Malloreon 3 - Dämon von Karanda
murmelte sie, »warum brennt diese Kerze so komisch?« Er küßte sie sanft auf die Wange. »Mach dir deshalb keine Gedanken, Liebling«, sagte er, doch sie war bereits eingeschlafen.
Mitternacht war längst vorbei, als ein leises Klopfen an der Tür Garion aus dem Schlaf riß. »Wer ist da?« rief er und setzte sich auf.
»Der Kaiser schickt mich, Eure Majestät«, antwortete eine Stimme hinter der Tür. »Er befahl mir, Euch zu fragen, ob Ihr die Güte hättet, in sein privates Studiergemach zu kommen.« »Jetzt? Mitten in der Nacht?« »Das war seine Anweisung, Eure Majestät.«
»Na gut«, sagte Garion. Er warf die Decken zurück und schwang die Füße auf den kalten Boden. »Ich brauche eine Minute, mich anzuziehen.« »Selbstverständlich, Eure Majestät.«
Vor sich hin brummelnd, schlüpfte Garion im schwachen Schein des Kohlebeckens in seine Sachen. Als er angekleidet war, spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht und strich mit den Fingern durch das sandfarbene Haar, um es einigermaßen zu glätten. Schließlich, als er schon gehen wollte, fiel ihm noch etwas ein, und er schlüpfte durch den Gurt der Schwertscheide und rückte Eisenfausts Klinge auf dem Rücken zurecht. Dann öffnete er die Tür. »Gut, gehen wir«, sagte er zu dem Wartenden. Kal Zakaths Studiergemach war ein Raum mit Bücherregalen an allen Wänden, mehreren Ledersesseln, einem großen, polierten Tisch und einem prasselnden Feuer im Kamin. Der Kaiser, immer noch in einfaches Weiß gekleidet, saß in einem Sessel am Tisch und blätterte im Licht einer einzelnen Öllampe durch einen Stoß Pergamentblätter.
»Ihr wolltet mich sehen, Zakath?« fragte Garion, als er eintrat.
»Ah, ja, Belgarion«, sagte Zakath und schob die Schriften zur Seite. »Wie freundlich, daß Ihr gekommen seid. Ich hörte, Eure Gemahlin erholt sich bereits.«
Garion nickte. »Noch einmal danke, daß Ihr Andel geschickt habt. Sie war sehr hilfreich.«
»Eine Selbstverständlichkeit, Belgarion.« Zakath kürzte den Lampendocht, bis die Ecken des Gemachs im Dunkeln lagen. »Ich dachte, wir könnten uns ein wenig unterhalten.«
»Ist es nicht schon ein bißchen spät?«
»Ich schlafe nicht viel, Belgarion. Durch den Schlaf kann man ein Drittel seines Lebens verlieren. Der Tag ist voll hellem Licht und Ablenkung; die Nacht aber ist dämmrig und still, und man kann sich viel besser konzentrieren. Bitte, nehmt doch Platz.«
Belgarion schnallte sein Schwert ab und lehnte es gegen einen Bücherschrank.
»So gefährlich bin ich nun auch wieder nicht.« Der Kaiser blickte betont auf die mächtige Waffe.
Garion lächelte leicht und setzte sich in den Sessel am Kamin. »Ich nahm es nicht Euretwegen mit, Zakath. Reine Gewohnheit. So ein Schwert läßt man nicht herumliegen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand es stehlen würde, Belgarion.« »Es kann gar nicht gestohlen werden! Ich möchte nur nicht, daß jemandem etwas passiert, weil er es versehentlich berührte.« »Wollt Ihr damit sagen, daß es das Schwert ist?«
Garion nickte. »Ich bin sozusagen verpflichtet, darauf aufzupassen. Es ist gewöhnlich lästig, aber ein paarmal war ich recht froh, daß ich es dabei hatte.«
»Was ist eigentlich in Cthol Mishrak wirklich passiert?« fragte Zakath plötzlich. »Ich habe die unmöglichsten Geschichten darüber gehört.« Garion nickte und verzog das Gesicht. »Ich auch. Die meisten haben gerade noch den Namen richtig, aber nicht viel mehr. Weder Torak noch ich hatten viel Kontrolle über das, was geschah. Wir kämpften, und ich stieß ihm dieses Schwert da in die Brust.« »Und er starb?« Zakaths Gesicht war angespannt. »Zu guter Letzt, ja.« »Zu guter Letzt?«
»Er spuckte zunächst Feuer und weinte Flammen. Dann rief er etwas.« »Was rief er?«
»›Mutter‹«, antwortete Garion knapp. Er wollte nicht darüber sprechen. »Wie erstaunlich für ihn! Was ist mit seinem Leichnam geschehen? Ich ließ alle Trümmer von Cthol Mishrak danach absuchen.«
»Die anderen Götter kamen und nahmen ihn mit. Könnten wir nicht vielleicht über etwas anderes reden? Diese Erinnerung ist sehr schmerzhaft für mich.«
»Er war doch Euer Feind!«
»Er war auch ein Gott, Zakath – und einen Gott töten zu müssen ist etwas Schreckliches.«
»Ihr seid ein erstaunlich sanftmütiger Mann, Belgarion. Ich glaube, ich achte Euch dafür mehr als für Euren unerschütterlichen Mut.«
»Ich würde ihn kaum unerschütterlich nennen. Ich hatte die ganze Zeit schreckliche
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