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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Ohne ein Wort zu sagen und ohne dass sie es ihr angeboten hätten, hatte sie sich gleich auf den Track gestürzt. Sie meisterte die Strecke erstaunlich gut, bis sie zu einer Schanze kam, die sie Teufelseck getauft hatten, weil man nach der Landung sofort eine scharfe Rechtskurve fahren musste. Kady wusste das natürlich nicht und raste ungebremst in einen Erdwall.
    Seth fuhr ihr sofort hinterher, kam schlitternd zum Stehen und streckte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Sie grinste mit dreckverspritztem Gesicht zu ihm auf.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Willst du’s gleich noch mal probieren?«
    Sie hatten sich sofort angefreundet. Kady war von seiner Unerschrockenheit beeindruckt gewesen, und er fühlte sich in ihrer Gegenwart unglaublich wohl und unbeschwert. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, dass sie Amerikanerin war, er wusste es nicht. Schließlich waren sie und ihre Mutter die einzigen Amerikaner, die er kannte. Jedenfalls konnte er sich nicht vorstellen, dass sie sich jemals in eine längst Tote verwandeln könnte wie seine Eltern. Sie liebte ihre Freiheit viel zu sehr, als dass sie sich freiwillig in einen Käfig sperren lassen würde. Kady würde später bestimmt mal Schauspielerin werden, als Journalistin von den exotischsten Orten der Welt berichten oder jemand Berühmtes heiraten.
    Als er ihr das bei irgendeiner Gelegenheit einmal gesagt hatte, hatte sie sich halb totgelacht. Aber dann hatte sie seinen verletzten Blick gesehen, ihn auf die Wange geküsst und gesagt: »Du bist sü ß – Sir Knight, mein edler Ritter.«
    Er hatte zwar nie verstanden, was genau sie damit gemeint hatte, es aber auch nie vergessen.
    Als Kady jetzt merkte, dass er sie ansah, lächelte sie fragend. »Was ist?«
    »Nichts«, sagte er. Seine Miene wurde ernst. »Was glaubst du, was mit Luke passiert ist?«
    Kadys Lächeln erstarb. Sie starrte auf den Boden. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass irgendwas faul ist und dass wir herausfinden müssen, was.« Sie warf wieder einen Blick zu dem Haus hinüber. »Die Sache mit der Zeitung ist echt komisch. Warum lag sie in meinem Schrank, Seth? Ich kann mich nicht daran erinnern, sie jemals gelesen zu haben. Und noch viel weniger, diesen Artikel markiert zu haben. Wer hat sie mir in den Schrank gelegt? Wer hinterlässt uns diese Hinweise?«
    Seth wusste darauf auch keine Antwort. Aber das rätselhafte Auftauchen der Zeitung bestärkte ihn nur in seinem Verdacht, dass irgendetwas vor sich ging, für das es keine vernünftige Erklärung gab.
    War es möglich, dass Luke nie mehr wiederkam? Wenn er daran dachte, spürte er sofort ein schmerzhaftes Prickeln hinter den Augenlidern. Aber so leicht weinte Seth nicht. Er fraß allen Kummer in sich hinein und der Schmerz verwandelte sich dann oft in blinde Wut. So war er nun mal.
    Falls Luke tatsächlich tot sein sollte, würde irgendjemand irgendwo dafür büßen müssen, schwor er sich.
    »Hey!« Kady stieß ihn an. »Endlich tut sich was!«
    Eine etwa vierzigjährige Frau kam aus dem Haus. Sie war übergewichtig und hatte lange, in der Mitte gescheitelte braune Haare, die schlaff herunterhingen. Sie ging zu dem Wagen, öffnete die Fahrertür und rief einem dicklichen Jungen, der in der Tür stand, etwas zu.
    »Das ist er«, sagte Kady. »Sie lässt ihn allein.«
    »Und was ist mit seinem Vater?«
    »Siehst du noch einen Wagen in der Einfahrt?«
    Sie warteten, bis der Ford außer Sichtweite war und Henry wieder ins Haus gegangen war. Dann überquerten sie die Straße und gingen die Auffahrt hinauf. Kady wollte auf die Klingel drücken, ließ die Hand aber wieder sinken.
    »Wenn wir drinnen sind, lässt du mich machen und mischst dich nicht ein, okay?«, sagte sie.
    »Alles klar.«
    »Ich meine das ernst, Seth. Egal, was ich sage oder was er sagt, unterbrich mich auf gar keinen Fall. Sonst wird er aus der Trance gerissen und das kann gefährlich für ihn sein.«
    Seth nickte. Er wurde immer unsicherer, ob sie wirklich das Richtige taten, andererseits war es die heißeste Spur, die sie hatten. Wer auch immer die Zeitung in Kadys Schrank gelegt hatte, wollte, dass sie mit diesem Jungen redete.
    Seine Nervosität wuchs, als Kady klingelte. Der Junge öffnete ihnen. Er war klein, hatte ein teigiges, blasses Gesicht, fettige Haare und einen gelangweilten Gesichtsausdruck.
    »Ä h … ja bitte?«
    »Bist du Henry Galesworth?«, fragte Kady.
    Der Junge dachte kurz nach. »Ja.«
    »Wir müssen mit dir reden.«
    »Oh«, sagte er. »Seid

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