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Malina

Malina

Titel: Malina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bachmann
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sagen und mich ärgern: Wenn ich recht sehe, nous irons mieux, la montagne est passée.
    Bitte keine Preußensätze machen, erspar mir das,du hättest mich jetzt nicht stören sollen, schließlich darf es jedem einmal etwas besser gehen!
    Bei Ivan erkundige ich mich, ob er schon einmal darüber nachgedacht hat und was er früher gedacht hat und was er heute denkt über die Liebe. Ivan raucht, läßt die Asche auf den Boden fallen, sucht schweigend nach seinen Schuhen, er hat beide gefunden und wendet sich zu mir, er hat es schwer, die Worte zu finden.
    Ist das etwas, worüber man nachdenkt, was soll ich mir denn für Gedanken darüber machen, brauchst du Worte dafür? willst du mir eine Falle stellen, mein Fräulein?
    Ja und nein.
    Aber wenn du nicht ... Und nichts empfindest du je, auch eine Verachtung, eine Abneigung nicht? aber wenn ich auch nichts fühlte? frage ich lauernd und ich möchte Ivan die Arme um den Hals werfen, damit er nicht so weit, keinen Meter weit weg sein kann von mir, nicht, wenn ich zum erstenmal frage.
    Aber nein, was für eine Verachtung denn? was willst du für eine Komplikation? Daß ich komme, das genügt doch. Himmel, was stellst du für unmögliche Fragen!
    Ich sage triumphierend: Das wollte ich nur wissen, ob es unmögliche Fragen sind. Mehr wollte ichgar nicht wissen.
    Ivan ist angezogen und hat nicht mehr viel Zeit, er sagt: Wie komisch du manchmal bist.
    Nein, doch nicht ich, antworte ich schnell, aber die anderen, man hat mich früher auf so abwegige Gedanken gebracht, ich habe nie so gedacht, ich wäre nie auf Verachtung, auf Abneigung gekommen, und es ist ein Anderer in mir, der nie einverstanden war und der sich nie Antworten abzwingen ließ auf aufgezwungene Fragen.
    Soll es nicht heißen, die Andere in dir?
    Nein, der Andere, ich bringe das nicht durcheinander. Ein Anderer. Wenn ich sage, der Andere, dann mußt du mir schon glauben.
    Mein Fräulein, wir sind aber sehr weiblich, das habe ich in der ersten Stunde schon feststellen dürfen, das darfst du mir heute noch glauben.
    Wenn du so ungeduldig bist und keine Geduld hast, mich einmal etwas sagen zu lassen!
    Heute bin ich sehr ungeduldig, ich habe nicht meine ganze Geduld für dich!
    Du mußt nur ein wenig Geduld haben, dann werden wir es herausfinden.
    Wenn du mich aber ungeduldig machst!
    Ich fürchte, es ist am Ende noch meine Geduld, die an deiner Ungeduld schuld hat ...
    (Ende der Sätze über Geduld und Ungeduld. Eine sehr kleine Satzgruppe.)
    Ein Tag wird kommen, an dem unsere Häuser fallen, die Autos werden zu Schrott geworden sein, von den Flugzeugen und von den Raketen werden wir befreit sein, den Verzicht leisten auf die Erfindung des Rads und der Kernspaltung, der frische Wind wird niederkommen von den blauen Hügeln und unsere Brust weiten, wir werden tot sein und atmen, es wird das ganze Leben sein.
    In den Wüsten wird das Wasser versiegen, wir werden wieder in die Wüste können und die Offenbarungen schauen, die Savannen und die Gewässer in ihrer Reinheit werden uns einladen, die Diamanten werden im Gestein bleiben und uns allen leuchten, der Urwald wird uns aus dem Nachtwald unserer Gedanken übernehmen, wir werden aufhören, zu denken und zu leiden, es wird die Erlösung sein.
    Sehr verehrter Herr Präsident,
    Sie gratulieren mir, im Namen der Akademie, zu meinem Geburtstag. Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, wie erschrocken ich gerade heute war. Zwar zweifle ich nicht an Ihrem Takt, da ich die Ehre hatte, Sie vor einigen Jahren bei der Eröffnung ... da ich die Ehre hatte, Sie kennenzulernen. Aber Sie spielen da auf einen Tag an, vielleicht sogar aufeine bestimmte Stunde und einen unwiderruflichen Augenblick, der die privatesten Angelegenheiten meiner Mutter betroffen haben muß, vermuten wir auch, anstandshalber, die Angelegenheiten meines Vaters. Mir selbst ist natürlich über diesen Tag nichts Besonderes mitgeteilt worden, ich hatte nur die Verpflichtung, mir ein Datum zu merken, ich muß es auf jeden Meldezettel in jeder Stadt, in jedem Land, schreiben, auch wenn ich es nur vorübergehend besuche. Ich besuche aber schon lange keine Länder mehr ...
    Liebe Lily,
    Du wirst ja mittlerweile gehört haben, was mir und meinem Kopf zugestoßen ist. Ich sage ›mittlerweile‹, obwohl nun schon viele Jahre vergangen sind. Damals habe ich Dich gebeten, zu mir zu kommen, mir zu helfen, es war nicht das erste Mal, es war das zweite Mal, aber auch beim ersten Mal bist Du ja nicht gekommen. Was ich von der

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