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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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Uni mit Essen und Trinken zu versorgen. Er verabscheute die Mahlzeiten in der Mensa. Und so war er es gewohnt, dass Joana ihm ein gesundes Gericht vorbereitete, was er nur noch in der Mikrowelle erhitzen musste. Außerdem machte sie den besten Tee überhaupt. Der würde ihm wirklich fehlen.
     
    Jorge selbst fühlte sich schlapp, schob es aber auf die aufregende Situation und lächelte im Stillen über sein Unwohlsein. Oft genug hörte man, dass die Männer schwangerer Frauen an Morgenübelkeit litten, obwohl ihnen nichts fehlte. Dasselbe Phänomen traf in diesem Fall wohl auch auf ihn zu.
    Joanas Zustand verschlimmerte sich. Sie klagte über kalte Hände und Füße, aber so richtig schlecht ging es ihr noch nicht. In Jorge reifte der Entschluss, das Gift höher zu dosieren. In der Hoffnung, sie würde nun endlich bald sterben, rührte er in die fertige Marmelade eine zusätzliche Prise Arsen. Er war es leid, Joanas Leidensmiene weiterhin ertragen zu müssen. Herzversagen durch die lange Krankheit, oder Herzinfarkt, so sollte es auf dem Totenschein stehen.
    Am nächsten Morgen stand Jorge früher auf. Da Joana immer wieder darauf bestand, am Frühstückstisch zu sitzen, deckte er ihn. Er bestrich Joanas Toasts extra dick und sah ihr seelenruhig zu, wie sie sich Bissen für Bissen in den Mund schob, obwohl sie klagte, keinen Appetit zu haben. Bei ihrem letzten Bissen überlegte Jorge, ob heute wohl der große Tag gekommen sei.
    Als er nach seiner Anzugjacke griff, klagte Joana bereits über heftige Magenschmerzen. Höchste Zeit, das Haus zu verlassen. Fast schon an der Haustür, rief sie ihm nach, er habe sein Mittagessen und die Thermoskanne vergessen. Jorge hetzte zurück, packte beides in seinen Aktenkoffer und rannte mit der Begründung, er sei zu spät dran, regelrecht zur Tür hinaus.
    Während er in seinem Büro darüber nachdachte, ob seine Frau neben Magenkrämpfen bereits auch Muskelkrämpfe hätte, oder nur mit beschleunigtem Puls Unmengen von Wasser in sich hineinschüttete, klingelte das Telefon.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Sein Nachbar Angel war völlig aus dem Häuschen. Jorge sollte schnellstmöglich nach Hause kommen. Joana ginge es nicht gut.
    Jorge lehnte sich entspannt zurück. Kein Grund zur Eile, dachte er. Obwohl? Seine Sekretärin hatte ihm das Gespräch durchgestellt. Besser, er verließe gleich sein Büro. Nicht, dass es hinterher noch hieße, er habe sich nicht beeilt. Er hetzte aus seinem Büro. In gemächlichem Tempo fuhr er nach Hause.
    Der Nachbar erwartete ihn schon an seiner Haustür. Jorge stürmte an ihm vorbei. »Wo ist Joana?«
    »Ich habe einen Krankenwagen gerufen. Ihr ging es hundeelend. Ich konnte nicht länger auf dich warten«, entschuldigte sich Angel. »Sie haben sie in die Clínica Juaneda gebracht. Du sollst gleich hinfahren.«
    Panik stieg in ihm auf. In Rekordzeit erreichte er die Klinik, wo ihm der Chefarzt so gefühlvoll wie möglich mitteilte, dass sie für seine Frau nichts mehr hätten tun können. Sie sei leider zu spät in die Klinik gebracht worden.
    Tränen der Verzweiflung traten in Jorges Augen. Joana war nicht zu Hause gestorben, sondern in diesem Krankenhaus. Eine Untersuchung war unumgänglich. Andererseits, beruhigte er sich, würde keiner glauben, er, als Chemieprofessor, wäre so dämlich, seine Frau mit Arsen zu töten. Einem seit über hundert Jahren bekannten Gift.
    Am nächsten Tag sagte Jorge alle Vorlesungen ab. Als zutiefst betroffener Ehemann erwartete man genau das von ihm. Zu Hause trank er einen Brandy und lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück.
    Dass die Polizei an seiner Haustür klingelte, kam für ihn doch überraschend. Der Comisario teilte ihm mit, seine Frau sei vergiftet worden. Diese Nachricht war für Jorge ein Schlag in den Magen. Mit der Hand vor dem Mund rannte er auf die Toilette, um sich zu übergeben.
    Der Comisario wartete, bis Jorge wieder auftauchte. »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Unter diesen Umständen ist das wohl eine überflüssige Frage.« Jorge sagte die Wahrheit. Er fühlte sich so elend wie noch nie. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihre Frau war auf dem Weg ins Krankenhaus noch in der Lage, präzise zu erklären, welche Beschwerden sie hatte. Die Symptome deuten auf eine Vergiftung hin. Haben Sie Rattengift im Haus?« Der Comisario sah ihn eindringlich an.
    »Natürlich. Jeder auf dem Land hat mit Ratten zu kämpfen.« Um Jorges Brust legte sich ein eisernes Band. Das Atmen fiel ihm

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