Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Angewohnheit. »Es ist nur ein Gerücht«, sagte er vorsichtig. »Sprecht.«
»Ich habe aus Hinweisen aus Karanda gehört, daß Menghas Dämonenvertrauter Nahaz heißen soll.«
»Ist das von Bedeutung?«
»Ich bin mir nicht sicher, Eure Majestät. Als die Grolims im zweiten Jahrtausend nach Karanda kamen, vernichteten sie alle Spuren karandesischer Mythologie, und niemand hat je versucht, die paar Brocken, die ihnen entgingen, aufzuzeichnen. Alles, was blieb, ist eine vage mündliche Überlieferung. Jedenfalls, nach den Gerüchten, die ich hörte, soll Nahaz der Stammesdämon der Urkarandeser gewesen sein, die sich in diesem Gebiet niederließen, noch ehe die Angarakaner nach Mallorea kamen. Die Karandeser folgen Mengha nicht nur, weil er ein politischer Führer ist, sondern auch, weil mit ihm wieder etwas existiert, das sie fast für einen Gott halten.« »Ein Dämonenherrscher?« fragte ihn Garion.
»Das ist eine sehr gute Beschreibung für ihn, Eure Majestät. Wenn die Gerüchte stimmen, hat dieser Dämon Nahaz unbeschränkte Macht.« »Ich hatte befürchtet, daß Ihr das sagen würdet.«
Später, als sie wieder auf der Straße waren, blickte Garion Silk neugierig an. »Wieso hast du zugelassen, daß er diese Dokumente verbrannte?« »Das ist bei uns so üblich.« Silk zuckte die Schultern. »Wir heben nichts Schriftliches auf. Dolmar hat alles seinem Gedächtnis eingeprägt.« »Erleichtert es ihm das nicht, von euch zu stehlen?«
»Natürlich. Aber er hält seine Unterschlagungen in erträglichen Grenzen. Wenn das Steueramt schriftliche Unterlagen in die Hand bekäme, könnte es zu einer Katastrophe führen. Möchtest du jetzt ins Schloß zurückkehren?«
Garion nahm seine Liste in die Hand. »Nein, erst müssen wir das hier alles besorgen.« Düster blickte er auf das Blatt. »Ich frage mich, wie wir das alles tragen sollen.«
Silk warf einen Blick über die Schulter auf die beiden Agenten, die ihnen unauffällig folgten. »Hilfe ist nur ein paar Schritte entfernt.« Er lachte. »Wie ich schon sagte, Polizisten können manchmal zu allerhand nützlich sein.«
Während der nächsten Tage stellte Garion fest, daß das Kaiserschloß in Mal Zeth anders als jeder Hof im Westen war. Da alle Macht in Zakaths Hand ruhte, wetteiferten Bürokraten und Höflinge um die Gunst des Kaisers, und bemühten sich mit oft verrückten und komplizierten Komplotten, ihre Gegner in ein schlechtes Licht zu bringen. Die Hofintrige erreichte eine bisher ungeahnte Höhe, als nun gewissermaßen auch noch Silk, Sammet und Sadi begannen, in diesem trüben Wasser zu fischen. Das Trio erwähnte scheinbar beiläufig, welch enge Freunde Garion und Zakath waren, und vergaß nicht darauf aufmerksam zu machen, daß sie selbst das uneingeschränkte Vertrauen des Rivanischen Königs besaßen. Dann warteten sie ruhig ab, wie die Dinge sich entwickelten.
Die Beamten und Höflinge im Schloß erkannten rasch, welche Gelegenheiten sich ihnen durch diesen neuen Weg zum Ohr des Kaisers boten. Ohne daß es irgendwelcher Worte bedurfte, teilte dieses Trio aus dem Westen die möglichen Wirkungskreise auf. Silk konzentrierte sich auf kommerzielle Dinge, Sammet auf Politik, und Sadi tauchte seine langfingrigen Hände behutsam in die Welt des hohen Verbrechens. Obwohl alle subtil durchblicken ließen, daß sie Bestechungen für angebracht hielten, bekundeten sie auch, daß sie durchaus bereit wären, die verschiedensten Ersuchen im Austausch gegen Information weiterzuleiten. Und so stellte Garion fest, daß ihm ein sehr leistungsfähiger Nachrichtendienst zur Verfügung stand. Silk und Sammet manipulierten die Ängste, Ambitionen und Habgier jener, die an sie herantraten, virtuos und spielten mit ihnen wie auf fachmännisch gestimmten Instrumenten. Sadis Methoden, die er der auf Salmissras Hof gesammelter Erfahrung verdankte, waren in manchen Fällen sogar noch subtiler, in anderen dagegen schmerzhaft direkt. Der Inhalt seines roten Lederkästchens brachte ihm Höchstpreise, und mehrere Verbrecher aus den allerobersten Kreisen, Männer, denen im wahrsten Sinne des Wortes ganze Abteilungen von Bürokraten gehörten, ja selbst Generale, starben plötzlich unter sonderbaren Umständen – einer kippte sogar in Anwesenheit des Kaisers mit dunkel verfärbtem Gesicht und hervorquellenden Augen um.
Zakath, der die Regsamkeit der drei mit insgeheimer Belustigung verfolgte, zog bei diesem Punkt einen Schlußstrich. Während ihres üblichen abendlichen Treffens
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