Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Maultiertreiber, die sich um eines der Lagerfeuer geschart hatten, ließen einen irdenen Krug herumgehen und wurden zusehends ungezwungener und lauter. Am oberen Ende des Wäldchens saßen Garion und seine Gefährten um ein anderes Feuer, genossen ihr Abendessen und unterhielten sich ruhig mit Yarblek und Vella.
»Seid vorsichtig, wenn ihr nach Venna kommt«, warnte Yarblek. »Einige Gerüchte von dort sind schlimmer als die aus Karanda.« »Oh?«
»Es ist, als hätte eine Art Wahn sie alle erfaßt. Aber natürlich waren Grolims noch nie so richtig normal.« »Grolims?« fragte Garion scharf.
»Venna ist ein von der Kirche beherrschtes Land«, erklärte Silk. »Alle Autorität dort kommt von Urvon und seinem Hof in Mal Yaska.« »So war es früher«, verbesserte ihn Yarblek. »Niemand weiß offenbar genau, wer jetzt die Macht hat. Die Grolims sammeln sich in Gruppen, um miteinander zu reden. Sie reden immer lauter, bis sie einander anschreien und schließlich alle zu den Messern greifen. Es ist mir leider nicht gelungen, etwas Genaueres zu erfahren. Selbst die Tempelwachen ergreifen Partei.«
»Die Vorstellung, daß die Grolims sich gegenseitig an die Kehle fahren, ist eigentlich nichts, was mir mißfällt«, sagte Silk.
»Mir auch nicht«, versicherte ihm Yarblek. »Nur seht zu, daß ihr nicht zwischen sie geratet.«
Feldegast hatte angefangen, sanft auf seiner Laute zu klimpern, und nun schlug er eine Saite, die so mißtönend war, daß es selbst Garion auffiel. »Die Saite ist nicht richtig gestimmt«, sagte Durnik.
»Ich weiß«, antwortete der Komödiant. »Der Wirbel gibt immer nach.«
»Laßt mich sehen«, erbot sich Durnik, »vielleicht kann ich ihn richten.«
»Er ist zu abgegriffen, fürchte ich, Freund Durnik. Es ist ein wundervolles Instrument, aber sehr alt.«
»Eben solche sind es wert, daß man sie rettet«, antwortete Durnik. Er nahm die Laute, drehte den losen Wirbel und probierte den Klang der Saite mit dem Daumen. Dann holte er sein Messer hervor und schnitt ein paar Holzspäne. Er schob sie behutsam um den dünnen Pflock in das Wirbelloch, und klopfte sie mit dem Messergriff fest. Dann drehte er den Wirbel und stimmte die Saite. »Jetzt müßte es gehen«, meinte er. Er nahm die Laute und schlug ein paar Saiten an, dann begann er eine alte Weise zu spielen, und seine Finger wurden zusehends geschickter. Schließlich fing er die Weise von vorn an, und diesmal begleitete er zu Garions Staunen die einfache Melodie mit einem sanft auf- und abschwellenden Kontrapunkt, so komplex, daß man kaum glauben konnte, er käme von einem einzelnen Instrument. »Sie hat einen guten Klang«, sagte er zu Feldegast. »Ihr seid ein Genie, Meister Schmied. Erst richtet Ihr meine Laute, und dann spielt Ihr sie auch noch viel besser, als ich es je könnte.«
Polgaras Augen wurden groß und strahlend. »Warum hast du mir noch nie davon erzählt, Durnik?« fragte sie.
»Ich habe es fast selbst vergessen, so lange ist es her, daß ich das letzte Mal spielte.« Er lächelte. Seine Finger tanzten auf den Saiten und entlockten ihnen eine vollklingende Kaskade von Tönen. »Als ich jung war, arbeitete ich eine Zeitlang für einen Lautenmacher. Er war alt und seine Finger wollten nicht mehr so recht, er mußte jedoch den Klang der Instrumente hören, die er anfertigte, also lehrte er mich, sie für ihn zu spielen.« Er blickte über das Feuer auf seinen hünenhaften Freund, und irgendwie verständigten sie sich. Toth nickte. Er griff unter die grobe Decke, die er um eine Schulter trug, und brachte ein seltsames Instrument zum Vorschein. Es bestand aus einer Reihe von Schilfrohrstücken verschiedener Länge, die so zusammengebunden waren, daß sie von der Seite wie eine Treppe aussahen. Der Stumme hob die Syrinx an die Lippen, als Durnik zum Anfang der Weise zurückkehrte. Die Töne, die er aus dieser einfachen Flöte hervorbrachte, hatten einen so wehmütigen Klang, daß es Garion ins Herz schnitt, während sie die komplexen Lautentöne begleitete. »Ich komme mir völlig unnötig vor«, erklärte Feldegast staunend. »Mein eigenes Lauten- oder Flötenspiel ist gut genug für Schenken und dergleichen, aber ich bin kein Virtuose wie diese beiden.« Er betrachtete den hünenhaften Toth. »Wie ist es möglich, daß ein so großer Mann so zarte Töne hervorbringen kann?«
»Er ist wirklich gut«, sagte Eriond. »Er spielt manchmal für Durnik und mich – wenn die Fische nicht anbeißen.«
»Ah, das ist ein
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