Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Offiziersunterkunft mit den üblichen roten Teppichen und mit Möbelstücken, die leicht zerlegt und wieder aufgebaut werden konnten. Sie waren schon des öfteren in Zelten dieser Art untergebracht worden. Garion schaute sich ohne Interesse um, dann ließ er sich auf eine Liegebank fallen.
»Was hast du denn, Garion?« Ce'Nedra setzte sich zu ihm.
»Ist das nicht offensichtlich? Warum lassen sie uns nicht in Ruhe?«
»Ich glaube, du machst dir zuviel Sorgen.« Sie tupfte mit dem kleinen Finger auf seine Stirn. »Dein Freund da drinnen wird nicht zulassen, daß irgendetwas geschieht, was nicht geschehen soll, also hör auf, darüber zu brüten. Wir sollen nach Kell, und Zakath könnte uns nicht davon abhalten, selbst wenn er seine gesamte Armee aus Cthol Murgos zurückholte und uns mit ihr den Weg versperrte.« »Du nimmst das ziemlich gelassen hin!«
»Ich muß daran glauben, Garion«, antwortete sie seufzend. »Täte ich es nicht, würde ich wahnsinnig.« Sie beugte sich vor und küßte ihn. »Also Schluß mit dieser mißmutigen Miene. Du fängst ja an, wie Belgarath auszusehen!« »Kein Wunder, schließlich ist er mein Großvater.«
»Schon, aber die Ähnlichkeit sollte sich frühestens in ein paar tausend Jahren bemerkbar machen!«
Zwei Soldaten brachten ihr Abendessen, das aus der üblichen Marschverpflegung bestand. Silk hob den Deckel eines der Metalltöpfe ab und schaute hinein. »Das habe ich befürchtet!« Er seufzte abgrundtief. »Was habt Ihr, Kheldar?« fragte Sadi. »Bohnen!« Silk deutete auf den Topf. »Ich dachte, Ihr mögt Bohnen.« »Nicht, wenn ich sie essen muß!«
Weil sie in der vergangenen Nacht nicht zum Schlafen gekommen waren, legten sie sich früh nieder. Garion wälzte sich eine Weile ruhelos herum, bis er schließlich doch einschlief.
Am folgenden Morgen wachten alle spät auf. Als Garion durch den Vorhang des abgetrennten Abteils trat, das er mit Ce'Nedra teilte, sah er zuerst Silk, der hin und her stapfte. »Endlich!« rief der kleine Mann erleichtert. »Ich dachte schon, keiner würde vor Mittag aufstehen!« »Wo drückt dich der Schuh?« erkundigte sich Garion. »Ich muß einfach mit jemand reden!« »Fühlst du dich einsam?«
»Nein, aber in mir kribbelt es. Zakath wird wahrscheinlich heute auftauchen. Meinst du, wir sollten Belgarath aufwecken?« »Warum?«
»Um herauszufinden, ob Beldin schon was unternimmt, um uns hier herauszuholen.« »Du machst dir zuviel Sorgen.«
»Ah, und du stehst wohl über den Dingen, eh?« fauchte Silk gereizt.
»Das nicht. Aber es hat wenig Sinn, wenn wir uns wegen etwas, gegen das wir im Augenblick nichts unternehmen können, die Fingernägel abknabbern, oder?« »Garion, warum legst du dich nicht wieder hin?« »Ich dachte, du fühlst dich einsam?« »So einsam auch wieder nicht!« »Hat sich Atesca heute schon sehen lassen?«
»Nein. Er ist wahrscheinlich sehr beschäftigt. Er wird den genauen Plan für den Feldzug entwerfen müssen, bis Zakath ankommt.« Der kleine Mann ließ sich in einen Klappsessel fallen. »Egal, was Beldin zu unserer Befreiung einfällt, wir werden bestimmt mindestens ein Regiment auf den Fersen haben!« prophezeite er. »Und ich mag es gar nicht, wenn man mich jagt!«
»Seit wir Faldors Hof verließen, ist fast immer irgend jemand hinter uns hergewesen. Du solltest dich inzwischen daran gewöhnt haben.« »Das schon, Garion. Trotzdem gefällt es mir nicht!«
Etwa eine Stunde später wachten die übrigen auf, und kurz danach brachten die rotuniformierten Soldaten das Frühstück. Diese beiden Männer waren die einzigen, die sie zu sehen bekommen hatten, seit sie im Zelt festgehalten wurden.
Den Rest des Vormittags verbrachten sie mit belanglosen Gesprächen. In stummer Übereinstimmung erwähnte keiner die gegenwärtige Lage. Gegen Mittag betrat General Atesca das Zelt. »Seine Kaiserliche Majestät wird in Kürze eintreffen«, teilte er ihnen mit. »Seine Flotte nähert sich den Piers.« »Danke, General«, murmelte Belgarath. Atesca verbeugte sich steif und verließ sie wieder.
Polgara stand auf. »Kommt, meine Damen«, wandte sie sich an Ce'Nedra und Sammet. »Machen wir uns präsentabel.«
Sadi blickte auf seinen einfachen Kittel und das unscheinbare Beinkleid hinunter. »Wohl kaum geeignet für eine kaiserliche Audienz. Meint Ihr, wir sollten uns umkleiden?«
»Warum?« Belgarath zuckte die Schultern. »Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, daß wir Zakath ernst nehmen.« »Tun wir es etwa nicht?«
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