Malloreon 3 - Dämon von Karanda
verwandte seine Zeit in der Hauptsache dazu, mit seinem Palast in Mal Yaska das kaiserliche Schloß von Mal Zeth an Prunk zu übertrumpfen. Hin und wieder hielt er eine Predigt mit viel Pomp und Blödsinn, doch gewöhnlich schien er überhaupt nicht mehr an Torak zu denken. Da der Drachengott und seine Jünger nicht mehr anwesend waren, hatte die Grolimkirche ihre Macht verloren – oh, natürlich brabbelten die Priester von der Rückkehr Toraks und predigten, ohne es selbst zu glauben, daß der schlafende Gott eines Tages wieder erwachen würde, doch die Erinnerung an ihn wurde immer verschwommener. Die Macht der Kirche schwand zusehends, während die der Armee – also die des Kaisers – im gleichen Maße wuchs.« »Malloreanische Politik erscheint mir recht undurchsichtig«, warf Garion ein.
Zakath nickte. »Das liegt wohl an unserer Natur. Nun, jedenfalls funktionierte unsere Gesellschaft und erhob sich, wenn auch langsam, aus dem finsteren Mittelalter. Da kamt plötzlich Ihr aus dem Nichts, wie es schien, und wecktet Torak auf – nur um ihn genauso plötzlich, und diesmal für immer, wieder schlafen zu schicken. Da begannen unsere Probleme.« »Hätten sie nicht im Gegenteil enden sollen? Das hatte ich eigentlich bezweckt.«
»Ich fürchte, Ihr versteht das Wesen der religiösen Einstellung nicht, Belgarion. Solange es Torak gab – auch wenn er schlief – , waren die Grolims und andere Hysteriker im Reich verhältnismäßig friedlich. Sie fühlten sich wohl in ihrer Überzeugung, daß er eines Tages erwachen und alle ihre Feinde bestrafen und die absolute Macht der ungewaschenen und stinkenden Priesterschaft wiederherstellen würde. Doch mit Torak habt Ihr auch ihre beruhigende Überzeugung vernichtet. Sie mußten der Tatsache ins Auge schauen, daß sie ohne Torak nichts waren. Das ging manchen so nahe, daß sie wahnsinnig wurden. Andere fielen der absoluten Verzweiflung anheim. Einige jedoch begannen eine neue Mythologie zusammenzuzimmern – eine, die jene ersetzen soll, die Ihr mit einem Hieb des Schwertes da drüben zerstört habt.« »Es war nicht allein meine Idee«, sagte Garion.
»Es ist das Ergebnis, das zählt, nicht die Absicht, Belgarion. Jedenfalls sah Urvon sich gezwungen, damit aufzuhören, weiteren Prunk um sich zu häufen und sich in der Anbetung der Schmeichler um ihn zu sonnen. Er mußte zu ernsthafter Arbeit zurückkehren. Eine Weile strengte er sich auch wie besessen an. Er grub all die mottenzerfressenen alten Prophezeiungen wieder aus und verdrehte sie so lange, bis sie auszusagen schienen, was er wollte.« »Und was war das?«
»Er versucht die Leute zu überzeugen, daß ein neuer Gott kommen wird, um über Angarak zu herrschen – entweder der wiederauferstandene Torak oder eine neue Gottheit mit Toraks Geist. Er hat sogar schon einen Kandidaten für diesen neuen Gott der Angarakaner.« »Oh! Wen?«
Zakath verzog amüsiert die Lippen. »Er sieht seinen neuen Gott jedesmal, wenn er in den Spiegel schaut.« »Das ist doch nicht Euer Ernst!«
»O doch! Urvon versucht, sich selbst zu überzeugen, daß er zumindest ein Halbgott ist, seit mehreren Jahrhunderten bereits. Er würde wahrscheinlich in einem goldenen Prunkwagen in einer gewaltigen Parade durch ganz Mallorea ziehen – wenn er nicht Angst hätte, Mal Yaska zu verlassen. Wie ich hörte, gibt es da einen furchterregenden Buckligen, der seit schier einer Ewigkeit danach giert, ihn zu töten – einer von Aldurs Jüngern, wenn ich mich nicht irre.«
Garion nickte. »Beldin. Ich habe ihn kennengelernt.« »Ist er wirklich so schrecklich, wie man sich erzählt?«
»Wahrscheinlich noch schrecklicher. Ich glaube nicht, daß es Euch Spaß machen würde, zugegen zu sein und zu sehen, was er mit Urvon macht, wenn er ihn endlich zu fassen kriegt.«
»Da kann ich ihm nur Waidmannsheil wünschen. Doch ich fürchte, Urvon ist nicht mein einziges Problem. Bald nach Toraks Tod wurden neue Gerüchte aus Darshiva laut. Eine Grolimpriesterin – Zandramas mit Namen – fing ebenfalls an, das Kommen eines neuen Gottes zu prophezeien.«
»Ich wußte gar nicht, daß sie eine Grolim ist«, sagte Garion erstaunt.
Zakath nickte ernst. »Sie hatte zuvor einen ausgesprochen unerfreulichen Ruf in Darshiva. Doch dann übermannte sie die sogenannte Ekstase der Prophezeiung, die sie verwandelte. Wenn sie nun spricht, kann niemand sich ihren Worten widersetzen. Sie predigt zu gewaltigen Massen und feuert sie mit unwiderstehlichem Fanatismus an. Ihre
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