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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ihr von den Zeugen Jehovas?«
    Kady wechselte einen Blick mit Seth. Henry war offensichtlich nicht der Hellste.
    »Wir sind nicht von den Zeugen Jehovas«, sagte sie geduldig. »Es geht um deinen Bruder.«
    Henry lief rot an und riss die Augen auf. »Was? Nein! Auf gar keinen Fall. Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich mit niemandem über ihn sprechen soll. Sie will keine Reporter hier haben.«
    »Sehen wir etwa aus wie Reporter?«, fragte Kady.
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte er, nachdem er beide eine Weile nachdenklich gemustert hatte.
    »Wir sind viel zu jung, um Reporter zu sein«, sagte Seth. »Meinst du nicht?«
    »Ja, kann sein«, räumte Henry ein. »Was seid ihr dann?«
    »Wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen«, sagte Kady.
    »Was für Fragen denn?«
    Kady stieß Seth an. Er nahm seinen Rucksack vom Rücken und zog das Heft heraus, das wieder in dem schwarzen Umschlag steckte. Kady nahm es ihm aus der Hand und hielt es Henry hin.
    »Hast du das hier schon mal gesehen?«
    Eine Antwort erübrigte sich. Henry stieß einen Schrei aus, wich stolpernd einen Schritt zurück und fiel zu Boden.
    »Steck das weg! Steck es sofort wieder weg!«
    »Hast du so ein Heft schon mal gesehen?«, fragte Kady noch einmal. Zu Seths Überraschung trat sie gleichzeitig über die Schwelle ins Haus und trug den Comic wie eine Waffe vor sich her.
    »Ich weiß nicht!«, wimmerte Henry und rollte sich zu einer Kugel zusammen. »Ja! Kann sein! Ich weiß es nicht!«
    Kady gab Seth den Comic zurück. Henry beruhigte sich erst wieder, als er ihn in den Rucksack zurückgesteckt hatte. Kady hielt ihm eine Hand hin und zog ihn auf die Füße.
    »Wir können dir helfen«, sagte sie. »Wenn du uns lässt.«
    Henry schniefte und ließ den Kopf hängen. »Also gut.«
    2
    »Okay, Henry. Stell dir vor, du stehst mit den Füßen in einem Eimer. Und jetzt stell dir vor, dass all deine Sorgen und Ängste in diesen Eimer fließen. Sie fließen aus deinem Kopf den Hals hinunter, immer weiter runter bis zu deinen Zehen. Kannst du dir das vorstellen?«
    Henry kuschelte sich in den Sessel und nickte. Er hatte die Augen geschlossen. Die Vorhänge waren zugezogen, um das Licht im Wohnzimmer zu dämpfen. Kady saß ihm gegenüber in einem anderen Sessel, während Seth sich auf das Sofa gesetzt hatte und aus einiger Entfernung ihrer sanften, einlullenden Stimme lauschte. Es war stickig im Zimmer und die Mischung aus abgestandener Luft und Kadys säuselnder Stimme machte ihn schläfrig.
    »Ich möchte, dass du jetzt tief ein- und ausatmest. Ganz tief, Henry. Atme ein. Atme aus. Atme ei n … und wieder aus. Ich werde für dich zählen. Ein s … zwe i … dre i …«
    Je näher sie der Zehn kam, desto tiefer und langsamer wurden Henrys Atemzüge.
    »Sehr gut. Und jetzt stell dir vor, dass du auf der obersten Stufe einer langen Treppe stehst. Du gehst langsam hinunter. Es sind insgesamt zehn Stufen bis zum ersten Treppenabsatz. Mit jeder Stufe wirst du dich entspannter fühlen.«
    Henry nickte müde.
    ..... »Und jetzt gehst du
    ............ langsam die Stufen hinunter.
    ................... Die erst e … die zweit e …
    .......................... … die dritt e …«
    Seth spürte, wie seine eigenen Lider schwer wurden. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich darauf, wach zu bleiben.
    »Jetzt hast du den ersten Absatz erreicht. Bis zum nächsten sind es wieder zehn Stufen. Geh sie wieder langsam runter. Die erst e … die zweit e … die dritt e …« Als sie die letzte Stufe erreicht hatten, atmete Henry tief und regelmäßig.
    Alana hatte Kady oft erlaubt, an Hypnosesitzungen teilzunehmen und sie bei der Arbeit zu beobachten. Sie freute sich, dass ihre Tochter eine so wissbegierige Schülerin war, und hatte ihr im Laufe der Zeit ein paar Dinge beigebracht. Seth stellte fest, dass Kady anscheinend einiges dazugelernt hatte, seit sie das letzte Mal versucht hatte, ihn zu hypnotisieren.
    »Hörst du mich, Henry?«, fragte Kady.
    Der Junge rutschte unruhig hin und her und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ja.«
    »Du bist absolut entspannt. Du bist an einem vollkommen sicheren Ort, Henry. Hier kann dir nichts passieren. Niemand kann dir wehtun. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Ich möchte jetzt, dass du dich erinnerst. Ich möchte, dass du in deiner Erinnerung zu dem letzten Abend zurückkehrst, den du zusammen mit deinem Bruder hier in diesem Haus verbracht hast.«
    »Okay.«
    »Erinnerst du dich, was ihr an dem Abend gemacht

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