Mallorca Schattengeschichten
Sorte. Dirk verzog das Gesicht und bewegte vorsichtig seine Zehen. Ferhat glaubte, er sei beim Tennis umgeknickt. In Wirklichkeit aber hatte sein Fuß Bekanntschaft mit einem Hammer gemacht. Das durfte nicht noch mal passieren.
Hoffentlich kämen die Computer bald. Er musste noch zur Bank, bevor sie zumachte.
»Señor Dirk?«, riss ihn der Elektriker aus seinen Gedanken.
»Si, was gibt es?«
»Soll das Schild in die Mitte?«
Dirk ging raus und betrachtete die Wand. »Ja, da passt es prima hin.«
Kurz vor eins. Wann kamen endlich diese verfluchten Computer? Drinnen durchwühlte er seine Hosentaschen nach der Telefonnummer des Lieferanten. Auf der Straße hupte es. Na also, dachte er zufrieden, als er den grünen Lieferwagen sah.
»Brauchen Sie lange, um alles anzuschließen?«
»Ungefähr zwei Stunden.«
Dirk kaute auf der Unterlippe. »Muss ich dabeibleiben? Oder kann ich kurz weg?«
Abgehetzt erreichte Dirk die Bank. »Ich möchte sechstausend Euro abheben.«
Die Bankangestellte sah mürrisch auf. »Kontonummer?«
Dirk begann zu schwitzen. »Es ist ein neu eröffnetes Konto von Ferhat Merizadi und mir.«
»Und Sie heißen?«
»Dirk Schuller.«
»Und die Nummer wissen Sie nicht?«, fragte sie.
»Wir haben es erst seit wenigen Tagen.« Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Die Kontodaten habe ich leider nicht bei mir.«
»Ihren Ausweis.«
Dirk fingerte aus der Hemdtasche seine Tarjeta de Residencia .
»Die ist abgelaufen.«
»Ich weiß, aber die Tarjeta wird nicht mehr erneuert. Hier habe ich noch die Bestätigung der Nationalpolizei.« Er zog ein gefaltetes Blatt aus seiner Hosentasche.
Die Bankangestellte blickte kurz darauf. »Da ist kein Foto drauf.«
»Ja, die sind alle ohne. Deswegen habe ich Ihnen ja auch meine alte Tarjeta gezeigt.«
»Jaime!«, rief sie.
Die rückwärtige Tür öffnete sich. Der Bankdirektor kam heraus und trat auf Dirk zu. »Ah, Herr Schuller. Gibt es ein Problem?«
»Ihre Kollegin möchte mir kein Geld geben.«
»Das ist in Ordnung Elena. Ich kenne Herrn Schuller. Hast du die Kontonummer?«
»Also kann ich auszahlen?«
»Ja.« Jaime drehte sich zu Dirk. »Brauchen Sie sonst noch etwas?«
»Sind die Kreditkarten schon da?«
»Ja. Möchten Sie Ihre gleich mitnehmen?«
Erfreut nickte Dirk.»Gerne.«
»Verwendungszweck?« Elena schaute ihn an.
»Ähm ... schreiben Sie Kleinbedarf .«
Elena zuckte kurz mit den Augenbrauen, erwiderte aber nichts. Sie zählte ihm die Scheine vor, während er sich nach dem Bankdirektor umschaute.
»Hier, Ihre Kreditkarte. Und noch eine Unterschrift.« Jaime hielt ihm die Empfangsbestätigung hin. »Ach, und sagen Sie Herrn Merizadi, dass er seine auch abholen kann?«
»Mache ich. Adiós .«
Dirk kehrte zum Büro zurück. Die Elektriker packten gerade zusammen. »Wir sind fertig. Die Rechnung liegt auf dem Tisch.«
»Kann ich die Computer schon benutzen?«, wandte sich Dirk an den Mann hinter dem Tisch.
»Der rechts ist angeschlossen, Internet läuft, und mit den anderen sind wir auch gleich fertig.«
Mit einem zufriedenen Brummen setzte sich Dirk und öffnete den Browser. blackjack-online gab er ein. Mit der Maus fuhr er zu Mein Kontostand . Guthaben 10 Euro, zum Auffüllen geben Sie Ihre Kreditkartendaten ein. Zögernd griff er nach der Karte in seiner Tasche. Sein kleiner Finger trommelte auf dem Tisch. Sollte er es wagen? Ach was, heute war sein Glückstag, er würde gewinnen. Rasch tippte er die Nummer der neuen Kreditkarte ein. Wählen Sie einen Betrag , leuchtete auf dem Bildschirm auf. Seine Finger huschten über die Zahlen. 1.000 Euro, bitte bestätigen Sie.
»Entschuldigung, haben Sie schon auf?« Eine Frau im Seidenkostüm stand in der Tür.
Erschrocken schloss Dirk den Browser, zwang sich zu einem Lächeln und erhob sich.
»Eigentlich noch nicht, aber ... was kann ich für Sie tun?« Dirk ging um den Tisch herum.
»Ich habe das Schild draußen gesehen. Wir sind gestern Abend mit unserer Jacht aus Monaco gekommen, und bleiben eine Woche bei Freunden hier in Puerto Portals. Und ...«
»Jetzt suchen Sie selbst eine Immobilie?«, unterbrach Dirk.
»Ja, ein Landhaus mit großem Grundstück und Privatsphäre. Wissen Sie, mein Mann wünscht sich schon länger eine Alternative zu Südfrankreich.«
»Na, dann wollen wir ihm den Wunsch erfüllen. Ich bin Dirk Schuller. Setzen wir uns doch.« Er ging zum runden Marmortisch. »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?«
»Ein Wasser bitte.« Sie setzte sich.
Weitere Kostenlose Bücher