Malloreon 1 - Herrn des Westens
aufzuspüren.«
»Ich habe Verbindungsleute in Mal Zeth und Melcene«, erklärte Silk. »Wenn ich wieder dort bin, werde ich mich erkundigen.«
»Kehrst du schon bald zurück?«
Silk nickte. »Ich wäre gleich dortgeblieben, aber oben in Yar Nadrak kam es zu einer kleinen Krise. König Drosta wurde etwas zu habgierig. Wir bezahlten ihm eine recht ordentliche Summe, damit er einige unserer Aktivitäten in seinem Königreich nicht sieht. Er kam auf die Idee, daß wir sehr viel Geld verdienten, und spielte mit dem Gedanken, unseren Betrieb in Gar og Nadrak zu verstaatlichen. Ich mußte es ihm persönlich ausreden.«
»Wie hast du das geschafft? Ich hatte immer das Gefühl, daß Drosta in Gar og Nadrak so ziemlich tut, was er will.«
»Ich drohte ihm«, antwortete Silk. »Ich wies ihn darauf hin, daß ich ein naher Verwandter des Königs von Drasnien bin und mich sehr gut mit Kal Zakath stehe. Die Vorstellung einer möglichen Invasion aus dem Osten oder Westen gefiel ihm nicht, also ließ er die Idee fallen.«
»Stehst du dich tatsächlich gut mit 'Zakath?«
»Ich bin ihm nie begegnet – doch das weiß Drosta ja nicht.«
»Du hast gelogen? Ist das nicht gefährlich?«
Silk lachte. »So vieles ist gefährlich, Garion. Wir saßen doch beide schon des öfteren in der Klemme. Rak Cthol war wahrhaftig nicht der sicherste Ort der Welt, und in Cthol Mishrak fühlte ich mich alles andere als wohl.«
Garion spielte mit seinem Kelch. »Weißt du, Silk«, sagte er. »Irgendwie fehlt mir das alles.«
»Alles, was?«
»Ich weiß nicht – die Gefahr, die Aufregung. Mein Leben verläuft jetzt so ziemlich im ewig gleichen Trott. Das einzig Spannende ist für mich zur Zeit mein Versuch, mich um den tolnedrischen Botschafter herumzuschleichen. Manchmal wünsche ich mir…« Er sprach nicht weiter.
»Du kannst mich nach Mallorea begleiten, wenn du möchtest«, bot Silk ihm an. »Ich könnte interessante Arbeit für einen Mann mit deinen Fähigkeiten finden.«
»Ich glaube nicht, daß Ce'Nedra sehr erfreut wäre, wenn ich sie jetzt allein ließe.«
»Das ist einer der Gründe, weshalb ich nicht geheiratet habe«, verriet Silk ihm. »An so was brauche ich keine Gedanken zu verschwenden.«
»Wirst du auf dem Rückweg in Boktor Station machen?«
»Kurz, vielleicht. Die Leute, die ich sehen wollte, besuchte ich auf dem Herweg. Porenn macht ihre Sache mit Kheva großartig. Er wird wahrscheinlich ein guter König, wenn er erst erwachsen ist. Und natürlich ließ ich mich bei Javelin sehen. Das wird mehr oder weniger erwartet. Er will wissen, welche Eindrücke wir in fremden Ländern gewonnen haben – selbst wenn wir nicht in einem offiziellen Auftrag handeln.«
»Javelin ist sehr gut, nicht wahr?«
»Er ist der Beste!«
»Das dachte ich immer von dir!«
»Bei weitem nicht, Garion.« Silk lächelte. »Ich bin zu unstet – brillant vielleicht, aber eben unstet. Ich lasse mich zu leicht ablenken. Wenn Javelin hinter etwas her ist, schaut er nicht nach links und nicht nach rechts, bis er es hat. Im Augenblick versucht er dieser Bärenkult-Sache auf den Grund zu kommen.«
»Und hat er Glück?«
»Noch nicht. Seit einigen Jahren bemüht er sich schon, jemanden in den inneren Kreis des Kultes einzuschleusen, aber es will ihm nicht gelingen. Ich riet ihm, den Jäger zu schicken, aber er sagte, der sei mit etwas anderem beschäftigt und ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
»Den Jäger? Wer ist das?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Silk. »Es ist nicht wirklich ein Wer, weißt du? Es ist ein Name, den man unserem geheimsten Geheimagenten gibt, und das ändert sich von Zeit zu Zeit. Nur Javelin weiß, wer der jeweilige Jäger ist, aber das verrät er niemandem, nicht einmal Porenn. Javelin war selbst einmal der Jäger – vor etwa fünfzehn Jahren. Es muß nicht immer ein Drasnier sein – nicht einmal unbedingt ein Mann. Es könnte jeder sein, vielleicht sogar jemand, den wir kennen – Barak, vielleicht, oder Relg – oder möglicherweise jemand in Nyissa.«
»Mandorallen etwa?« sagte Garion lächelnd.
Silk dachte kurz darüber nach. »Nein, Garion«, meinte er schließlich. »Ich glaube nicht, daß Mandorallen das Zeug dazu hat. Mehrmals war sogar ein Murgo der Jäger.«
»Ein Murgo? Wie könnt ihr einem Murgo trauen?«
»Ich sagte nicht, daß wir dem Jäger immer trauen müssen.«
Garion schüttelte den Kopf. »Ich werde Spionage und Spione nie verstehen.«
»Es ist ein Spiel«, erklärte
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