Mallorca Schattengeschichten
um, die Hände in die Hüften gestemmt. Alles Schwachköpfe. Er schloss das Tor. Mit Sicherheit hetzte Pablo jetzt den Elektriker, den Pooltechniker, den Klempner und all die anderen gegen ihn auf. Sollte er doch. Niemand war unersetzlich.
Ob Rosa auch Schlitze stemmen konnte? Kräftig genug war sie ja. Robert schob die Lippen vor. Zuversicht! Junge, Zuversicht!, ermutigte er sich selbst.
Es klingelte. Rosa, dachte Robert und ging freudig zum Tor.
»Öffnen Sie!«, rief eine Männerstimme.
»Wer sind Sie?«
» Ministerio de Medioambiente . Wir wollen uns ein zweites Mal umsehen, um den Schaden zu beziffern. Gestern konnten wir noch nicht alles erfassen. Lassen Sie uns rein!« Der Tonfall verschärfte sich.
»Keinesfalls. Das ist Privatbesitz, und ich habe eine Baugenehmigung«, entgegnete Robert.
»Wenn Sie uns nicht reinlassen, kommen wir morgen mit der Polizei. Außerdem ist das Bauschild entfernt, und das heißt, Sie haben gar nichts.«
Das klang nicht wie eine leere Drohung, aber so hätte er noch einen Tag Zeit, um nachzudenken. »Machen Sie doch, was Sie wollen. Jetzt lasse ich Sie jedenfalls nicht über meinen Besitz spazieren. Und das Schild interessiert mich nicht.« Robert spie die Worte aus.
Er zog die Augenbrauen hoch und lauschte. Gemurmel; mehr hörte er nicht. Die Autotüren öffneten sich, der Motor startete ... sie fuhren davon.
Sein Handy schrillte. Entnervt sah Robert auf das Display. »Ja?«
»Rosa hier. Auto streikt, kann nicht kommen.«
»Egal, passt zu meinem Tag«, brummelte Robert.
»Was Sie gesagt?«, fragte Rosa.
»Nichts. Kommen Sie einfach morgen Nachmittag. Oder besser, übermorgen.« Roberts Augen leuchteten, der Hauch eines Plans bildete sich in seinem Kopf. Ohne ein weiteres Wort legte er auf.
Sein Vorhaben entsprach dem Genie eines Robert Heinzmann. Er würde allen beweisen, dass man sich nicht mit ihm anlegte.
Robert saß auf der Terrasse, zwei leere Weinflaschen vor sich, und lauschte zur Straße. Irgendwann mussten die Umweltfuzzis doch von ihrem Aussichtsturm wieder herunterkommen. Die Sonne verschwand fast am Horizont. Er nahm einen tiefen Schluck. Da! Endlich. Das scheppernde Geräusch des Jeeps. Er stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und rief ihnen ins Tal hinterher: »Mit Robert Heinzmann legt man sich nicht an, man ordnet sich unter!«
Er sah sich mit einem zufriedenen Grinsen um. Sein Genie wäre nach dieser Nacht in aller Munde. Robert ging durch den Patio zum Geräteschuppen und schaltete das Licht ein. Was für ein Durcheinander, dachte er.
In der linken Ecke sah er das Blatt der Motorsäge aufblitzen, der Kanister stand daneben. Pfeifend griff er beides und schlenderte zum Tor. Einige Meter weiter die Straße hinab hielt er in einer Kurve an und blickte hoch. Eine beachtliche Steineiche ragte im Halbdunkel auf. Er griff zur Säge.
Schweißtreibende zwei Stunden später setzte sich Robert erschöpft neben sein Werk. Die Eiche lag quer über dem Asphalt. Hier käme morgen niemand durch. Keine Umweltbehörde, keine Brandwache, keine Polizei ... Robert lachte. Müde und stolz auf sein Werk schlurfte er zum Haus zurück.
Sonnenstrahlen tanzten auf Roberts Nase. Er öffnete langsam die Augen, streckte sich und grinste selbstzufrieden.
Robert ging in die Küche und schaltete die Espressomaschine an. Jetzt einen Cappuccino und der Tag gehörte ihm. Er steckte die rechte Hand in die Hosentasche. Seine Finger umschlossen einen Schlüssel. Lächelnd legte er ihn auf den Tisch. Das Tor zusätzlich mit einer Eisenkette und dem Vorhängeschloss zu sichern, war brillant. Falls jemand es wagen sollte, über den Steineichenstamm zu klettern, müsste er anschließend zwei Schlösser überwinden.
Der Kaffee blubberte, zischend schoss der Milchschaum hinterher. Robert griff nach seiner Tasse und öffnete das Küchenfenster. Ein kräftiger Windstoß knallte die Terrassentür zu. Die Katze, die sich durch die Tür hineingeschlichen hatte, rannte erschrocken in die Küche. Robert hörte ein Miauen, drehte sich wütend um, stolperte über das Fellbündel hinter sich; seine Füße glitten Richtung Decke, und er knallte mit dem Kopf auf den Marmorboden.
Der Streuner flüchtete aus dem offenen Fenster.
Wie spät ist es?, fragte sich Robert, als er zu sich kam, und wo ist dieses blöde Vieh? Die eingetrocknete Kaffeepfütze ließ ihn stutzen. Er rümpfte die Nase. Brandgeruch! Erschrocken hob er den Kopf. Schmerz durchzuckte seinen Nacken. Das Atmen
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