalina bereits tief und fest schlief. Ihr Atem ging ruhig.
    Jordi setzte sich am anderen Ende des Bettes auf die Kante und fragte sich, was ihnen der nächste Tag wohl bringen würde. Er betrachtete den Verband, den Reverte ihm um die

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